Gelinkt
Aussicht, diese Quelle zu verlieren.«
»Glauben Sie nicht, die ahnen, wo das Material herkommt?«
»Ich glaube nicht. Washington kriegt es von Bret aus Kalifornien, und bis dahin ist alles, was auf sie hinweisen könnte, daraus entfernt.«
»Die Sache mit Bret ist schließlich auch gut gelaufen.«
»Er hat lange gebraucht, bis er einsah, daß ich den Haftbefehl gegen ihn nicht zurückziehen konnte, ohne zu verraten, daß er eine Rolle bei der Führung von Fiona Samson spielte.«
»Ich meinte weniger das als vielmehr, wie er dann zu seiner Genesung nach Kalifornien gegangen ist.«
»Ja, Bret hat sich da drüben hervorragend eingerichtet; und indem wir ihn als Mittelsmann benützen, können wir uns von dem Berliner Material distanzieren.«
»Ich kann mir kaum vorstellen, daß Fiona Samson irgendwas übermitteln würde, anhand dessen man sie identifizieren könnte«, sagte Silas. Er kriegte das Material nie zu sehen, und das verdroß ihn manchmal.
»Sicherlich nicht«, sagte der D.G. um anzudeuten, daß auch er das Material nicht direkt in seine Hände bekam. »Sie ist eine äußerst kluge Frau. Werden Sie Bernard Samson benützen, um sie rauszuholen?«
»Ich glaube, er sollte beteiligt werden«, sagte Silas. »Er ahnt wohl inzwischen, was gespielt wird.«
»Ja«, sagte der D.G. »Deshalb wollen Sie sie nach Hause holen.«
»Nicht nur deshalb«, sagte Silas. »Aber das spielt eine Rolle.«
»Die Sowjets würden so jemanden bis in alle Ewigkeit im Einsatz lassen«, sagte der D.G.
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»Wir sind nicht die Sowjets«, sagte Silas. »Ist Ihnen nicht wohl, Henry?«
»Nur Herzklopfen. Ich hätte diese Zigarre nicht rauchen sollen. Ich habe meinem Arzt versprochen, damit aufzuhören.«
»Die Ärzte sind alle gleich«, sagte Silas, der darauf verzichtet und nur neidisch geschnüffelt hatte, als der D.G. sich nach dem Essen eine große Havanna genehmigte.
Der D.G. lehnte sich zurück und atmete langsam und tief, ehe er wieder sprach. »Diese Sache … Diese Sache, eine Leiche unterzuschieben. Ich kann mir nicht vorstellen, wie Sie das machen wollen, Silas.«
»Ich kenne da einen Amerikaner … Einen sehr tüchtigen Burschen.«
»Amerikaner? Ist das klug?«
»Er ist genau der Richtige. Selbständig. Ein unabhängiger Profi. Hat sogar schon ein paar Aufträge für die Opposition erledigt.«
»Augenblick mal, Silas. Ich will nicht irgendeinen KGB-Killer ins Geschäft nehmen.«
»Hören Sie mich erst mal an, Henry. Wir brauchen jemanden, der sich da drüben auskennt. Jemanden, der weiß, wie die Russkis ticken. Und dieser Typ hat nichts zu lachen, wenn die CIA ihn kriegt, er wird also nicht auf die Idee kommen, den Jungens am Grosvenor Square unsere Geschichte zu erzählen.«
Sir Henry schniefte, um Zweifel anzumelden. »Wenn Sie es so sehen …«
»Persona grata beim KGB, ohne Verbindung zur CIA und uns ganz fernstehend. Der richtige Mann für den Job. Er erledigt die ganze Geschichte für ein Pauschalhonorar.«
»Die ganze Geschichte? Was heißt das?«
»Es wird Blut fließen, Henry. Das läßt sich nicht vermeiden.«
»Ich will keine Nachwirkungen«, sagte der D.G. besorgt.
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»Ich muß noch immer Fragen wegen der Moskwin-Panne beantworten.«
Silas Gaunt setzte unter Schmerzen die Füße auf den Boden und lehnte sich über den Tisch, um der Besteckschublade einige Messer mit Knochengriff zu entnehmen. Drei von diesen legte er auf den Tisch und nahm eins nach dem anderen in die Hand. »Lassen Sie mich eine mögliche Lösung unseres Problems improvisieren. Leiche Nummer eins: leicht verbrannt, leicht zu identifizieren. Leiche Nummer zwei: schwer verbrannt, aber identifizierbar durch
gerichtsmedizinische Untersuchung.« Er sah Sir Henry an, ehe er das dritte Messer ergriff. »Leiche Nummer drei: vollkommen verkohlt, aber anhand der zahnmedizinischen Untersuchung eindeutig Fiona Samson.«
»Sehr überzeugend«, sagte der D.G. nach einem Augenblick des Nachdenkens.
»Es wird funktionieren«, sagte Silas, packte die Messer und warf sie dann laut klappernd in die Besteckschublade zurück.
»Aber wird nicht jemand nach den Gründen fragen?«
»Sie haben doch die Berichte über Erich Stinnes und seinen Rauschgifthandel verfolgt?«
»Rauschgift. Es ist also wahr?«
»Unsere Kollegen beim KGB haben sehr weitgehende Vollmachten. Sicherheit, Spionage, Spionage-Abwehr, Grenzkontrollen, politische Verbrechen, Betrug, Korruption und Drogen machen neuerdings auch den Sowjets eine Menge Sorgen.« Er
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