Geliebtes Landleben
herum, aber sie sind
abgehärtet.«
»Susan,
du bist genauso blind wie Larry. Ich meine, sie haben nicht gelernt, sich unter
andere Leute zu mischen. O ja, sie mögen die Maori-Kinder in der Schule, sie
haben keine Rassenvorurteile, Gott sei Dank. Aber seht euch nur euren schönen
ausgewählten Zirkel an, den Oberst und Miss Adams, eure drei Haushalte, Julian
und seine liebe Frau, wenn sie hier sind, und Peter Anstruther. Alle vom selben
Schlag. Sehr nette Leute, aber nicht dazu geschaffen, den Kindern beizubringen,
wie man mit anderen auskommt. Sie müssen Menschen kennenlernen, die nicht so
nett sind.«
»Das
werden sie wahrscheinlich, wenn sie ins Internat kommen. Ich habe dort viele
nette Mädchen kennengelernt, aber in meinem erstklassigen Internat gab es auch
ein paar absolut verdorbene«, sagte Larry böse.
»Aber
warum schickt ihr sie in Internate? Sie sind noch zu jung. Das ist eine zu große
Veränderung, Es schadet ihnen in gewisser Weise. Sie haben sich schon verändert
und sind zu kleinen Ungeheuern geworden. Ihr habt kein Recht, euren Kindern das
anzutun.«
Larry
hatte einen roten Kopf bekommen, und ich konnte sehen, daß sie sich nur mit Mühe
beherrschte, aber sie sagte noch ziemlich ruhig: »Willst du uns dann vielleicht
in deiner unendlichen Weisheit erzählen, was wir tun sollen? Was können wir
tun?... Wir leben im Hinterland. Wir müssen sie in Internate schicken. Wir
haben keine gute Schule um die Ecke und nicht so viele nette Leute in der
nächsten Straße.«
»Nein«,
sagte Miss Fletcher ruhig. »Ich weiß, daß ihr das nicht habt. Aber ich.«
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Wir starrten einander nur an und fragten uns, ob
wir richtig gehört hatten. Sie fuhr fort: »Guckt mich nicht so an. Kommt, setzt
euch und hört mir vernünftig zu. Du mußt nicht ausgerechnet jetzt gehen, Susan,
und wenn du gehst, kannst du alles noch mit Paul besprechen. Es hat keine Eile.
Eure Anzahlung im Internat verfällt ohnehin.« Das schien Larry und mir so
unwichtig, daß wir zu Miss Fletchers Ärger ziemlich hysterisch zu lachen
begannen. Wir folgten ihr in das leere Wohnzimmer und hörten ihr stumm zu. Ihre
Stunde war gekommen, und wir spielten nur eine ganz unbedeutende Rolle.
»Ich
würde die Kinder nehmen. Das heißt von montags bis freitags. An den Wochenenden
müßtet ihr sie abholen. Sie könnten bei mir um die Ecke zur Schule gehen.«
Larry
und ich tauschten einen Blick. Wir hatten denselben Gedanken. Tante Kate hatte
das alles vorausbedacht, als sie das Haus kaufte. Keine von uns beiden war
natürlich so dumm, darauf hinzuweisen. Nach einer langen Pause sagte ich: »Das
wäre einfach herrlich. Aber wie ist es mit dir? Kannst du es wirklich machen?
Ist dir das nicht zuviel Arbeit?«
»Arbeit?
Unsinn. Ich habe mein Leben lang hart gearbeitet, und wenn es mir zuviel ist,
zwei Kinder fünf Tage in der Woche zu haben, die noch dazu den ganzen Tag in
der Schule sind, dann gehe ich am besten auf dem schnellsten Wege in ein
Altersheim.«
»Aber
sie sind so ungezogen«, sagte Larry, die ausnahmsweise einmal völlig erstaunt
war.
»Nur
weil sie unglücklich sind. Oh, ich will nicht leugnen, daß sie auch so immer
lebhaft und zu dummen Streichen aufgelegt sind, aber es ist nicht so schlimm,
als daß ich nicht damit zurechtkommen könnte.«
»Sie
würden dich nicht fertig machen?« stotterte ich, und Kate fuhr uns barsch an.
»Sei
nicht albern, Susan. Ich habe noch gesunden Menschenverstand, ihr vielleicht
nicht. Seht ihr, ich bin keine Mutter. Meine Generation hat sich nicht von
anderen fertigmachen lassen, nicht einmal von schwierigen alten Leuten. Es ist
unwahrscheinlich, daß ich zusammenklappe, weil ich für zwei Kinder sorgen muß.«
»Aber
das ist nicht richtig«, ereiferte sich Larry. »Ich meine, es dir aufzubürden.
Schließlich ist das unsere Aufgabe.«
»Es
wird euch mit größerer Wahrscheinlichkeit ins Grab bringen, wenn es so
weitergeht. Nein, Larry, sie sind keine Belastung für mich. Vielleicht ist das
die Meinung einer alten Jungfer, aber mir scheint es, als seien Kinder nur eine
Belastung für die eigenen Eltern.«
Über
diese scharfsinnige Bemerkung konnten wir nur lächeln. Tante Kate fuhr nun
freundlicher fort. »Die Kinder sind immer bei den Menschen am ungezogensten , die sie am liebsten mögen.
Bei
mir werden sie schon anständig sein, wahrscheinlich, weil ich ihnen
gleichgültiger bin.«
Ihre
Stimme war traurig, und ich fing zusammen mit Larry an zu sprechen. Larry
sagte: »Sie sind dir
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