Gelinkt
wissen, was Sie tun.«
»Wenn ich das weiß«, sagte Bret, »bin ich der einzige.« Er schaltete die Zündung und die Heizung an.
»Wem gehört denn dieser Laden heutzutage?« fragte Bernstein und betrachtete die verlassenen Ziegelbauten, die einst die Stützpunktverwaltung beherbergt hatten.
»Der britischen Admiralität, noch immer.«
»Ganz schöne Chuzpe von diesen Russen.« Er griff in die Tasche.
»Uns paßt das«, sagte Bret. »So wissen wir, wo wir sie zu suchen haben.« Erhob warnend die Hand. »Nicht rauchen, bitte, Sylvy. Das reizt meine Nebenhöhlen.«
Bernstein konnte die Hände nicht stillhalten, während er überlegte, ob es besser wäre, draußen in der eisigen Kälte zu rauchen oder im Warmen an Entzugserscheinungen zu verzweifeln. Bret beobachtete, wie er schließlich die Hände zusammenlegte und sagte, nach fünf oder mehr Minuten der Stille und des Schweigens: »Alles in Ordnung?« Bernstein sagte: »Ich habe meditiert.«
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»Entschuldigung.«
»Schon gut.«
Bret sagte: »Sind Sie wirklich mal auf Buddhismus abgefahren?«
»Ja. In Vietnam. Zen-Buddhismus. Ich habe da mit einem schönen Mädchen aus Kambodscha zusammengelebt, die mir das Meditieren beigebracht hat. Ich fand das wirklich großartig.«
»Sie sind doch Jude.«
»Die Glaubenslehren schließen einander nicht aus«, sagte Bernstein. »Das Meditieren hat mir in der Gefangenschaft geholfen.«
»In der Gefangenschaft bei den Vietcong?«
»Nur ungefähr zwölf Stunden. Ich wurde verhört.« Er schwieg einen Augenblick, als verursachte es ihm Schmerzen, auch nur davon zu reden. »Es war dunkel, als ich wieder zu Bewußtsein kam, und ich konnte mich losmachen und bin abgehauen, durch den Dschungel.«
»Das wußte ich nicht, Sylvy.«
»Ach, wer will denn noch was von Vietnam hören? Die Jungs, die da gekämpft haben, sind von jedem in den Dreck gezogen worden, vom Weißen Haus bis zu den liberalen Zeitungen. Und das ist schon verdammt weit runter. Deshalb bin ich nach Europa ausgewandert.«
»Sehen Sie sich diese Blitze an. Schlimmes Wetter da draußen. Würden Sie gerne in See gehen heute nacht?«
»Sie hat sich bis zuletzt mit diesem Kennedy getroffen.«
Bret drehte den Kopf mit einer abrupten Bewegung, die seine Überraschung verriet. »Sie hat geschworen, daß sie Schluß gemacht hätte.«
»Wie viele Ehemänner schicken ihren Frauen ein Dutzend dunkelroter langstieliger Rosen mit einem Billett, das sie zum Tee bittet?«
»Sind Sie sich dessen sicher?«
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»Blumengeschäfte sind sichere Quellen.«
»Wie meinen Sie das?«
»Bret, zeitweilig, wenn ich nichts anderes kriegte, habe ich auch in Scheidungsangelegenheiten ermittelt. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen wahrscheinlich den Kassenzettel für diese Rosen besorgen.«
»Wir werden uns diesen Kennedy mal vornehmen müssen«, sagte Bret.
»Beim letzten Mal haben wir nichts gefunden. Wir haben seinen beruflichen Werdegang und seine Militärdienstzeit unter die Lupe genommen. In der Klinik, wo er arbeitet, gilt er als fleißig und zuverlässig. Jedenfalls ist’s inzwischen doch schon ein bißchen zu spät, nicht?« sagte Bernstein. »Sie ist schon unterwegs.« Bret sah ihn an. Er hatte ihm nur erzählt, was er unbedingt wissen mußte, aber Sylvy Bernstein war ein alter Hase. Er wußte, was lief in der Welt der Nachrichtendienste.
»Trotzdem müssen wir Bescheid wissen«, sagte Bret.
»Komischer Zufall, wie Kennedy da auf der Waterloo Station ihre Bekanntschaft gemacht hat, finden Sie nicht?« Bernstein rieb sich das Kinn. Sein Bart war borstig, und er hätte sich gern rasiert. »›Serendipitistisch‹ nennt man solche
unwahrscheinlichen Zufälle, wie ich mal in einem Buch gelesen habe.«
»Sie ist eine sehr attraktive Frau«, sagte Bret, womit er wiederholte, was Bernstein ihm schon unzählige Male gesagt hatte, und verwarf den Verdacht, Kennedy könnte Fionas Bekanntschaft aus anderen Gründen gesucht haben. »Und er ist ein echt lockerer Therapeut. Aber ist er der Typ, der sich auf Bahnhöfen an die Damen heranmacht?« Bret konnte sich noch immer nicht damit abfinden. »Es waren besondere Umstände, Sylvy. Kennedys Tochter war ihm fortgelaufen. Sie haben doch mit dem Bahnpolizisten gesprochen. Er sagte …«
»Okay, okay. Tatsächlich war sie die Tochter seines Vetters, und Kennedy ist Kanadier. Es wird nicht ganz leicht sein, ihn
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gründlich zu überprüfen. Und ein Typ, der einem Polizisten einen falschen Namen nennt, hat mutmaßlich
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