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Geliebtes Landleben

Geliebtes Landleben

Titel: Geliebtes Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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half
Tony der Mutter, sie in mehrere Decken zu wickeln und sagte ihr, wir würden uns
beide nach hinten setzen und sie über unsere Knie legen. Sie war so unruhig,
daß eine Person sie kaum hätte halten können; ich war froh, daß ich mitgefahren
war.
    Wir tranken schnell den Tee und
genossen die dicken Scheiben frischen Brotes, das Mrs. Selkirk selbst gebacken
hatte. Dann fuhr Dr. Barrett mit Selkirks Hilfe den Wagen durch den Garten bis
vor die Haustür, die Decken wurden nun mit Ölzeug überzogen und das Kind fest
darin eingewickelt. Tony und ich hatten uns schon hinten zurechtgesetzt und
nahmen das Kind auf unsere Knie, während sich Oliver von der Mutter
verabschiedete.
    »Machen Sie sich nicht zu große
Sorgen. Sobald wir im Krankenhaus sind, ist sie in den besten Händen. Ein Kind
mit hohem Fieber sieht oft schlimmer aus als es ist. Bis morgen früh haben sie
herausgefunden, was ihr fehlt, und dann ist sie über den Berg. Ich werde Sie
anrufen, wenn wir heute abend zu Hause ankommen, und Sie über die Lage
informieren.«
    »Aber Doktor, Sie werden doch
Stunden brauchen, bis Sie ankommen, und es scheint ihr so schlecht zu gehen?«
    Er war ganz zuversichtlich. »Wir
brauchen etwas mehr als eine Stunde bis Tiri. Von da aus ist es kein Problem
mehr und nur noch eine kurze Fahrt von weniger als einer Stunde bis zum
Krankenhaus. Um acht Uhr wird Ihr kleines Mädchen schon gut eingepackt in ihrem
Bettchen liegen; ich rufe an, sobald ich zu Hause ankomme.« Kein Wunder, daß
Tony in ihn verliebt war; diese Leute sahen ihn an, als wäre er ein Gott.
Selbst ich, die sonst leicht an ihm herumnörgelte, war völlig für ihn
eingenommen. Er war außerordentlich ruhig und tüchtig, ein Mann, dem man sein
Kind ruhigen Gewissens an vertrauen konnte und wußte, daß es wieder gesund
würde. Sie strömten über vor Dankbarkeit; ich spürte einen Kloß in der Kehle,
als ich mich umblickte und sah, wie die Mutter, an die sich die Kleinen
klammerten, am Tor stand und weinte.
    »Wo ist Ihr nächster Nachbar?«
fragte Oliver Selkirk, der neben ihm saß, um die schrecklich dreckigen Ketten
abnehmen zu können, sobald wir die Ecke erreichten, und dann zu seinem einsamen
kleinen Haus zu Fuß zurückzukehren.
    »Ungefähr drei Meilen entfernt
die geschotterte Straße hinunter. An diesem Weg hier liegt sonst nichts,
deshalb ist er auch nicht geschottert; aber wir haben Telefon und Miss Adams
versorgt uns.« Ja, es war wirklich wie in den Jahren, als wir noch ganz wenige Nachbarn
hatten und das Telefon unsere einzige Verbindung mit der Welt war. Ich war
damals froh gewesen, daß diese notdürftige Leitung mit Tantchens Laden
verbunden war. Sie ließ niemals jemanden im Stich.
    Gehörte Dr. Barrett zu diesen
Menschen? Wenn ich Tonys Gesicht sah, ihm bewundernd zugewandt, konnte ich
nicht mehr zweifeln, daß sie daran glaubte. An diesem Abend hatte er sich
erstaunlich gut verhalten und die Notlage durchgestanden, als hätte er immer
auf dem Lande und nicht in einer Stadt gelebt. Aber wie lange würde er mit
diesem Hinterland zufrieden sein? Er war nun schon länger hier draußen, als er
versprochen hatte. Ich meinte zu spüren, daß trotz seiner Gewissenhaftigkeit ab
und zu Unruhe, ja fast Ungeduld in ihm war. War Tony durch ihre Liebe so blind
geworden, daß sie es nicht auch empfinden und mit ihm fühlen konnte?
    An der Ecke nahm Selkirk
geschickt die Ketten ab. Er wollte den Arzt nicht aussteigen lassen, sondern
verstaute sie im Handumdrehen in einem Sack im Kofferraum. »Daran bin ich gewöhnt«,
sagte er kurz. »Wenn wir nicht unbedingt gezwungen sind, gehen wir im Winter
nicht ’raus, aber wenn wir wegfahren müssen, geht es nur mit Ketten, es sei
denn, wir hätten eine Woche lang trockenes Wetter gehabt.« Dann steckte er
seinen Kopf zum Fenster hinein, die Worte fielen ihm schwer. »Ja, Doc, ich kann
nicht viel sagen, aber Sie wissen, was ich empfinde«, und mit einem letzten
Blick auf das fiebrige bewußtlose Kind auf der Hinterbank grüßte er uns kurz,
murmelte noch einmal »Vielen Dank« und wandte sich seinem Rückweg auf der
schlammigen Straße zu.
    Ich spürte, daß sich Oliver
nicht so gern »Doc« nennen ließ, aber er lächelte freundlich und winkte noch
einmal zum Abschied, als Selkirk wegging. »Ein guter Kerl«, sagte er, und dann
vergaß er ihn wohl völlig und konzentrierte sich auf die ihm bevorstehende
Aufgabe. Mußte ein guter Arzt nicht so sein?
    Bis Tiri war die Fahrt der
reinste Alptraum. Es regnete in

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