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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Kennedy war
also von Moskau beauftragt worden, sie zu überprüfen. War
das auch die Rolle, die er in Berlin spielte? »Nichts seit 1978?« »Soll ich in Moskau anfragen, ob er noch im Einsatz ist?« »Nein, Herr Renn, ich glaube, das wäre unklug.« Er sah sie
an und sah, daß ihr nicht gut war.
»Wie Sie meinen, Frau Direktor.« Er nahm seine Papiere
vom Tisch und verließ taktvoll den Raum.
Sie schluckte drei Aspirin-Tabletten. Überall hatte sie
welche zur Hand, aber Aspirin leistete selten mehr als eine
Verminderung der Intensität des Schmerzes. Sie hielt sich die
Hände über die Augen. Wenn sie sich auf alte Erinnerungen
konzentrierte, überstand sie manchmal diese Attacken durch
reine Willenskraft. Bilder ihres Mannes und ihrer Kinder
flimmerten vor ihrem inneren Auge so verschwommen und
holprig wie zerkratzte alte Filmstreifen. Lange saß sie ganz
still, so wie jemand sich sammeln würde, ehe er unverletzt aus
einem zu Schrott gefahrenen Auto aussteigt.

21
    Berlin, März 1989
Der Director-General – rastlos und fordernd – machte einen seiner inoffiziellen Blitzbesuche in Berlin. Frank Harrington, der Berliner Resident, fluchte, weil er deshalb von heute auf morgen sein Programm ändern mußte, aber so war der Alte eben. Er war immer so gewesen, und neuerdings wurde es noch schlimmer. Nicht nur hatte er plötzliche ungelegene Eingebungen, auf die jeder sich, ohne viel zu fragen, einzustellen hatte, sondern Sir Henry war auch ein schrecklicher Zeitverschwender. In dem bequemsten Sessel sitzend, ein Glas Jahrgangs-Hine in der Hand, pflegte Sir Henry Clevemore zu reden und zu reden und warf nur ab und zu ein, daß er nun wirklich gehen müsse, als hielte ihn jemand gegen seinen Willen.
    So war es an diesem Nachmittag gewesen. Aus dem Büro des D.G. war ein »deutsches Mittagessen« bestellt worden. Tarrant, der alte Diener, der Frank schon länger diente, als irgend jemand zurückdenken konnte, bereitete alles vor. Sie aßen im Speisezimmer der schönen alten Grunewaldvilla, die dem Berliner Residenten als Dienstwohnung zur Verfügung stand. Franks Köchin wußte einen Hasenpfeffer zu machen, der über die Jahre berühmt geworden war, und das Hausmädchen trug ihre beste gestärkte Schürze und sogar ein Spitzenhäubchen. Das alte Tafelsilber war geputzt und das Meißner Porzellan aus der Anrichte geholt worden. Die Tafel hatte wirklich ganz fabelhaft ausgesehen. Die diesbezügliche Bemerkung des D.G. hatte Tarrant gehört, und er erlaubte sich ein selbstzufriedenes kleines Lächeln. Nach dem Essen waren die beiden Männer zum Kaffee ins Wohnzimmer gegangen. Das war inzwischen schon Stunden her, und noch immer machte der D.G. keine Miene, sich zu verabschieden. Frank wünschte, er hätte sich nach dem Rückflug erkundigt, dies jetzt zu tun würde unhöflich scheinen. So nickte er dem alten Mann zu und hörte ihn an und wünschte sich nichts sehnlicher, als sich eine Pfeife anzünden zu können. Der Alte haßte Pfeifentabak, insbesondere die Marke, die Frank rauchte, und Frank wußte, daß es nicht in Frage kam. »Nun, ich muß mich auf den Weg machen«, sagte der D.G. wie schon so viele Male an diesem Nachmittag, aber jetzt machte er Miene, sich tatsächlich in Bewegung zu setzen. Gott sei Dank, dachte Frank. Wenn er den Alten bis sieben los wurde, hatte er noch Zeit für seinen Bridge-Abend mit den Kameraden vom Militär. »Ja«, sagte der D.G. mit einem Blick auf die Uhr, »höchste Zeit, daß ich mich auf den Weg mache.« Einer von Frank Harringtons Schulkameraden in Eton war Arzt geworden und praktizierte in einer wohlhabenden Ecke des ländlichen Yorkshire. Dieser meinte, er habe sich dort erst daran gewöhnen müssen, daß jeder Patient, der in seine Sprechstunde kam, eine halbe Stunde über dies und das plauderte, ehe er aufstand, um wieder zu gehen, und dann zwischen Tür und Angel beim Verabschieden nebenher bemerkte, was ihm wirklich Sorgen machte. So war es mit dem Director-General. Er hatte schon den ganzen Nachmittag lang dagesessen und Höflichkeiten mit Frank ausgetauscht, als er sein Glas erhob, den letzten Schluck im Munde kreisen ließ und ihn dann hinunterspülte. Dann setzte er das Glas ab, stand auf und wiederholte noch einmal, daß er nun endlich gehen müsse. Erst dann sagte er: »Haben Sie in letzter Zeit Bret Rensselaer gesehen?«
    Frank nickte. »Letzte Woche. Bret wollte meinen Rat wegen des Berichts über die Schießerei in Hampstead.« Frank stand auf und machte eine nicht sehr

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