Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
Vom Netzwerk:
sein Leben lang nie ganz los. Weit genug vorgebeugt, um die Eindringlinge ins Visier zu- nehmen – inzwischen waren es zwei –, zielte Samson in aller Ruhe und feuerte. Er nahm die Waffe nicht einmal aus der Zeitung, die sie verbarg. Die Waffe war mit einem Schalldämpfer versehen. Bret hörte zwei dumpfe Schläge und war völlig aus der Fassung, als einer der KGBMänner zurücktaumelte, seine abgesägte Flinte fallen ließ, sich an den Bauch griff und Blut speiend über die Waschmaschine fiel.
Samson war plötzlich weg. Bret erinnerte sich, von Samson grob zur Seite gestoßen worden zu sein, der dann über die weggeworfene Flinte gestolpert war. In Samsons Version hieß es, er habe Bret in Deckung geschubst und dann die Waffe in seine Richtung gestoßen. Samson warf Bret sogar vor, nicht die Flinte ergriffen zu haben und ihm durch die Hintertür auf der Jagd nach dem anderen gefolgt zu sein.
Bret war plötzlich allein im Waschsalon mit dem jungen KGB-Mann, der, sich erbrechend, blutend und wimmernd wie ein Baby, starb. Bret hatte so was noch nie gesehen. Es war brutal und ekelhaft. Irgendwo im Obergeschoß fielen weitere Schüsse; Samson tötete noch einen Mann, und dann war alles vorbei. Bret bekam mit, wie er grob in einen Wagen gestoßen wurde und dann durch die Nacht raste, an der Polizei vorbei, die eben kam. Zu Brets Erstaunen sagte Bernard Samson ausgerechnet in diesem Moment, daß er ihm das Leben gerettet habe. »Du willst mein Leben gerettet haben, du Hundesohn«, sagte Bret schrill. »Erst schießt du und benützt mich als Schild. Dann haust du ab und läßt mich ausbaden, was …« Samson lachte. Zum Teil war dieses Lachen eine nervöse Reaktion auf den Druck, unter dem er eben gestanden hatte, aber es war ein Lachen, das Bret nie vergessen würde. »So ist das im Außendienst, Bret«, sagte er. »Wenn du Erfahrung gehabt hättest oder Übung, hättest du dich sofort hingeschmissen. Oder noch besser, du hättest den zweiten Bastard umgelegt, anstatt mir die ganze Arbeit zu überlassen.« Bret hatte kaum zugehört. Er konnte den Anblick des sterbenden KGB-Mannes nicht vergessen, der sich, vornübergebeugt, an einer der Waschmaschinen festhielt, während das schäumende Blut aus ihm quoll und sich mit dem Seifenwasser am Boden mischte.
»Du hättest ihn auch in den Arm schießen können«, krächzte Bret.
Bernard hatte nur Verachtung für so naives Gerede. »Das gibt’s nur im Kino, Bret. Das ist was für Wyatt Earp und Jesse James. In der wirklichen Welt schießt niemand den Leuten die Pistolen aus der Hand oder verpaßt ihnen Fleischwunden im Oberarm.
In der wirklichen Welt trifft man sie oder schießt daneben. Es ist schwierig genug, ein bewegliches Ziel zu treffen, ohne sich auf anatomische Feinheiten zu kaprizieren. Also komm mir nicht mit diesem Scheiß.«
Es hatte keinen Zweck, sich mit ihm zu streiten, dachte Bret. aber ein schlechtes Gefühl blieb bestehen. Er nahm es Bernard übel, so schnell und so überzeugt entschieden zu haben und anscheinend die Entscheidung nachher nicht im mindesten zu bereuen. Frauen bewunderten solche Charakterzüge, so schien, es wenigstens, aber Bret fand jede Entscheidung, die er zu treffen hatte, schwierig, und das zunehmend. Bret begann einzusehen, daß seine eigene Planung eine Mitleidlosigkeit erforderlich machte, die derjenigen Bernards mindestens gleichkam. Aber sein gegenwärtiger Gemütszustand machte ihm das nicht leicht. Manchmal saß er wohl eine halbe Stunde lang da und starrte auf den Schreibtisch, unfähig, die selbstverständlichsten Geschäfte zu erledigen. Vielleicht hätte Bret nicht ärztlichen Rat einholen sollen. Der Arzt des Departments war tüchtig und hilfsbereit – alles, was man von einem Arzt erwarten kann –, aber pflichtgemäß erstattete er dem Department Bericht.
Zu Anfang war es nicht mehr als ein gelegentliches Nachlassen seiner Konzentrationsfähigkeit und das Problem, in den frühen Morgenstunden aufzuwachen und nicht wieder einschlafen zu können. Aber bald merkte Bret, daß man ihn als Außenseiter behandelte. Es fiel ihm auf, daß man sich ihm gegenüber irgendwie mißtrauisch und vorsichtig verhielt, selbst wenn er dem Ausschuß vorsaß. Sein Verdacht wurde bestätigt, als zwei Unterausschüsse gebildet wurden, aus denen man Bret absichtlich ausschloß. Das bedeutete, daß etwa drei Viertel der Ausschußmitglieder Sitzungen abhalten konnten, zu denen er keinen Zugang hatte.
Was Bret nicht wußte, war, daß sein Untergang von

Weitere Kostenlose Bücher