Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
Vom Netzwerk:
hielt sich das Kleid an und versuchte sich vorzustellen, es zu tragen. Sie versuchte sich vorzustellen, wie Fiona wirklich war und wie ihre Ehe mit Bernard und den Kindern ausgesehen hatte.
    Bernard kam in seinen Hausschuhen lautlos die Treppe herauf. Als er, ohne anzuklopfen, eintrat, rief er: »Oh!« Dann erkannte er das Kleid und sagte: »Viel zu klein. Und Grau ist nicht deine Farbe, Liebling.«
    Verlegen, damit überrascht worden zu sein, hängte Gloria das Kleid auf die Stange im Kleiderschrank und schloß die Tür.
    »Sie ist jetzt vier Jahre weg. Sie wird nie wiederkommen, Bernard, nicht wahr?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Sei nicht böse. Jedesmal wenn ich von ihr zu reden versuche, kriegst du schlechte Laune. Irgendwie erpreßt du mich damit, nicht von ihr zu sprechen.«
    »Kommt dir das wirklich so vor?«

    - 359 -
    Noch immer verlegen, berührte sie sein Haar. »So ist es, Bernard. Du willst, daß ich hier mit dir lebe, und du willst dir auch die immer unwahrscheinlichere Möglichkeit, sie eines Tages wiederzusehen, nicht nehmen lassen.«
    Bernard näherte sich ihr und legte den Arm um sie. Zuerst schien ihr Zorn besänftigt, doch als Bernard Miene machte, sie zu küssen, flammte ihr Zorn plötzlich auf. »Nicht! Jedesmal versuchst du, dich herauszumogeln. Du küßt mich. Du sagst, du liebst mich, und damit stopfst du mir den Mund.«
    »Immer wieder stellst du mir diese Fragen, und immer wieder sage ich dir die Wahrheit. Die Wahrheit ist, daß ich die Antworten nicht weiß.«
    »Du vermittelst mir so ein verdammt unsicheres Gefühl«, sagte Gloria.
    »Ich bin immer da. Ich besaufe mich nicht und laufe nicht anderen Frauen nach.«
    In diesem entrüsteten Ton antwortete er auf diesen Vorwurf immer. Eine typisch männliche Antwort. Er verstand wirklich nicht, daß das nicht ausreichte. Sie versuchte es mit männlicher Logik. »Wie lange wirst du warten, bis du überzeugt bist, daß sie für immer weg ist?«
    »Ich liebe dich. Wir sind glücklich zusammen. Ist das nicht genug? Warum wollen Frauen immer die Dauer garantiert haben? Morgen könnte ich unter einen Zug kommen oder verrückt werden. Es gibt kein Glück auf Dauer. Kannst du das denn nicht verstehen?«
    »Warum siehst du auf die Uhr?« fragte sie und versuchte, sich von ihm zu lösen, aber er hielt sie fest.
    »Entschuldige. Der D.G. fährt heute nachmittag nach Whitelands und besucht Silas Gaunt. Ich glaube, sie werden von Fiona reden. Ich würde alles dransetzen zu erfahren, was sie sagen.«
    »Du glaubst, daß Fiona noch für London arbeitet, stimmt’s?« Die Frage kam wie eine Anklage und bestürzte ihn.

    - 360 -
    Er machte nicht die geringste Bewegung, doch die Ruhe seines Gesichts verriet, wie es dahinter arbeitete. Diese Vermutung hatte er vor Gloria nie erwähnt.
    »Deshalb willst du nicht vom Heiraten sprechen«, sagte sie.
    »Nein.«
    »Du lügst. Das erkenne ich immer. Du glaubst, daß sie deine Frau zum Spionieren dahin geschickt haben.«
    »Wir werden die Wahrheit nie erfahren«, sagte Bernard wenig überzeugend und hoffte, die Unterhaltung damit zu beenden.
    »Ich muß doch verrückt sein, das nicht von Anfang an erkannt zu haben. Ich war nur eine Lückenbüßerin. Ich war nur jemand fürs Bett, jemand, der sich um deine Kinder kümmert, das Haus in Ordnung hält, einkaufen geht und kocht. Kein Wunder, daß du nicht wolltest, daß ich studiere. Du gemeiner Hund! Du hast mich zum Narren gehalten.«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Jetzt verstehe ich, warum du alle ihre Kleider aufbewahrst.«
    »Du weißt, daß es nicht so ist, Gloria. Bitte, weine nicht.«
    »Ich weine nicht. Ich hasse dich, du gemeiner Hund!«
    »Willst du endlich zuhören!« Er schüttelte sie grob. »Fiona ist eine sowjetische Agentin. Sie ist für immer rübergegangen.
    Jetzt hör auf mit diesen Phantasien.«
    »Schwörst du das?«
    Er trat zurück. Es war ein wilder Blick in ihren Augen, der ihn schreckte. »Ja, ich schwöre es«, sagte er.
    Sie glaubte ihm nicht. Sie wußte immer, wann er log.
    In diesem Augenblick war die Unterredung zwischen dem Director-General und Silas Gaunt in vollem Gang.
    »Wie lange ist Mrs. Samson jetzt am Einsatzort?« fragte Silas Gaunt. Es war eine rhetorische Frage, aber er wollte, daß der Director-General seine Freude teilte.
    »Sie ist dreiundachtzig rüber, es müssen also ungefähr vier

    - 361 -
    Jahre sein«, sagte Sir Henry Clevemore. Die beiden Männer hatten Wunder vollbracht und waren mit Recht stolz auf ihre Leistung.
    In der

Weitere Kostenlose Bücher