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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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haben aber doch gesagt …«
    »Daß ich ihn mag. Und das stimmt, ich mag ihn bis zu einem gewissen Punkt. Er ist vollkommen gradlinig, ich würde ihm nicht gerne in die Quere kommen.« Das war, wenn man Bernstein kannte, nur als Ausdruck hoher Anerkennung zu verstehen. »Er ist ein Mann für Männer. Nicht der Typ, den man an der Seite einer solchen Dame in Twin-Set und Perlen zu finden erwartet.«
    Bret biß sich auf die Lippe und schwieg einen Augenblick, ehe er sagte: »Manchmal täuscht …«
    »Ach, ich weiß schon, was Sie sagen wollen. Aber ich mache so was inzwischen doch schon ziemlich lange. Zwei Leute wie die … Sie besucht ihn in seiner Wohnung, allein, nie mit ihrem Mann … Er besucht sie niemals zu Hause. Und man braucht sie nur zusammen zu sehen, um zu wissen, daß er verrückt nach ihr ist.« Er streifte die Asche am Rande eines alten Keramikaschenbechers ab, auf dem noch schwach sichtbar der fromme Wunsch »Lang mögen Sie herrschen.
    Krönung 1937« stand. Das Stück war ein Teil der Porzellansammlung seiner Frau. Er schob es zurück, um es aus der Gefahr zu bringen, angestoßen oder gar zerbrochen zu werden, und wartete auf Rensselaers Reaktion. »Es ist unwahrscheinlich«, erklärte Bret. »Sie sagen, es ist unwahrscheinlich. Okay. Sie sind der Boß.
    Aber machen Sie mal für ein Weilchen meine Arbeit, und vielleicht geht Ihnen dann auf, daß dieses Wort in diesem Zusammenhang immer unangebracht ist, denn wenn Jungens und Mädchen zusammenkommen, ist nichts
    unwahrscheinlich.« Bret lächelte, aber ihm war schwer ums Herz. Auf seine eigene hoffnungslose Weise liebte und verehrte er Fiona Samson und wollte nicht glauben, daß sie

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    sich solche beiläufigen Liebesaffären leistete. »Okay, Sylvy.
    Meistens haben Sie ja recht.«
    »Ein erstes Mal gibt’s natürlich immer. Vielleicht trinken sie ja nur Tee zusammen, sehen sich Bilder von Flugzeugen an und sprechen über den Sinn des Lebens. Aber ehrlich, ich glaube es nicht, Bret.«
    Bret Rensselaer stand auf, plötzlich sehr zornig. Zornig blickte er sich im Zimmer um, als könnte er, wenn er nur einen Weg aus diesem Zimmer fände, auch den Tatsachen entfliehen, denen er nicht ins Gesicht sehen wollte. Die, jedenfalls aus seiner Sicht, wunderbare Beziehung ging ihm nicht aus dem Sinn, die sich während der Wochen und Monate zwischen Fiona und ihm entwickelt hatte, seitdem er sie auf das vorbereitete, was sich zweifellos als der nachrichtendienstliche Coup des Jahrhunderts erweisen würde. Fiona war die vollkommene Schülerin. »Schülerin« war vielleicht nicht das richtige Wort für die Beziehung, in der sie zu ihm stand.
    Schützling, möglicherweise; ganz treffend war auch dieser Ausdruck nicht. Der traurigen Wahrheit kommt man wahrscheinlich am nächsten, wenn man Fionas Verhältnis zu ihm mit dem eines Preisboxers zu seinem Trainer, Manager oder Promoter vergleicht.
    Sie brauchte gegenwärtig seine Unterstützung. Die Spannung, unter der sie stand, begann sie zu belasten. Aber damit war ja zu rechnen gewesen. Er half ihr gern, und natürlich würde Bret nicht leugnen, daß die Heimlichkeit ihrer Treffen, von denen ihr Mann nichts ahnen durfte, diesen einen besonderen Reiz für ihn verlieh. Denn inzwischen hatte sich Bret widerstrebend die Überzeugung des D.G. zu eigen gemacht, daß aus Bernard Samsons Verzweiflung über die Desertion seiner Frau Profit für die gute Sache zu schlagen sei.
    »Wie konnte sie?« Erst ein Seitenblick auf Bernstein ließ Bret inne werden, daß er diese Frage ausgesprochen hatte. Er wandte sich ab und trat an den Eßtisch, auf den er sich mit

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    beiden Händen stützte. Er mußte nachdenken.
    Bret und Fiona waren einander so nahe gekommen, daß er seit kurzem zu glauben gewagt hatte, daß vielleicht auch sie sich für ihn begeistern könnte. Er hatte jedesmal frische Blumen besorgt, wenn sie kam, und das war ihr nicht entgangen. Ihr seltenes, aber wundervolles Lächeln, die merkwürdig zeremonielle Weise, in der sie Drinks für sie beide einschenkte, und manchmal brachte sie ihm alberne kleine Geschenke, wie den automatischen Korkenzieher als Ersatz für den, den er kaputtgemacht hatte. Da gab es auch die Glückwunschkarte zu seinem Geburtstag. Sie steckte in einem hellgrünen Umschlag und sagte: »Mit all meiner Liebe, Fiona.«
    Unvorsichtig, wie er ihr bei ihrem nächsten Treffen sagte, doch die Karte hatte er sich auf dem Nachttisch an den Wecker gelehnt. Jeden Morgen, wenn er erwachte, sah er

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