Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
Vom Netzwerk:
wahrhaft enorme Pistole, die Moskwin sich mit großem Aufwand hier hatte bereitlegen lassen.
    Stinnes musterte die kolossale Pistole und dann Moskwin.
    »Die sollte für uns beide reichen«, sagte er. »Dann können wir also nur noch abwarten«, sagte Moskwin. Stinnes legte ein Lesezeichen in seinen Reiseführer und klappte ihn zu.
    »Vergessen Sie nicht, daß hier in Bosham König Knud der Flut befohlen hat zurückzuweichen.«
    »Und was ist passiert?« fragte Moskwin, der nie was von

    - 249 -
    König Knud gehört hatte.
    »Die Flut stieg weiter.« Stinnes schulterte seine Tasche und sagte: »Ich würde hier nur im Weg sein. Ich werde also mal nachsehen, ob das Boot auch vollgetankt und zum Auslaufen bereit ist. Sie haben ja die Telefonnummer.«
    »Ja, die habe ich«, sagte Moskwin. Er hatte mit Stinnes’
    Hilfe gerechnet, aber er war entschlossen, nicht darum zu bitten. Oben wischte sich Miranda die Schminke vom Gesicht, wobei sie eine Menge Coldcream verbrauchte und sich prüfend im Spiegel betrachtete.
    Harmony, die ihre Reisetasche packte, sagte: »Dieser Bastard. Ich habe alles aus dem Wagen geräumt, genau wie man’s mir beigebracht hat, und er meckert, weil ich so lange brauche. Dabei war das meiste Müll von ihm. Ein unordentliches Schwein ist er.« Sie hielt eine Sandwichtüte aus durchsichtigem Plastik in die Höhe, in der sie die im Mietwagen gefundenen Utensilien sorgfältig gesammelt hatte.
    Die Tüte enthielt zwei Landkarten von Südengland, Papierfetzen, einen kaputten Kugelschreiber, einen alten Lippenstift, drei Pennies und ein Uhrglas.
    »Gehört irgendwas von diesem Zeug dir, Schätzchen?«
    fragte sie Miranda.
    »Nein«, sagte Miranda.
    »Die Autovermieter machen ihre Wagen nie gründlich sauber. Den Aschenbecher leeren sie, aber damit hat sich’s.«
    Sie leerte die Plastiktüte, um sie für ihr Make-up zu verwenden. »Ich bin fast fertig«, sagte Miranda. »Ich schätze, ich werde noch ein, zwei Tage in England bleiben. Ich treffe dich dann übermorgen in Rom. Paßt dir das?«
    »Ganz wie du willst, Baby«, sagte Harmony Jones. »Ich habe verdammt viel nachzuholen in Rom.«
    Stinnes schlief in jener Nacht an Bord. Das Boot hatte drei Doppelkabinen, und in einer davon machte er sich’s bequem.
    Er hatte den Generator angeworfen und las bis spät in die

    - 250 -
    Nacht The White Company. Er war ein treuer Sherlock-Holmes-Fan und begleitete deshalb seinen Lieblingsautor auch auf diesen Abstecher ins Mittelalter. Das Wetter war gut, und Stinnes genoß die Geräusche und Bewegungen des vor Anker liegenden Bootes und die Gerüche von nassem Holz und Salzwasser. Um fünf Uhr früh klingelte das Telefon. »Kommen Sie sofort«, sagte Moskwin. Stinnes lief hinaus in das zarte Rosa des frühen Morgens und erreichte die Hütte in acht Minuten. »Was ist los?« fragte Stinnes.
    »Er ist hier«, sagte Moskwin. »Bernard Samson ist gegen Mitternacht gekommen. Die Hilfsmannschaft im Lieferwagen hat ihn erkannt. Wir haben ihn ohne Schwierigkeit reingeholt.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Oben. Machen Sie sich keine Sorgen, er ist gefesselt. Ich habe die Hilfsmannschaft weggeschickt. Vielleicht war das ein Fehler.«
    »Und wozu brauchen Sie mich?« fragte Stinnes.
    »Ich komme mit meinen Fragen nicht weiter«, räumte Moskwin ein. »Ich glaube, es wird Zeit, daß ihn mal jemand anders vernimmt.«
    »Was haben Sie ihn gefragt?«
    Moskwin schlug sich ungeduldig mit der Faust in die offene Hand. »Ich weiß, daß diese Samson eine britische Spionin ist.
    Ich weiß es, und ich werde ihren Mann zwingen, es zuzugeben, und wenn’s das letzte ist, was ich tue.«
    »Ach so, darauf also wollen Sie hinaus«, sagte Stinnes. Für ihn war das die dumme Zwangsvorstellung eines Mannes, der ihm schon wiederholt gestanden hatte, daß er nicht der Mann sei, sich von einer Frau herumkommandieren zu lassen. Der spottende Ton seines Kollegen konnte Moskwin nicht entgangen sein, aber inzwischen hatte er sich an die überlegene Haltung gewöhnt, die Stinnes ihm gegenüber immer einnahm.
    »Gehen Sie nach oben, und reden Sie mit ihm. Spielen Sie den netten Kerl.«

    - 251 -
    Als Stinnes nach oben ging, folgte ihm Moskwin. Moskwin war unfähig, still unten sitzen zu bleiben und auf Ergebnisse zu warten. Er mußte sehen, was passierte. Er stand hinter Stinnes in der Tür.
    Der Raum zur Frontseite im Obergeschoß war sehr klein, und ein kleines Bett nahm ihn fast ganz ein. Es stand an der Wand, und Kissen lagen darauf, so daß es auch als

Weitere Kostenlose Bücher