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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Gainsborough noch mal hochleben ließ, was als die alleraufrichtigste Schmeichelei gilt. Die Mitglieder des Ausschusses bemühten sich um die Wette, ihren Kenntnisreichtum und ihre Wichtigkeit ins beste Licht zu stellen. Bret Rensselaer saß an einem Ende des Tisches, was ihm die Autorität des Vorsitzenden verlieh. Stinnes saß ihm am anderen Ende gegenüber, eine gegnerische Position, die, wie Bret später meinte, zu dem nachfolgenden Fiasko beigetragen haben mochte. Bret sah häufig auf die Uhr, saß aber übrigens mit dem aufmerksamen Blick da, den Leute, die in zu vielen Ausschüssen sitzen, beherrschen, um die Tatsache zu verbergen, daß sie halb schlafen. Er hatte das alles schon gehört. Na denn, dachte Stinnes, wollen wir doch mal sehen, ob wir Sie wecken können, Mr. Rensselaer.
    In einem derartigen Ausschuß gab es immer ein paar Allwissende. Das war in Moskau nicht anders. Stinnes hätte die dortigen Gegenstücke nennen können. Der schlimmste Langweiler war Billy Slinger von MI 5, ein schmächtiger Bursche mit dünnem, sorgfältig gestutztem Schnurrbart, dessen schottisch gefärbtes Englisch für Stinnes nicht ganz leicht zu verstehen war. Er war dem Ausschuß als Berater in Kommunikationsfragen zugeteilt worden. Natürlich glaubte er, allen beweisen zu müssen, wie schlau er war.
    Erich Stinnes hatte die Höhen und Tiefen seiner Haft überstanden, ohne sich nennenswert zu verändern, viel zu verändern war da freilich auch nicht. Stinnes war ein zäher Mann in mittleren Jahren, mit bleichem Gesicht und stets möglichst kurz geschnittenem Haar. Wenn er seine metallgefaßte Brille abnahm, was er oft tat, blinkte er mit den Augen wie eine Eule und blickte sich im Ausschuß um, als sähe er diese Leute lieber leicht unscharf. Stinnes spielte geschickt mit den Fragen und ließ Slinger seine technischen Kenntnisse ausbreiten, bis die Regeln des Funkverkehrs zur Sprache kamen. Hierzu Auskünfte zu geben, war Stinnes von Moskau autorisiert, und so schilderte er leise und im Gesprächston die bei den Botschaften gebräuchlichen Verfahren. Er begann mit den üblichen Routinemeldungen und kam dann auf einige Codierungsverfahren des KGB zu sprechen. Dabei handelte es sich um technische Entwicklungen, mit denen Slinger wahrscheinlich nicht vertraut war, so daß er auch kaum wissen konnte, daß sie bereits überholt waren und bestenfalls noch für den alltäglichen Kram verwendet wurden. Aus dem Augenwinkel beobachtete er Rensselaer, der sich wie eine von schweren Fußtritten aufgeschreckte Schlange wand. »Das ist mir alles neu«, sagte Slinger wiederholt, wobei die Dialektfärbung seiner Rede heftiger wurde, während er Bogen nach Bogen so heftig vollkritzelte, daß ihm der Bleistift zerbrach und er einen anderen ergreifen und Stinnes bitten mußte, langsamer zu sprechen.
    Auch die übrigen Mitglieder des Ausschusses packte die Begeisterung. Zwischen den eifrigen Fragen Slingers brachte ein anderer die prinzipielle an: Weshalb Stinnes diese Perlen nicht schon eher enthüllt habe? Stinnes antwortete nicht sofort. Er sah Bret Rensselaer an und dann zur Seite und ließ sich viel Zeit beim Anzünden eines Stumpens.
    »Nun?« sagte Bret Rensselaer schließlich. »Sagen Sie’s uns.«
»Habe ich doch«, sagte Stinnes. »Ich habe es Ihnen doch schon während der ersten Tage erzählt, aber ich hatte den Eindruck, Sie wußten das alles schon.«
Bret sprang auf, als wollte er gleich losschreien. Alle sahen ihn an. Und da wurde Bret klar, daß er sich bei einer Auseinandersetzung mit Stinnes vor dem versammelten Ausschuß nur lächerlich machen würde. Er setzte sich wieder und sagte: »Machen Sie weiter, Slinger. Nehmen wir das alles zu Protokoll.« Stinnes inhalierte den Rauch seines Stumpens und blickte von einem zum anderen, wie ein Sozialarbeiter im Kreis einer zerstrittenen Familie. Dann fing er an, ihnen noch mehr Material zu geben: Auslandsleitungen, Botschaftssendezeiten und Verfahren und sogar BotschaftsKontaktlisten.
Das dauerte etwa eine Stunde mit einigen langen Pausen, in denen Stinnes sich sichtlich den Kopf zerbrach, und ein paar kleinen Stinnes-Witzen, über die – wegen der im Raum herrschenden Hochspannung – jeder lachte. Am Ende war der Ausschluß erfolgstrunken. Befriedigung rötete die Gesichter der Mitglieder und kreiste in ihren Adern wie frisch gezuckertes Blut. Und keinen geringen Anteil an ihrem Triumph hatte das wohlige Gefühl zu wissen, daß Bret Rensselaer, dieser kalte, tüchtige und

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