Gelinkt
herumzupfte, um sie sich bequemer über die Beine zu legen. »Oder wollen Sie darauf hinaus, daß wir ihn jetzt einweihen?«
»Nein, nein, nein«, sagte der D.G. »Aber als er anfing, den Wegen nachzuschnüffeln, die die Überweisungen von der Zentralen Finanzierungsstelle nahmen, waren wir, wie mir scheint, praktisch gezwungen, ihn einzuweihen.«
Silas griente. »Der Versuch, ihn bei der Landung in Berlin verhaften zu lassen, war dazu aber nicht der geschickteste erste Schritt, wenn Sie die Bemerkung gestatten.« Auf dieses Fiasko näher einzugehen, war der D.G. aber nicht geneigt. Er stand auf und trat an das durch einen Mittelpfosten geteilte Fenster. Von hier aus hatte man einen Blick auf die Einfahrt und die fernen Hügel.
»Ihre Ulmen sehen ziemlich krank aus, Silas.« Es waren ihrer drei. Massive, großartige Burschen, die in gleichen
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Abständen voneinander auf dem Rasen standen, wie griechische Säulen. Sie waren das erste, was man vom Torhaus erblickte, noch ehe das Haus in Sicht kam. »Sehr krank.«
Plötzlich fühlte auch Silas sich krank. Jeden Tag betrachtete er die Ulmen und betete, daß die entstellten, verfärbten Blätter wieder grün würden und gesund. »Der Gärtner sagte, das sind Frostschäden.«
»Frostschäden! So ein Quatsch. Sie sollten mal den Förster deswegen kommen lassen. Wenn es die holländische Ulmenkrankheit ist, müssen sie sofort gefällt werden.«
»Der Frost hat schreckliche Schäden angerichtet dieses Jahr«, sagte Silas. in der Hoffnung eines Aufschubs oder einer Beruhigung. Selbst unglaubwürdige Beruhigungsversuche, wie die seiner einfallsreichen Haushälterin, Mrs. Porter, waren besser als diese brutale Diagnose. Silas sagte flehentlich: »Das sehen Sie doch selbst an den Rosen und an der Farbe des Rasens.«
»Fragen Sie den Förster, Silas. Die holländische Ulmenkrankheit hat schon den meisten Ulmen in dieser Gegend den Garaus gemacht. Wenn Sie nicht bald was unternehmen, werden Sie sich verdammt unbeliebt bei Ihren Nachbarn machen.«
»Vielleicht haben Sie recht, Henry, aber ich glaube nicht, daß es etwas Ernstes ist.«
»Es sind noch immer eine ganze Reihe Fragen
unbeantwortet, Silas. Wenn es Zeit ist, sie abzuziehen, warum machen wir das nicht einfach ohne große Umstände?«
Silas sah ihn einen Augenblick lang an, ehe er begriff, daß von Fiona Samson die Rede war. »Weil wir einen Haufen Material haben, das wir nicht benützen können, ohne sie in Gefahr zu bringen. Und wenn sie endlich kommt, wird sie mehr Material mitbringen.«
»Wir haben eine gute Zeit gehabt, Silas«, sagte der D.G. und kehrte in den mit Chintz bezogenen Sessel zurück, in dem er
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gesessen hatte. Mit einem kleinen Grunzen ließ er sich hineinfallen.
»Weshalb sollen wir jetzt alles sausenlassen, Henry? Meines Wissens, und das ist beachtlich, hat sich Fiona Samson als der beste Agent im auswärtigen Einsatz erwiesen, den das Department je gehabt hat. Es wäre nicht fair gegen sie, wenn wir jetzt auf alles pfeifen würden, was sie uns noch zu bieten hat.«
»Ich verstehe diesen Plan, sie am Leben zu erhalten, wirklich immer noch nicht«, sagte der D.G.
Silas seufzte. Manchmal war der D.G. ziemlich schwer von Begriff. Er hatte noch immer nicht verstanden. Silas würde es ihm in einfachen Worten sagen müssen: »Der Plan besteht darin, die Sowjets von ihrem Tod zu überzeugen.«
»Während sie in Wirklichkeit hier bei uns vernommen wird?«
»Genau. Wenn sie wissen, daß sie lebt und bei uns auspackt, können sie den Schaden für sich begrenzen.«
»Und wie überzeugen wir sie?« fragte der D.G.
»Das ist schon in anderen Fällen gelegentlich gemacht worden.«
»Aber wie wollen wir sie überzeugen? Ich kann mir das nicht vorstellen.«
»Um Ihnen ein extremes Beispiel zu geben: Man sieht sie in ein Haus gehen. Es gibt ein Erdbeben, und die ganze Straße verschwindet. Sie wird für tot gehalten.«
»Soll das ein Witz sein, Silas? Ein Erdbeben?«
»Nein, Director, das ist nur ein Beispiel. Aber es ist ein alter Trick, eine Leiche für eine andere auszugeben.«
»Unsere Gegner sind heutzutage sehr gewitzt, Silas. Sie würden die Täuschung vielleicht durchschauen.«
»Vielleicht. Aber wenn sie es täten, wäre auch das nicht das Ende der Welt. Das wäre nur eine Schlappe für uns.«
»Vorausgesetzt, sie ist in Sicherheit.«
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»Ja, genau das meine ich.«
Der D.G. schwieg einen Augenblick lang. »Die Amerikaner werden ganz mutlos werden bei der
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