Gelinkt
Moskau aus dirigiert wurde. Man hatte Bret nicht aufs Korn genommen, weil Moskau etwa Verdacht geschöpft hätte, Fiona Samson sei in Berlin eingeschleust worden, oder aus sonst irgendeinem Grunde außer dem, daß er plötzlich eine gute Zielscheibe war für die Sorte Verdächtigungen, mit denen Moskau in der Vergangenheit schon oft so geschickt operiert hatte. Dabei beschränkte Moskau sich nicht darauf, die Glut anzufachen und die Gerüchte zu bestärken, im weiteren Verlauf der Operation wurde die Verdächtigung auch durch gefälschte Beweisstücke untermauert. Manche von diesen waren so grob gefertigt, daß sie wirkliche Experten – wie etwa Ladbrook, den dienstältesten Vernehmungsoffizier – davon überzeugten, daß Moskau versuchte, Rensselaer in Mißkredit zu bringen, aber das hieß nicht, daß die Experten von ihnen absehen konnten. Der Director-General wußte in groben Zügen über diese Vorgänge Bescheid und beschloß, nach Berlin zu fliegen und die Sache mit Frank Harrington zu besprechen. Frank war ein alter Freund, und überdies gehörte er dem Department in leitender Stellung schon lange an. Das Mittagessen und die darauffolgende Plauderei mit Frank hatten den D.G. nicht beruhigt. Was er dabei von Frank erfuhr, war zwar nicht zuverlässiger als Waschraumklatsch, aber es bereitete ihn doch vor auf einen Anruf der Inneren Sicherheit, mit dem er dringend um einen Termin für Ladbrook und Tiptree gebeten wurde. Ohne Umschweife erklärte der Anrufer Morgan, dem Assistenten des D.G. daß morgen nicht früh genug wäre.
Sie warteten schon alle auf den D.G. im Konferenzzimmer Nummer 2. Da war Ladbrook, der leitende Vernehmungsoffizier, ein anständiger Fünfzigjähriger, der sich nie aus der Ruhe bringen ließ, und Harry Strang, ein wettergegerbter Veteran der Operationsabteilung. Bei ihnen war Harry Tiptree, der junge Bursche, den die Innere Sicherheit als eins ihrer größten Lichter einschätzte. Und, unauffällig in einer Ecke, saß der Deputy D.G. Sir Percy Babcock.
Auf dem Tisch waren Notizblöcke und Bleistifte, ein Wasserkrug und Gläser angeordnet. »Wer wird noch erwartet?« fragte der D.G. nachdem er die Utensilien gezählt hatte.
»Cruyer konnten wir nicht erreichen«, sagte Strang. »Aber ich habe eine Benachrichtigung bei seiner Sekretärin hinterlassen.«
»Erwarten wir eine lange Sitzung, Percy?« fragte der D.G. seinen Stellvertreter.
»Nein, sehr kurz, Director. Die Innere Sicherheit will Ihnen etwas vorlegen.«
»Ein Haufen Leute«, bemerkte der D.G. Er war fast zwei Meter groß und breitschultrig. Er überragte alle.
»Wir werden fünf Unterschriften brauchen«, sagte der Deputy sanft.
»Hmm«, sagte der D.G. und sein Herz sank. Sie alle wußten, für welche Sorte Formular fünf Unterschriften benötigt wurden. Eins von der Inneren Sicherheit. »Und niemand macht Notizen?«
»Das ist richtig, Director.« Na gut, das war’s dann. Ersparen konnte man Bret diese demütigende Untersuchung nur, wenn man das Geheimnis Fiona Samsons aufdeckte. Das kam nicht in Frage. Bret würde sich auf sein Glück verlassen müssen. Alle setzten sich. Der Deputy ließ seinen goldenen Kugelschreiber schnappen, Harry Strang zog seine Zigaretten hervor, steckte sie dann aber, als ihm der D.G. einfiel, wieder ein. Tiptree, ein hochgewachsener dünner Bursche mit gut gebürstetem rotem Haar und frischer Gesichtsfarbe, goß sich ein Glas Wasser ein und trank es mit eleganter Präzision.
Ladbrook faßte die Tischversammlung ins Auge. Sie sahen ihn erwartungsvoll an, außer Tiptree, der jetzt Kreise auf den Notizblock zeichnete. »Wollen Sie vielleicht anfangen, Percy?« fragte Ladbrook schüchtern.
»Erzählen Sie dem Director einfach, was Sie mir erzählt haben«, sagte der Deputy.
»Ich fürchte, die Sache betrifft einen leitenden Angestellten«, sagte Ladbrook. Der D.G. blickte ihn an, ohne sich auch nur einen Funken Gefühl anmerken zu lassen. »Bret Rensselaer«, ergänzte Tiptree und sah von seinem Notizblock auf. Eine Haarlocke fiel ihm ins Gesicht, und er strich sie mit der Hand zurück.
»Ein Leck?« sagte der D.G. aber er wußte, was kam. »Ernster als das«, sagte Ladbrook.
»Ich habe die Akte«, sagte Tiptree und wies auf einen Aktenbehälter, den er auf einem Seitentisch abgestellt hatte.
»Ich will keine Akten sehen«, sagte der D.G. mit einer müden Verzweiflung, die sich nach Irritation anhörte. Jeder wartete darauf, daß der D.G. weiterspräche, aber er lehnte sich in seinen Sessel zurück und
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