Gelinkt
wollte in betreff der Drogen nicht ins einzelne gehen. Sie waren für die Operation von entscheidender Wichtigkeit, durch sie kriegte man Stinnes als Schieber, Tessa Kosinski als Süchtige ins Netz, aber der D.G. würde sehr nervös werden, wenn er alle diesbezüglichen Einzelheiten erführe.
»Stinnes«, sagte der D.G. »Hat der uns eigentlich schon irgendwelches anständige Material geschickt, seitdem er
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wieder zurück im Osten ist?«
»Der glaubt jetzt, eine Seite gegen die andere ausspielen zu können. Von uns glaubt er, nichts fürchten zu müssen, und von seinen Herren drüben auch nicht. Auf die Weise ist er vermutlich zum Rauschgifthandel gekommen. Er muß einen Haufen Geld damit verdienen.«
»Ich glaube, ich ahne, was Sie sich vorstellen: Schießerei zwischen rivalisierenden Rauschgifthändlern, bei der Fiona Samson verschwindet.«
»Genau. Deshalb müssen wir die Ereignisse so planen, daß sie auf den Termin einer Rauschgiftlieferung fallen. Wenn Stinnes die Lieferung vom Flughafen abholt, werden wir Mrs.
Samson zu einem seiner Kontaktpunkte auf die Autobahn schicken – auf dem Gebiet der DDR natürlich – und dafür sorgen, daß Samson sie dort erwartet. Stinnes wird einfach glauben, daß sich’s um ein Treffen zum Umladen der Drogen handelt. Wir werden ein Fahrzeug bereitstellen. Ein Diplomatenwagen wäre für eine derartige Schau am besten geeignet.«
»Und Samson wird geschickt, sie abzuholen?«
»Ja, aber nicht Samson allein. Verlassener Ehemann und abtrünnige Ehefrau, wiedervereint nach so langer Zeit: ein Konzept für Komplikationen. Ich werde ihm jemanden mitgeben, eine ruhige und zuverlässige Person, die dafür sorgt, daß alles glattgeht.«
»Und Sie sagen, wir sind auf diesen amerikanischen Typ angewiesen? Die Sache ist nicht mit unseren eigenen Leuten zu machen?«
Silas sah ihn an. »Nein, Henry, das ginge nicht.«
»Darf ich fragen, warum, Silas?«
»Der Amerikaner hat schon mit Stinnes zu tun gehabt.«
»Sie meinen Rauschgifthandel?«
Silas zögerte und unterdrückte einen Seufzer. Er wollte nicht in die Einzelheiten gehen. Es würde noch schwierig
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genug werden, alle an Ort und Stelle zu bringen. Jedem würde man eine andere Geschichte auftischen müssen, und Silas hatte das noch nicht alles ausgearbeitet. Wie alle, die in der Londoner Zentrale saßen, hatte Sir Henry nur sehr ungefähre Vorstellungen von dem, was sich an der Front abspielte. Silas war da näher dran gewesen. »Lassen Sie mich Ihnen in großen Zügen skizzieren, was wir benötigen, Henry. Wir werden eine Leiche brauchen, die wir als diejenige Mrs. Samsons an Ort und Stelle lassen können, die Leiche einer noch jungen Frau.
Ich würde nicht raten, eine Leiche durch die Grenzkontrollen zu schmuggeln, erst recht nicht in einem Diplomatenfahrzeug, denn wenn was schiefginge, wäre der Medienrummel einfach grauenhaft. Desgleichen brauchen wir einen Schädel mit dem richtigen Gebiß, den wir dabei liegenlassen können. Damit nun die Russen nicht anfangen, sich zu fragen, was der überzählige Kopf soll, muß die Leiche enthauptet werden. Und zwar an Ort und Stelle.«
»Aber wie kommt die Leiche an Ort und Stelle?« sagte der D.G. noch immer rätselnd.
»Die Leiche wird dort hinlaufen, hingebracht werden, hinfahren … Ich weiß noch nicht genau, wie.«
»Sie meinen lebendig?« Sir Henry war zutiefst schockiert.
Sein Körper erstarrte, und er saß bolzengerade. »Was für eine Frau? Wie wird er das machen?«
»Fragen Sie lieber nicht, Henry«, sagte Silas Gaunt sanft.
»Aber unter den Umständen werden Sie verstehen, daß wir keinen von unseren eigenen Leuten brauchen können.« Er wartete einen Augenblick, um dem D.G. Gelegenheit zu geben, seine Fassung wiederzugewinnen. »Bernard Samson wird dort sein, natürlich, aber der junge Samson soll nur seine Frau rausholen. Er wird von der anderen Sache nichts mitkriegen.«
»Wirklich nicht …?«
»Der amerikanische Nebenvertragspartner wird
zurückbleiben und dafür sorgen, daß die Spuren die Geschichte
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erzählen, die wir den Sowjets unterjubeln wollen.«
»Und Sie werden mit dem Amerikaner direkt verhandeln?«
»Nein, Henry. Ich finde, das würde das Department unnötig kompromittieren. Ich werde einen Mittelsmann beauftragen. Es gibt da einen gewissen Prettyman, den Bret die Dreckarbeit machen läßt. Er war schon ein paarmal für uns tätig. Sehr tüchtig, wenn auch für die vorliegende Aufgabe nicht ganz der Richtige.
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