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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Holdings.
    Fragen Sie ihn, ob er weiß, wo seine Frau sich aufhalten könnte. Sagen Sie ihm nichts weiter, als daß beide Samsons von Einsätzen im Ausland verspätet zurückkehren werden. Ich gehe jetzt zum Haus der Samsons. Rufen Sie mich dort an, und berichten Sie mir, was sich tut. Und sagen Sie dem Diensthabenden in der Waffenkammer, daß ich gleich runterkomme und eine Handfeuerwaffe brauche.«
    »Ja, Sir.« Sie kehrte in das Büro zurück und begann zu telefonieren. Die Vorstellung, daß Fiona Samson zu den Kommunisten übergelaufen sein sollte, war für sie zu ungeheuerlich, als daß sie sich alle Konsequenzen des Ereignisses hätte vergegenwärtigen können. Jeder im Department hatte den stetigen Aufstieg Fiona Samsons verfolgt. Sie war in jeder Hinsicht ein Vorbild, einer jener seltenen glücklichen Menschen, die keinen falschen Schritt taten. Es war unmöglich, sie nicht zu beneiden: eine schöne Frau aus reicher Familie, die Oxford beeindruckt hatte. Dazu eine ausgezeichnete Köchin, bezaubernde Gastgeberin, Mutter zweier entzückender Kinder und Gattin des wunderbar

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    unkonventionellen Bernard Samson, den Gloria insgeheim begehrte. »Jaa?« kam eine undeutliche und verschlafene Stimme. »Ahhh. Wie spät ist es? Wer ist da?«
    Es war Tessa, die gern bis elf Uhr schlief. Das Telefon hatte sie geweckt. Gloria teilte ihr mit, daß Mr. und Mrs. Samson aus unvorhersehbaren Gründen im Ausland festgehalten werden würden. Wäre es Mrs. Kosinski möglich, die Kinder in ihre Obhut zu nehmen? Sie versuchte, die Frage sehr beiläufig anzubringen. Es bedurfte einiger Augenblicke, bis Tessas Befürchtung, ihre Schwester sei bei einem Unfall verletzt worden, entkräftet war, aber Glorias Charme war dieser Aufgabe durchaus gewachsen, und Tessa kam bald zu der Überzeugung, daß sie Näheres am ehesten erfahren würde, wenn sie gleich das Haus der Samsons aufsuchte und dort Bret Rensselaer befragte.
    In aller Eile badete Tessa, legte Make-up auf, fand die kameliengeschmückte Chanel-Kappe, die sie immer trug, wenn sie einen unfrisierten Kopf zu verbergen hatte, und warf sich eine Jacke mit Schottenmuster über die Schultern. Sie schaute in das Arbeitszimmer hinein, wo ihr Mann die Börsenkurse am Bildschirm studierte, und berichtete ihm das wenige, was sie wußte.
    »Alle beide? Was soll denn das nun wieder?« sagte er.
    »Keiner von beiden hat sich bei mir auch nur abgemeldet«, sagte Tessa.
    »Die erzählen einem nie etwas.« George hatte sich an die Verschwiegenheit der Familie seiner Frau inzwischen gewöhnt.
    »Die ganze Sache ist mir irgendwie verdächtig«, sagte Tessa.
    »Daß da irgendwas im Busch war, habe ich gleich geahnt, als Fiona mich gebeten hat, auf ihren Pelzmantel aufzupassen.«
    »Gibt es irgendwas zum Lunch?« fragte George.
    »Hausgemachtes Hühnerfrikassee in der Gefriertruhe.«
    »Ist das noch gut? Es ist von 1981.«
    »Ich habe Stunden dafür gebraucht«, sagte Tessa beleidigt,

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    daß ihre seltenen Gastspiele im Haushalt nicht geschätzt wurden. Als Tessa das Haus der Samsons erreichte, rollten dort eben zwei kräftig gebaute Männer, die Bret unterstanden, die Overalls zusammen, die sie getragen hatten, als sie zwischen den Dielenbrettern forschten und jeden Zoll der verstaubten Bodenkammer inspizierten. Bret Rensselaer stand im schwarzen Trenchcoat vor dem Kamin. Er trank seinen Kaffee aus.
    Er war Tessa erst kürzlich in Whitelands begegnet und kam gleich zur Sache: »Mrs. Samson hat einen Ausflug nach Osten gemacht.« Er stellte seine Tasse auf den Kaminsims.
    »Inzwischen brauchen die Kinder jemanden, der sie beruhigt
    … Das Kindermädchen scheint die ganze Sache sehr gefaßt zu nehmen, aber Ihre Anwesenheit könnte doch sehr hilfreich sein.« Bret hatte darauf bestanden, daß Fiona ein zuverlässiges Mädchen einstellte, die einer Sicherheitsprüfung standhalten würde. Das Mädchen, das sich gegenwärtig um die Kinder kümmerte, war Tochter eines Polizeiinspektors. Ab und zu hatte Fiona bemängelt, daß sie als Kindermädchen nicht viel taugte, aber jetzt zahlte Brets Vorsorge sich aus.
    »Natürlich«, sagte Tessa. »Ich werde tun, was ich kann.«
    »Vorläufig tappen wir noch ziemlich im dunkeln«, sagte Bret. »Aber was immer sich herausstellen mag, es wird jedenfalls keinen offiziellen Kommentar dazu geben. Wenn irgend jemand von der Presse oder sonst ein Spinner anruft, geben Sie sich als die Haushälterin aus, lassen sich ihre Telefonnummer geben und rufen sofort

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