Gelinkt
hieb- und stichfesten Beweis zu produzieren.«
»Also eine subtile, geschmackvolle Art von Komplott. Klar.
Warum nicht. Aber ich müßte dazu noch einiges wissen.«
»Sie nehmen das Material und zeigen es diesem Miststück, und dann setzen Sie ihn unter Druck.«
»Wie das?«
»Unter Druck setzen. Sagen Sie, daß Sie von einer Zeitung kommen. Sagen Sie, daß Sie von der CIA sind. Sagen Sie, was Sie wollen, aber sorgen Sie dafür, daß er Schiß kriegt.«
»Warum?«
»Ich will sehen, was er macht.«
»Ich weiß nicht, was Sie sich davon versprechen. Er wird doch wissen, daß das Zeug gefälscht ist.«
»Tun Sie’s trotzdem.«
Bernstein sah ihn an. Er kannte Bret, weil er andere Männer
- 120 -
seines Schlages kannte. Für Bret war kein taktischer Grund vorhanden, den alten Mann zu erschrecken: er wollte nur ein Rachegelüst befriedigen. »Es wäre billiger, ihn einfach durchprügeln zu lassen«, sagte Bernstein.
Bret verzog verärgert das Gesicht. Er wußte genau, was Bernstein dachte. »Machen Sie einfach, was ich Ihnen sage, Sylvy. Suchen Sie bei mir nicht nach Hintergedanken.«
»Wie Sie meinen, Doktor.«
Bret lächelte höflich. »Irgendwas Neues über die Frau?«
»Nein. Die ist schon seit einer Woche nicht mehr bei ihrem Liebsten gewesen. Vielleicht haben sie sich verkracht.«
»Bei ihrem Liebsten? Ist er das?« fragte Bret wie beiläufig.
»Aber klar. Sie geht doch nicht zum Schachspielen in diese protzige Wohnung in Maida Vale.«
»Er ist Psychiater«, sagte Bret.
»Das will ich wetten.«
Bret fand das beleidigend. Solche spöttischen Bemerkungen wollte er nicht hören. Sein Interesse an der Sache war rein dienstlich. »Kommen Sie nicht aus dem Takt, Sylvy«, sagte er.
Der tadelnde Ton war gedämpft, aber unüberhörbar.
Bernstein rauchte und erwiderte nichts. Es handelte sich also nicht nur um eine rein dienstliche Angelegenheit, es steckte mehr dahinter. War dieser Kennedy vielleicht ein Verwandter von Bret Rensselaer, oder was? »Wenn sie ihn konsultieren wollte, warum geht sie nicht in das Krankenhaus, wo er praktiziert?«
»Sie müßte jede ärztliche Behandlung melden, erst recht natürlich jeden Besuch bei einem Psychiater«, sagte Bret. »Sie werden das doch noch wissen …«
»Sie meinen, sie versucht zu verheimlichen, daß sie nicht mehr richtig tickt?«
»Sie steht verdammt unter Druck.«
Bernstein zog hastig an seiner Zigarette. »Na schön, also gut, ich stelle Ihnen wegen dieser Sache nicht viele Fragen,
- 121 -
denn Sie haben mir ja gesagt, daß sie kitzelig ist, aber …«
»Aber was?«
»Kennedy ist kein Seelenklempner von der Sorte. Nicht mehr jedenfalls. An der Klinik forscht er über Massenhysterie und Halluzinationen. Er behandelt keine Patienten. Er analysiert Statistiken, hält Vorlesungen und schreibt Abhandlungen über den Herdentrieb und solchen Quatsch. Die Klinik wird von einer großen amerikanischen Stiftung finanziert, und die Arbeiten, die sie veröffentlichen, werden von verschiedenen Polizeibehörden studiert.«
»Also was ist Ihre Theorie?« fragte Bret.
»Was ich Ihnen sagen kann: Er ist ein gutaussehender Bursche. Flugzeugfanatiker. Kanadier. Umgänglich, wohlhabend, gut angezogen, sehr, sehr intelligent und muy simpatico. Alles klar? Diese Lady Samson … sie ist eine sehr anziehende Frau.« Er hielt inne. Eine Unterhaltung mit Bret, wenn dieser in so reizbarer Stimmung war wie jetzt, war immer wie ein Spaziergang durch ein Minenfeld. Er rauchte seine Zigarette, als überlege er, was er weiter sagen sollte.
»Vielleicht ist die weiche Schulter und der kanadische Charme dieses Burschen Kennedy genau das, was ihr fehlt.«
»Gutaussehender Bursche also?«
»Sie haben die Fotos gesehen, Bret.«
»Sah aus wie aus einem Kunststoffbaukasten, richtige Anziehpuppe.«
»Er zieht sich modisch an, das sagte ich ja schon. Aber selbst Leute, die ihn nicht mögen, geben zu, daß er was drauf hat. Guter Flieger, guter Arzt, vielleicht auch guter Liebhaber.
Er ist einer von denen, die bei Examen immer am besten abschneiden; gewandt, anpassungsfähig und weltmännisch.«
»Und auf der negativen Seite?«
»Ich vermute: neurotisch, rastlos und unglücklich. Er kann sich nirgends auf Dauer binden. Aber viele Frauen fliegen auf solche Burschen, bilden sich ein, sie könnten ihnen helfen. Und
- 122 -
sehen Sie sich ihren Mann an. Ich bin ihm ein paarmal begegnet. Das ist doch nun wirklich ein ungeschliffener Diamant. Finden Sie nicht auch?«
»Sie
Weitere Kostenlose Bücher