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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Sofa benützt werden konnte. In der Ecke stand eine Frisierkommode mit großem Spiegel, in dem sich der Gefangene spiegelte. »Ich werde Ihnen jetzt diesen Knebel abnehmen, und Sie werden
    …«, begann Stinnes und verstummte abrupt. Er sah sich nach Moskwin um und dann wieder dem Gefangenen ins Gesicht.
    »Das ist nicht Bernard Samson«, sagte er zu Moskwin. Der auf den Stuhl gefesselte Mann hieß Julian MacKenzie. Bernard Samson hatte diesen Anfänger beauftragt, den Spuren des schwarzen Mädchens zu folgen. Er hatte das nur allzu erfolgreich getan. MacKenzie war bei klarem Bewußtsein, und seine Augen zeigten Furcht, als nun Moskwin mit seiner Pistole herumfuchtelte. »Was soll das heißen?« sagte Moskwin zornig. Er packte mit seiner riesigen Hand den Arm seines Kollegen und zog ihn zurück in den engen Korridor. Dann schloß er die Tür. Es war dunkel. Der einzige Lichtschimmer drang aus dem Raum im Erdgeschoß.
    »Das soll heißen, daß der Mann nicht Bernard Samson ist«, sagte Stinnes ruhig.
    »Wer ist es?« fragte Moskwin und schüttelte ihn grob.
    »Woher, zum Teufel, soll ich das wissen?«
    »Sind Sie sicher?«
    »Natürlich. Samson ist ungefähr fünfzehn Jahre älter als dieser Junge da. Ich habe Samson aus der Nähe gesehen. Ich kenne ihn gut. Natürlich bin ich sicher.«
    »Warten Sie unten. Ich werde herauskriegen, wer der da ist.« Stinnes ging die Treppe herunter und hörte hinter sich Moskwin brüllen und den jungen Mann antworten, aber zu

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    leise, um ihn richtig verstehen zu können. Stinnes setzte sich in den Sessel und zog The White Company aus der Tasche, merkte aber nach einer Weile, daß er ein und denselben Absatz immer wieder las. Plötzlich war da der laute Knall der .44
    Magnum. Ein Schrei. Weitere Schüsse. Stinnes sprang auf die Füße, fürchtete, die Schüsse würden alle Nachbarn wecken.
    Sein Instinkt trieb ihn, sofort zu verschwinden, aber er war Profi genug, auf den anderen Mann zu warten.
    Moskwin kam so langsam die Treppe herunter, daß Stinnes sich schon fragte, ob er sich nicht versehentlich selbst einen Schuß verpaßt hatte oder durch einen Querschläger verletzt worden war. Dann wankte Moskwin ins Zimmer. Sein Gesicht war vollkommen weiß, selbst seine Lippen blutleer. Er ließ die Pistole auf die Kommode fallen und streckte eine Hand aus, um sich auf die Kante des Küchentisches zu stützen. Dann beugte er sich vor und erbrach sich in den Ausguß.
    Stinnes beobachtete ihn, hielt sich aber zurück. Moskwin würgte und würgte. Endlich wischte er sich langsam und sorgfältig das Gesicht mit einem Handtuch ab und ließ Wasser in den Ausguß laufen. »Das wäre geschafft«, sagte Moskwin, offensichtlich in dem Bemühen, den kaltblütigen Helden zu spielen. »Sind Sie sicher, daß er tot ist?« sagte Stinnes.
    Gelassen hielt er beide Fenster im Auge. Es gab keine Anzeichen dafür, daß die Schüsse in den benachbarten Hütten Aufmerksamkeit erregt hatten.
    »Ich bin mir sicher.«
    »Hauen wir also ab«, sagte Stinnes. »Schaffen Sie’s bis zum Boot?«
    »Zum Teufel mit Ihrem blöden Grinsen«, sagte Moskwin.
    »Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Sie warten.«
    Tatsächlich grinste Stinnes gar nicht. Er fragte sich vielmehr, wie lange er die dummen Streiche des brutalen Proleten noch ertragen konnte.
    Am gleichen Abend besuchte Fiona in Berlin die Staatsoper.

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    Der unentbehrliche Hubert Renn konnte ihr Karten für die Oper oder ein Konzert meist auch in letzter Minute noch beschaffen, und an diesem Nachmittag war ihr plötzlich eingefallen, daß am Abend zum letzten Mal in dieser Spielzeit der Freischütz gegeben wurde, in der Avantgarde-Inszenierung, die soviel Aufsehen erregt hatte.
    Sie war überwältigt. Es war eine ihrer Lieblingsopern. Die volksliedhaften Melodien und die komplexe romantische Struktur des Werks boten ihr einen kurzen, befristeten Urlaub von der Arbeit. Für einen Augenblick ließ die Musik sie sogar ihre Sorgen und ihre Einsamkeit vergessen.
    Dann kam die Pause. Noch ganz versunken in die Musik, hatte sie keine Lust, sich in das Getümmel an der Bar zu stürzen. Viele Wessis waren an diesem Abend unter den Gästen, leicht auszumachen an ihren Klunkern und prächtigen Roben. Sie wanderte also durch das Foyer und betrachtete die dort gebotene Schau: »Elektrizität für morgen«. Es handelte sich um stimmungsvolle Fotos von Kraftwerken in der DDR.
    Sie betrachtete gerade einen dieser Betonblöcke, in Farbe und mit Spiegelung in einem See,

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