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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Fiona.«
Sie sah Werner an. »Doch, das habe ich getan.«
»Natürlich haben Sie. Ich habe Bret gesagt, daß er sich darauf verlassen kann. Welche Frau könnte einer solchen Gelegenheit widerstehen?«
»Das klingt aber sehr herablassend, Werner.«
»Wirklich? Entschuldigen Sie. Aber warum sagen Sie nicht lieber gleich von Anfang an die Wahrheit?«
»Heute hat er gesagt, wie wundervoll es wäre, wenn ich Mata Hari wäre, die mit ihm in den Westen flieht. Oder irgendeinen Quatsch in der Richtung.«
Werner zog an seiner Nase, stand auf und ging ans Fenster. Es war dunkel, und bei Flutlicht dekorierten Arbeiter die Frankfurter Allee mit den bunten Bannern und Flaggen eines afrikanischen Staats. Alle Staatsbesucher wurden diese jeweils in den Farben ihrer Staaten geschmückte Straße entlanggefahren. Das war fester Bestandteil des Protokolls für Staatsbesuche. In der entgegengesetzten Richtung war der ganze Himmel rosa vom Neonglanz des Westens. Wie nah er lag, so nahe und zugänglich wie der Mond. Werner wandte sich ihr wieder zu. Fiona war noch immer so schön wie je, aber sie war vorzeitig gealtert. Ihr Gesicht war blaß und angespannt, als versuchte sie, in ein helles Licht zu sehen.
Werner sagte: »Wäre Kennedy gerade hier, wenn wir Sie rausholen, müßte er neutralisiert werden, Fiona.«
»Aber weshalb sollte er gerade in dem Augenblick hiersein?«
»Richtig, weshalb?« sagte Werner. Er nahm seinen Hut auf, schnippte ein Stäubchen von der Krempe und setzte ihn auf den Kopf. Fiona kletterte auf den Stuhl, um das Mikrophon wieder einzuschalten.

25
    Berlin, Juni 1987
Seinem lockigen Haar hatte »Deuce« Thurkettle es zu danken, daß er jünger aussah, als er war. Er war einundsechzig Jahre alt, aber dank regelmäßiger Gymnastik und vernünftiger Eßgewohnheiten hielt er sich körperlich gut in Form. Um die Speisekarte zu studieren, setzte er seine eingeschliffene Brille auf, aber das meiste konnte er ohne sie erledigen – auch die Leute, mit deren Liquidierung er seinen Lebensunterhalt verdiente. »Steak und Salat«, sagte er, »blutig.«
»Es gibt Tafelspitz heute«, sagte Werner.
    »Nein, danke. Ist mir zu kalorienreich«, sagte Thurkettle. Er wußte, worum es sich bei der hiesigen Version eines neuenglischen Gerichts handelte: gekochtes Rindfleisch, gekochte Kartoffeln und gekochtes Rübengemüse. Niemals wollte er diesen Mischmasch wiedersehen, er hatte es im Gefängnis gegessen. Schon der Anblick oder der Geruch eines Tellers mit gekochtem Rindfleisch und Kohl war hinreichend, ihm all die Jahre in Erinnerung zu rufen, die er in der Todeszelle verbracht hatte, immer in Erwartung des Henkers, in einem Hochsicherheitsgefängnis neben vielen anderen Männern, die man vielfachen Mordes schuldig gesprochen hatte.
    »Vielleicht sollte auch ich auf den Tafelspitz verzichten«, sagte Werner bedauernd. »Steak, nicht durchgebraten, und Salat, zweimal«, bestellte er beim Kellner.
    Es war Sonntag vormittag. Sie waren in West-Berlin. Bei Leuschner. Das war ein volkstümliches Café, einer Scheune nicht unähnlich, mit goldgerahmten Spiegeln längs einer ganzen Wand und einer langen Theke, hinter der einer der Gebrüder Leuschner bediente. Aus der Jukebox ertönte ein Beatles-Song, gespielt von der Kapelle der Irish Guards. Eigentlich war die Jukebox mit Hardrockplatten bestückt gewesen, aber einer der Leuschners hatte diese durch Musik nach seinem Geschmack ersetzt. Werner sah sich um und sah viele vertraute Gesichter. An solchen Sonntagvormittagen zog das sonst nicht von der Szene favorisierte Lokal eine lärmende Menge von dienstfreien Glücksspielern, Musikern, Schleppern, Taxichauffeuren, Zuhältern und Nutten an, die sich um die Theke scharten. Alles Leute, die auf jeden Fall keine Kirchgänger waren. Thurkettle nickte mit dem Kopf im Takt der Musik. Mit seiner Fliege, dein sauber gestutzten Bart und im auffällig amerikanisch geschnittenen Anzug sah er aus wie ein Tourist. Aber Thurkettle war hier, um im Auftrag der Londoner Zentrale einen Mord zu begehen. Er fragte sich, wieviel man Werner davon gesagt hatte.
    Werners Aufgabe war es, ihm Fotos der in seinen Auftrag verwickelten Personen zu zeigen und ihm, falls erforderlich, Hilfe und Unterstützung anzubieten. Nach Erledigung des Auftrags sollte Werner ihn in den frühen Morgenstunden auf der Autobahn treffen und ihm sein Honorar bar auszahlen. »Haben Sie für ein Fahrzeug gesorgt?« fragte Werner.
    »Ein Motorrad. Schnell und angenehm unauffällig für einen

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