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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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kann ich nichts machen, Werner. Es ist nicht gestattet, Häftlinge und Schlüssel zugleich zu transportieren.«
»Wie kann ich Ihnen trauen?« sagte er wieder.
»Ich will, daß Sie mit Sir Henry Clevemore reden. Würde das Ihre Zweifel ausräumen?«
»Ich kenne ihn nicht. Ich habe ihn noch nie gesehen.«
»Bei ihm zu Hause, nicht in seinem Büro. Ich werde Ihnen seine Privatnummer geben. Sie werden Ihre Botschaft auf den Anrufbeantworter sprechen.«
»Ich weiß nicht.«
»Du lieber Himmel, Werner! Reißen Sie sich zusammen, und entscheiden Sie sich!« schrie sie. Sie schloß die Augen. Da hatte sie die Selbstbeherrschung verloren. Daran war dieser Fahrschulwagen schuld.
Werner sah sie staunend an und verstand plötzlich den panischen Schrecken, den man ihr angemerkt hatte. »Warum ich? Warum jetzt? Was ist mit Ihrem regelmäßigen Kontakt?«
»Ich habe keinen regelmäßigen Kontakt. Ich habe mich hier erst mal umgesehen, Deponien verwendet. London hätte vermutlich in ein oder zwei Monaten jemanden geschickt. Aber dies ist eine perfekte Gelegenheit. Ich werde Sie als Agenten für die Stasi anwerben. Sie werden mir persönlich Bericht erstatten, und jedesmal, wenn Sie das tun, erhalten Sie Material von mir, das Sie mit zurück in den Westen nehmen.«
»Das würde gehen«, sagte Werner und dachte nach. »Würde Sir Henry dafür sorgen, daß ich Ihnen auch was zu bieten hätte?«
»Alle meine Berichte müssen auswendig gelernt werden«, sagte Fiona. Da hatte sie es getan: sich Werner auf Gnade oder Ungnade ausgeliefert. Es würde schon gutgehen. Später würde sie Werner dazu bringen, ihr von ihrem Mann und ihren Kindern zu erzählen, aber jetzt noch nicht. Eins nach dem anderen. Nun begann er, ihr zu glauben. Sein Gesicht hellte sich auf, und seine Augen wurden größer. Er sollte an einer wahrhaft ungeheuerlichen Sache beteiligt werden. »Was für ein Coup!« sagte er leise und mit glühender Bewunderung. In diesem Augenblick war er ihr ergebener Sklave geworden.
»Bernard darf nichts wissen«, sagte Fiona.
»Warum?«
»Aus allen möglichen Gründen. Er wird sich Sorgen machen und sich in die Karten sehen lassen. Er kann seine Gefühle nicht verbergen. Das müssen Sie doch wissen.« Er blickte aus dem Fenster. Fiona hatte sich ihren Helfer gut ausgesucht. Werner hatte immer ein Geheimagent werden wollen. Er träumte davon, wie andere Leute davon träumen, Filmstars zu werden, Tore für ihr Vaterland zu schießen oder eine eigene Talk-Show im Fernsehen zu haben. Werner verstand was von Spionage. Er las Bücher darüber, sammelte Zeitungsausschnitte und prägte sich diesbezügliche Informationen mit nahezu besessenem Eifer ein. Er brauchte gar nicht mehr ausdrücklich einzuwilligen. Sie beiden wußten, daß er nicht widerstehen konnte. »Ich kann es noch immer nicht glauben«, sagte er.
Um die Ecke kam nun wieder der Wagen der Fahrschule. Er verlangsamte die Fahrt, hielt an, und der Fahrer kündigte seine Absicht stets mit unnötigen Signalen an. »Ich glaube, wir sollten fahren«, sagte Fiona.
»Ich mache es«, sagte Werner ruhig.
»Ich wußte, daß Sie es tun würden«, sagte Fiona und ließ den Wagen an.
Sie überholte den Fahrschulwagen und wendete, als wollte sie zurück nach Mahlow. Eine alberne Vorsichtsmaßnahme, die nichts bedeutete. »Sie sind eine mutige Frau, Fiona«, sagte Werner plötzlich.
»Niemand«, sagte Fiona, »Sir Henry und niemand sonst, es sei denn, er persönlich autorisiert Sie dazu.«
»Wie lange wird das gehen?« sagte Werner.
»Ein Jahr, vielleicht zwei«, sagte Fiona.
»Ich dachte, sie würden mich vielleicht zur Persona non grata erklären. Ich habe mir schon Sorgen gemacht wegen meines Geschäfts.«
»Jetzt kommt alles in Ordnung«, sagte Fiona. »Das Arrangement wird perfekt sein.«
»Bernard darf nichts erfahren«, sagte Werner. Die Vorstellung, ein Geheimnis vor seinem Freund zu haben, gefiel Werner. Eines Tages würde er Bernard damit überraschen. Darauf zu warten würde sich lohnen.
»Ich will Ihnen nur noch sagen, was Sie wissen müssen, wenn wir ins Büro zurückkommen. Sie werden da einen russischen KGB-Obersten namens Moskwin treffen. Lassen Sie sich von dem nicht bluffen oder unter Druck setzen. Ich werde ihm klarmachen, daß Sie in Ordnung sind.«
»Moskwin?«
»Kein langfristiges Problem«, sagte Fiona.
»Wieso nicht?«
»Er ist kein langfristiges Problem«, sagte Fiona. »Man entledigt sich seiner gerade. Glauben Sie mir einfach. Und nun lassen Sie mich Ihnen erzählen, wie

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