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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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verursacht, Sie müssen von ihm gehört haben.« Bernstein war ein begeisterter Leser. In seinem Bücherschrank standen Dreiser, Stendhal, Joyce, Conrad und Zola – russische Romane waren weniger sein Geschmack –, und was da stand, hatte er nicht nur einmal, sondern wiederholt gelesen. Er war stolz, die Universität in Princeton absolviert zu haben, aber ihm war

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    bewußt, daß Bret und andere seines Schlages darin einen beruhigenden Beweis dafür sahen, daß eine Erziehung an einer amerikanischen Eliteuniversität noch keineswegs für Erfolg auf dem Gebiet bürgte, das Bret als die »wirkliche Welt«
    bezeichnete.
    »Nein, Sylvy, ich hab noch nie von ihm gehört«, sagte Bret.
    »Aber für die Briten bedeutet international berühmt, daß der Betreffende in England, Schottland, Irland und Wales bekannt ist. Wie viele Bücher?«
    Bernstein lächelte kurz. »Ein halbes Dutzend vielleicht.«
    »Besorgen Sie sie mir.«
    »Die Bücher seines Vaters? Wozu? Sie wollen sie doch nicht etwa lesen?«
    »Aber natürlich.« Bret war gründlich, und das wollte er Bernstein in Erinnerung rufen.
    »Solange Sie nicht verlangen, daß ich sie lese«, sagte Bernstein.
    »Nein«, sagte Bret. »Sie brauchen diese Bücher nicht zu lesen, Sylvy.«
    »Sie haben doch nicht neuerdings was gegen das Rauchen, oder?« Als Bret den Kopf schüttelte, nahm Bernstein ein Päckchen Lucky Strikes und schüttelte sich eine heraus. Bret sagte: »Können Sie eine Akte für mich anlegen?« Bernstein zückte ein durch langen Gebrauch poliertes Feuerzeug, auf dem die Worte »Rung Sat Special Zone« eingraviert waren. Es erinnerte ihn an einen ungesunden Ausflug in den Mangrovensümpfen südöstlich von Saigon während des Vietnamkrieges. Und damit erinnerte es ihn und jeden anderen, dem das etwa in Erinnerung gerufen werden mußte, daran, daß er vor noch gar nicht allzu langer Zeit ein ganz anderes Leben geführt hatte. Er zündete in aller Ruhe seine Zigarette an, dann sagte er: »An was denken Sie da?«
    »Eine geheime Akte über Treffen, Berichte, Zahlungen und so fort. Eine Akte über Sachen, die einer von unseren eigenen

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    Leuten liefert.«
    »So wird das aber bei uns nicht gemacht. Niemand arbeitet so. Niemand sammelt alle Informationen eines Agenten in einer einzigen Akte. Die Leute von der
    Koordinierungsabteilung nehmen das Zeug und verteilen es.
    Und dabei sorgen sie dafür, daß das Material am Ende weder den Namen des Lieferanten noch sonst irgendeinen Hinweis auf die Quelle mehr enthält.«
    »Ich habe Sie nicht gefragt, wie wir arbeiten«, sagte Bret.
    Bernstein blies Rauch aus und sah Bret ins Gesicht. Bret erwiderte seinen Blick. »Ah, ich verstehe, was Sie meinen.
    Eine falsche Akte.« Bret nickte. »Eine Akte, die beweist, daß irgend jemand einer von unseren Leuten war, obwohl er in Wirklichkeit keiner unserer Leute war.«
    »Steigen wir lieber nicht zu tief in den Existentialismus ein«, sagte Bret.
    »Eine Akte mit echten Namen?«
    »Mit ein paar echten Namen.«
    »Wollen Sie Martin Pryce-Hughes in die Pfanne hauen?
    Wollen Sie jemandem weismachen, daß er uns Bericht erstattet?«
    »Genau das will ich.«
    Sylvy blies abermals Rauch aus. »Klar. Kann man machen.
    Man kann alles machen. Wie weit zurück sollte das alles liegen?«
    »Zehn Jahre?«
    »Damit wären wir noch in der Epoche der mechanischen Schreibmaschinen.«
    »Vielleicht.«
    »Sie denken nicht an etwas, das sie nach Moskau schaffen und dort unters Mikroskop nehmen könnten?«
    »Nein, nur etwas, das man mal kurz jemandem zeigen könnte.«
    »Denn gute Fälschungen sind verdammt teuer. Wir würden

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    echte Briefköpfe brauchen und authentische
    Abteilungsnamen.«
    »So viel Aufwand ist nicht nötig.«
    »Und kriege ich die Akte zurück?«
    »Wozu?«
    »Um sie an den Reißwolf zu verfüttern.«
    »Ach so. Natürlich«, sagte Bret.
    »Dann könnte ich ja erst mal nach Gutdünken was zusammenhauen, ja? Ich werde ein paar Fotokopien zusammensuchen und eine Materialreihe zusammenstellen, wie sie zustande käme, wenn wir unsere Akten so führten. Dann hätten wir etwas, worüber wir reden könnten. Wenn wir damit soweit sind, daß es Ihren Vorstellungen entspricht, werde ich jemanden, der das Geschäft versteht, die Fälschungen machen lassen.«
    »Prima«, sagte Bret. Er wünschte, Bernstein würde nicht so ausdrücklich von Fälschungen sprechen. Das war ihm unbehaglich. »Gehen Sie nicht allzusehr in Einzelheiten. Wir haben nicht den Ehrgeiz, einen

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