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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Staatsunternehmen beherrscht werden. Wie werden sie die Marktpreise festsetzen? Wer wird hinfällige Stahlwerke, überalterte Textilfabriken, Verlustgeschäfte kaufen wollen? Bret sagt, der Osten wird die Privatwirtschaft wieder ankurbeln. Wie? Osteuropäer haben ihr ganzes Berufsleben damit verbracht, auf überbesetzten Arbeitsplätzen zu bummeln. Hier riskiert niemand was. Selbst im KGB-Stasi-Büro scheut sich jeder, eine Verantwortung zu übernehmen oder eine Entscheidung zu treffen. Vierzig Jahre Sozialismus haben die Leute unfähig gemacht, Entscheidungen zu treffen.
Die Leute hier wollen nicht selbst denken. Der Kapitalismus wird nicht erscheinen, nur weil kein Gesetz ihn mehr verbietet.« Sie schwieg. Es war ein ungewöhnlicher Ausbruch. »Entschuldigen Sie, Werner. Manchmal denke ich, daß ich schon zu lange hier bin.«
»London denkt das auch. Der D.G. wird Sie bald rausholen«, sagte Werner.
Sie schloß die Augen. »Wie bald?«
»Sehr bald. Sie sollten schon mal anfangen, hier klar Schiff zu machen.« Er wartete auf eine heftigere Reaktion und sagte dann: »Sie werden wieder bei Bernard und den Kindern sein.« Sie nickte und lächelte traurig.
»Haben Sie Angst?« fragte er, ohne das wirklich zu glauben.
»Nein.«
»Sie brauchen vor nichts Angst zu haben. Sie lieben Sie und wollen Sie wiederhaben.«
Für einen Augenblick schien es, als hätte sie ihm nicht zugehört, dann sagte sie: »Angenommen, ich vergesse?«
»Vergesse was?«
Sie wurde unsicher. »Dinge, die sie betreffen. Ich vergesse viel, Werner. Was werden sie von mir denken?« Sie gab ihm keine Gelegenheit zu antworten und wechselte das Thema. »Wie soll es vonstatten gehen, Werner?«
»Der Plan könnte noch geändert werden, aber gegenwärtig ist vorgesehen, einen Wagen unten auf der Straße zu parken. Die Schlüssel werden unter dem Sitz liegen. Bei den Schlüsseln wird ein Personalausweis liegen. Benutzen Sie diesen nur bis zur Autobahn, dort werfen Sie ihn irgendwo in einen Graben, wo man ihn nicht findet. Sie fahren dann die Autobahn entlang, lassen den Wagen stehen und steigen in einen anderen mit britischem Kennzeichen. Der Fahrer wird einen Diplomatenpaß des Vereinigten Königreichs für Sie haben.«
»Sie stellen das als so einfach dar, Werner.« London tat immer so, als wäre alles ganz einfach. Man glaubte, das gäbe den Agenten Zuversicht.
Er lächelte und ließ den Hut um einen erhobenen Finger kreisen. »London will, daß Sie Ihre Kontakte hier auflisten, Fiona.«
Jahrelang hatte sie Werner für ein weiches, verworrenes Geschöpf gehalten, einen armen Kerl, an dem ständig die furchtbare Frau herumkritisierte, die ihn unter dem Pantoffel hatte. Seitdem sie ihn als Kontaktmann zur Londoner Zentrale benutzte, hatte sie entdeckt, daß der wahre Werner hart wie Kruppstahl war und weitaus rücksichtsloser als Bernard. »Ich habe keine«, sagte sie.
»Kontakte: gute und schlechte. Ich würde die schlechten sorgfältig berücksichtigen. Büropersonal? Hausmeister? Hat irgend jemand was zu Ihnen gesagt, und sei es aus Spaß?« Er kniff sich die Nase zwischen Daumen und Zeigefinger und sah sie dabei bekümmert an. »Was denn?«
»Scherze, daß Sie für die Briten arbeiten … Scherze, daß Sie Spionin sind.«
»Nichts Ernstzunehmendes.«
»Wir können uns bei dieser Sache kein Risiko leisten, Fiona. Es wäre besser, wenn Sie mir sagten, woran Sie denken.« Er legte seinen Hut auf den Boden, so daß er sich die Mantelschöße über die Knie legen konnte.
»Harry Kennedy … ein Arzt, der manchmal nach Berlin kommt.«
»Ich weiß.«
»Sie wissen?«
»Er wird von London aus überwacht, seit dem Tag Ihrer Ankunft hier.«
»Mein Gott, Werner! Warum haben Sie mir das nie erzählt?«
»Ich hatte nichts zu erzählen.«
»Ich war heute mit ihm zusammen. Wissen Sie das auch?«
»Ja, London unterrichtet mich über seine Bewegungen. Da er an einem Krankenhaus arbeitet, muß er langfristig planen.«
»Ich bin sicher, er ist nicht …«
»… hier, um Sie zu überwachen? Aber ja. Er muß KGBAngehöriger und auf Sie angesetzt sein. Das erste Treffen mit Ihnen in London hat Kennedy arrangiert. Bret ist sich sicher.«
»Haben Sie mit Bret gesprochen? Ich dachte, Bret ist in Kalifornien.«
»Kalifornien ist durch Linienflüge, Telefon und Telefax erreichbar.«
»Wer weiß noch Bescheid?« fragte sie ängstlich. Darauf gab er keine Antwort.
»Kennedy ist schon seit langem Parteigenosse. Sagen Sie nicht, Sie hätten seine Vergangenheit nicht überprüfen lassen,

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