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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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und versuchte, seine Gedanken zu lesen, aber Brets Gedanken waren nicht leicht zu lesen.
    »Ich glaube schon«, sagte Bernard.
    »Frau Samson«, sagte Moskwin mit übertriebener
    Höflichkeit und öligem Lächeln. »Haben Sie die Anklage gegen diesen westdeutschen Staatsangehörigen Werner Volkmann vorbereitet?«
    »Ich bin noch damit beschäftigt«, wich Fiona der Frage aus.
    Seitdem sie hier arbeitete, hatte sie Moskwin besser kennengelernt. Manche Leute hielten Moskwin für einen Dummkopf, aber sie irrten sich. Moskwins Verstand war wendig und listig. Er war aufdringlich und ungeschickt, aber nicht dumm. Er war auch nicht schwerfällig, schon gar nicht körperlich. Jeden Tag war er im Keller, Gewichtheben in der Turnhalle, Schwimmen im Becken. Schießen auf dem Schießstand und noch allerlei andere Leibesübungen. Er war nicht mehr jung, aber er hatte noch die überflüssige Energie, die gewöhnlich nur die Kindheit zur Verfügung hat.
    »Haben Sie noch eine andere Akte über ihn, Genossin Oberst?« fragte er einschmeichelnd.
    Fiona fand die Frage beunruhigend. Die Volkmann-Akte, die offen vor ihr auf dem Tisch lag, war ihr Werk. »Nur die,

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    die Sie schon gesehen haben.«
    »Nicht mehr als das?« sagte Moskwin und verstand der Frage einen äußerst mißbilligenden Ton zu geben.
    »Ich weiß …«, sie hielt inne.
    »Ja? Was wissen Sie?«
    »In der Vergangenheit hat er für das Berliner Büro des SIS
    gearbeitet.«
    Moskwin sah sie an. »Angenommen, in Moskau will man die Volkmann-Akte sehen: Ist das alles, was wir schicken würden?« Er knipste mit dem Fingernagel gegen den Aktendeckel. Es klang leer. »Ja«, sagte Fiona.
    Moskwin sah sie mit unverhohlener Verachtung an.
    Einschüchterung war eine seiner Arbeitsmethoden. Inzwischen durchschaute sie ihn. Sie hatte schon eine Menge Männer seines Schlages gekannt. Es gab solche in Oxford: rauhe Sportlertypen, denen ihre körperliche Kraft ständig bewußt war und die eigene latente Gewalttätigkeit Genuß bereitete.
    »Ich kenne Volkmann«, sagte sie. »Schon seit Jahren.
    Natürlich arbeitet er für SIS Berlin. SIS London desgleichen.«
    »Und doch haben Sie deswegen nichts unternommen?«
    Moskwin sah sie verächtlich an.
    »Noch nicht«, sagte Fiona.
    »Noch nicht«, sagte er. »Na, dann wollen wir jetzt mal was machen, finden Sie nicht?« Er zeigte sich leutselig, lächelte, wie Tyrannen kleine Kinder anlächeln. »Reden wir doch mal mit Volkmann … Jagen ihm vielleicht einen kleinen Schrecken ein.«
    »Wie?«
    »Sie könnten was lernen dabei, Frau Samson. Man hat ihm nicht gesagt, daß er gegen Major Stinnes ausgetauscht wird.
    Wir müssen ihn ordentlich schwitzen lassen.«
    »Volkmann verdient sein Geld mit Geschäften in unserer Republik. Er ist auf den Verdienst angewiesen. Vielleicht kann man ihn überreden, für uns zu arbeiten.«

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    Moskwin musterte sie. »Weshalb sollte er das tun?«
    »Er ist dauernd zwischen Ost und West unterwegs. Deshalb war er ja so leicht zu verhaften. Weshalb sollte er uns nicht erzählen, was da drüben passiert?«
    »Könnten Sie das tun?«
    »Ich könnte es versuchen. Sie sagen, daß er in Babelsberg in Haft ist?«
    »Sie werden einen Wagen brauchen.«
    »Ich werde selbst fahren.«
    »Bringen Sie ihn mit hierher. Ich will auch mit ihm reden«, sagte Moskwin.
    Sie lächelte ihn kalt an. »Natürlich, Oberst Moskwin. Aber wenn wir ihn zu sehr ängstigen, wird er nicht zurückkommen.«
    Das war schon vorgekommen: Agenten, die in den Westen geschickt wurden und einem dann von da aus eine lange Nase drehten.
    »Er hat keine Verwandten hier, nicht wahr?«
    »Er wird schon für uns arbeiten, Oberst Moskwin. Er ist der Typ, der einem schönen Geheimnis nicht widerstehen kann.«
    Nun, da sie in Moskwin den ihr aus Oxford vertrauten Typ des eitlen Rauhbeins erkannt hatte, erinnerte sie sich ihrer Studienzeit. Schreckliche Zeit. Was gut daran gewesen war, war vergessen. Sie rief sich die Männer, die sie kennengelernt hatte, ins Gedächtnis und diese langen Abende in der Stadt, an denen sie mit ansehen mußte, wie sich rüpelhafte junge Studenten vollaufen ließen und lächerlich machten. Immer darauf erpicht, ihren Kommilitoninnen das Gefühl zu vermitteln, einer niederen Art anzugehören. Jungens mit latent homosexuellen Neigungen, wirklich glücklich nur in männlicher Gesellschaft, wenn sie untergehakt und grölend irgendwohin taumelten, wo sie an die Wand pissen konnten.
    Sie fuhr nach Babelsberg im Südwesten

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