Geliebtes Monster
eingeweiht, und er hatte nur mit dem Kopf geschüttelt, weil er der Meinung war, daß man mich nicht allein lassen könnte.
»Das hast du schon immer gesagt. Laß dir mal was Neues einfallen.«
»Nein – wenn du Mist baust.«
»Ich habe keinen Mist gebaut«, widersprach ich. »Es ist mir nur gelungen, einen neuen Fall an Land zu ziehen, und das ist nun mal unser Job.«
»Wobei du die Fälle anziehst.«
»Oder Bill.«
»Der auch. Ihr habt den Leim an den Händen kleben, auf den die Dämonen fliegen.«
Irgendwo hatte er recht. Steckte man einmal in diesem Kreislauf drin, dann packte es einen immer wieder. Dann war die Welt plötzlich klein geworden oder nur auf gewisse Dinge reduziert. Jedenfalls kam es mir oft genug so vor.
Cilly war von Bill noch in der Nacht zu ihrem Vater gebracht worden, der natürlich völlig geschockt war und ebenfalls kaum etwas begreifen konnte. Aber es war wichtig, daß seine Tochter noch lebte.
Und für mich war es wichtig, daß mir Glenda einen wunderbaren Kaffee gekocht hatte, selbst auch einen trank und sich anhörte, was Bill und ich in der vergangenen Nacht erlebt hatten.
Ich gab ihr einen sehr detaillierten Bericht, was sie wunderte und sie auch zu der Frage veranlaßte, warum ich das tat.
»Ganz einfach, Glenda. Ich möchte die Meinung einer Frau hören.«
Sie glaubte mir nicht.
»Soll das wirklich der Grund für deine Ausführungen gewesen sein?«
»Ja, denn ich gehe einfach davon aus, daß es sich hierbei um eine dämonische Beziehungskiste handelt. Da sind zwei zusammen, die nicht zusammenpassen. Aber sie kleben aneinander wie die Kletten. Auf der einen Seite die Frau, auf der anderen das Monster.«
Glenda lächelte.
»Ist dir das zu hoch?«
»Nicht direkt, aber…«
»John«, unterbrach sie mich. »Kennst du nicht die Geschichte von der Schönen und dem Biest?«
»Ja, schon.«
»Hier wird es ähnlich sein. Da hat sich eine uns noch unbekannte Frau in ein Monstrum verliebt.«
Glenda Perkins hatte einen ungewöhnlichen Sachverhalt gelassen ausgesprochen. Ich drehte mich Suko zu und schaute ihn an. »Eine weibliche Logik, aber kannst du ihr auch folgen?«
»Nicht ganz, wenn ich ehrlich sein soll.«
»Das habe ich mir gedacht«, erklärte Glenda, »aber das Innere der Menschen und deren Gefühle sind unergründlich. Besonders die der Frauen.«
»Klar«, sagte ich grinsend. »Du weißt ja am besten, wovon du sprichst, Glenda.«
Zur Strafe kassierte ich einen leichten Tritt gegen die Wade, aber Glenda war nicht sauer. Sie meinte nur: »Es ist schade, daß du nicht den Namen der Frau kennst.«
»Da hast du recht.«
»Aber du weißt, wie sie aussieht?«
Jetzt mußte ich lachen. »Aussehen ist gut. Ich habe sie flüchtig in der Dunkelheit durch eine abgedunkelte Scheibe gesehen! Das wird dir Bill bestätigen können. Nein, Glenda, so einfach ist das wirklich nicht. Und der Wagen ist auch noch nicht gefunden worden – leider.«
»Sie wird ihn weggeschafft oder gut versteckt haben«, meinte Suko, und ich gab ihm recht.
»Was also sollen wir tun?« fragte Glenda.
»Nachdenken.«
Schon mitleidig blickte sie mich an. »Ist bei dir schon etwas dabei herausgekommen?«
»Reiß dich zusammen, sonst werde ich zum Tier.«
»Blökst du dann wie ein Schaf?«
»Nein, ich fauche wie ein Tiger.« Schnell wurde ich wieder ernst. »Das Monstrum hat es geschafft, diesen Mehmet zu ermorden. Es wurde zu ihm geschickt, weil meiner Ansicht nach die Frau das Gefühl gehabt haben mußte, daß Mehmet nicht alles in der Sendung gesagt und noch etwas für sich behalten hat. Sie muß sich davor gefürchtet haben, daß er noch mehr berichten könnte und man ihr und dem Monster so auf die Spur kommt. Mit unserem Erscheinen hat sie nicht gerechnet. Es kann sie allerdings in ihrer Meinung bestärkt haben.«
»Und weiter?« fragte Glenda.
»Ganz einfach. Diese Unbekannte wird sich ausgerechnet haben, daß Mehmet auch anderen gegenüber geplaudert haben könnte.«
»Denkst du da an euch?« fragte Glenda.
»Weniger. Meine Gedanken drehen sich eigentlich mehr um diese Moderatorin.«
»Du meinst Tabea Torny, die Blonde mit dem Scheitel?«
»Das denke ich mir.«
Glenda senkte den Blick. »Ja, da könntest du recht haben. Trotzdem ist es mir zu theoretisch. Vom Gefühl her, meine ich. Ich denke eher, daß die Frau Ruhe geben wird und…«
»Sorry, Glenda, aber mit einem Monster an der Seite?«
»Wie meinst du das?«
»Ich könnte mir vorstellen, daß es nach Nahrung giert. Nach
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