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Geliebtes Landleben

Geliebtes Landleben

Titel: Geliebtes Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Strömen, und die Scheibenwischer schafften es
kaum. Die Steigung war schwierig und die Haarnadelkurven haarsträubend, wenn
wir sie schließlich einsehen konnten. Aber es blieb uns kaum Zeit, nervös zu
sein, denn das Kind nahm unsere ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Es war ein
kräftiges kleines Mädchen, das von Unrast geplagt wurde. Wir hatten alle Mühe
zu verhindern, daß sie sich hin und her warf, und sie murmelte und schrie
herzzerreißend.
    »Sie ist doch sicher sehr
krank?« flüsterte ich Tony zu.
    »Es scheint so, aber Oliver
wird sie schon gesund machen. Ist er nicht bewundernswert?«
    Ich stimmte ihr wieder zu,
diesmal aus vollem Herzen. In der Dunkelheit konnte ich mir die leuchtenden
Augen, die schönen, leicht geöffneten Lippen, all diese Merkmale eines jungen
Mädchens vorstellen, das ein Idol liebt, welches am Ende zwangsläufig seine
tönernen Füße zeigen muß. Ich seufzte wie eine abgeklärte Frau und kam zu dem
Schluß, daß da überhaupt nichts zu machen war. Die abenteuerliche Straße, das
schreckliche Wetter, die einsame Farm, die heldenhafte Rettung, die Geste
>keine Rechnung< — , das alles war wie aus einem Fernsehstück, und
trotzdem waren diese Dinge Olivers starke Verbündete. Solange er sie behielt,
würde ihm Tony zu Füßen liegen.
    Sobald wir Tiri erreicht
hatten, war das Schwerste überstanden. Wir hielten nur kurz an, um Tantchen zu
beruhigen und sie um einen Anruf bei Paul zu bitten; dann fuhren wir schnell
und ohne Schwierigkeiten zum Te - Rimu -Krankenhaus.
Als wäre die kleine Patientin durch die leichtere Fahrt beruhigt, verfiel sie
in tiefen Schlaf, Tony und ich konnten uns ausruhen. Die gute Straße ermöglichte
es Oliver, sich ab und zu umzudrehen und ein Wort mit seiner ihm ergebenen
Sklavin auf dem Hintersitz zu tauschen. Sklavin oder Sklavinnen? An diesem
Abend war ich ganz auf der Seite des Doktors, eine Tatsache, die ich später nie
vergessen sollte. So konnte ich vieles leichter verstehen.
    Im Krankenhaus wurden wir schon
erwartet. Oliver war dort offensichtlich sehr beliebt. Die Schwester, die uns
begrüßte, war entsetzt über die späte Stunde, das schlechte Wetter und den
Zustand, in dem sich der Wagen des Arztes befand. Ihm schien das gleichgültig
zu sein.
    »Ein schlammiger Weg, aber man
hat uns mit den Ketten geholfen. Mir geht es gut, aber die Mädchen sind
wahrscheinlich müde. Sie hatten den schwereren Teil der Arbeit und sie werden
froh sein, zu Hause ihr Bett zu sehen.«
    Die Schwester sah uns
gleichgültig, den Doktor jedoch bewundernd an. Es war nicht nett von mir zu
denken, daß er diesen Blick genoß; wer von uns freut sich nicht über
Bewunderung und ein bißchen Heldenverehrung?
    Sie hoben das Kind in seinem
Paket aus Decken aus dem Wagen und trugen es in Begleitung von Dr. Barrett ins
Krankenhaus. Die Schwester kam sofort zurück und lud uns in ihr Wohnzimmer ein,
wo eine junge Schwester uns Kaffee und Brote brachte. Sie sah Tony sehr
interessiert und etwas neidisch an. Offensichtlich hatte es sich bei dem
kleinen Personalstab sofort herumgesprochen, daß Oliver sie als »meine
Verlobte« vorgestellt hatte, und noch ein oder zwei junge Dinger fanden eine
Ausrede, um das glückliche Mädchen sehen zu können, das das Große Los gezogen
hatte.
    Als wir allein waren, sagte ich
zu Tony: »Du bist heute abend hier von größtem Interesse«, und sie lachte.
    »Ich wünschte, ich würde Oliver
mehr Ehre machen. Sie bewundern ihn alle, findest du nicht? Wahrscheinlich
fragen sie sich, was er an einem so schmutzigen nassen Ding wie mir finden
kann. Schwesterntrachten sehen immer so vorteilhaft aus.«
    »Drillich und Ölzeug auch, wenn
du im Glanz eines Helden erstrahlst. Diese kleine Schwester hat bestimmt
gedacht: >Wenn ich nur dem Doktor so helfen dürfte!<«
    »Sie hat sich wahrscheinlich
eher gefragt, wie es mir gelungen ist, einen so wunderbaren Mann zu bekommen.
Denn er ist wunderbar, nicht wahr, Susan?«
    Wieder stimmte ich zu, diesmal
mitfühlend und aufrichtig. Ich dachte: »Wenn er nicht mehr hier ist und in
seinem Beruf Karriere gemacht hat, woran kein Zweifel besteht, werden sich alle
an heute nacht erinnern und sagen: >Das war ein Doktor, der meilenweit durch
Unwetter gefahren ist, um armen Leuten zu helfen, die ihm nichts bezahlen
konnten — so ist er<.« Ja gewiß war Oliver wunderbar. Jetzt kam er zurück
und trank seinen Kaffee, den Tony ihm liebevoll eingegossen hatte. Er sah
fröhlich aus. »Sie wird wieder gesund. Ich habe den

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