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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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weiß«, gab er zu, »ist, weshalb Sie diesen
Mann geheiratet haben.«
»Bernard ist ein wunderbarer Mann, Martin. Er ist tapfer,
entschlossen und klug.«
Er paffte an seiner Pfeife, ehe er antwortete: »Tapfer
vielleicht. Entschlossen zweifellos. Aber nicht einmal seine
närrischsten Freunde würden wohl auf die Idee kommen, ihn
klug zu nennen, Fiona.«
Sie seufzte. Derartige Auseinandersetzungen hatten sie
schon öfter gehabt. Obwohl er doppelt so alt war wie sie,
drängte es ihn, alle Nebenbuhler bei ihr auszustechen.
Anfänglich hatte er handfeste Annäherungsversuche gemacht,
aber das war schon lange her. Die Tour schien er aufgegeben
zu haben. Aber seine Überlegenheit mußte er beweisen. Er
hatte sogar bittere Eifersucht auf ihren Vater zu erkennen
gegeben, als sie den bewundernswerten Pelzmantel erwähnte,
den dieser ihr geschenkt hatte. Geld verdienen könne jeder
Trottel, hatte Martin gebrummt. Und sie hatte ihm
beigepflichtet, um seine verletzte Eitelkeit zu heilen und ihn zu
besänftigen. Erst vor kurzem hatte sie begriffen, daß sie ihm so
wichtig war wie er ihr. Als der KGB-Mann von der
Handelsdelegation ihr Martin als Vaterfigur, Faktotum und
Mittler zugewiesen hatte, hatten sie nicht einmal in ihren
wildesten Träumen gehofft, daß sie eines Tages Anstellung
beim britischen geheimen Nachrichtendienst finden würde.
Diese erstaunliche Entwicklung hatte begonnen, während
Martin jeden ihrer Schritte überwachte und sie bei jedem
Schritt beriet. Nun, da sie eine leitende Stellung in der
Londoner Zentrale hatte, konnte Martin sehr befriedigt auf die
Arbeit der vergangenen zehn Jahre zurückblicken. Er, der nur
ein Handlanger der Russen gewesen war, war jetzt Treuhänder
ihrer wertvollsten Kapitalanlage. Es war von einer
Auszeichnung oder einem KGB-Rang die Rede. Er tat so, als
wäre er an dergleichen nicht interessiert, doch beim Gedanken
daran verspürte er doch eine angenehme Wärme. Und es
könnte ihm bei seinen Verhandlungen mit den Leuten hier in
London von Nutzen sein. Die Russen hatten Respekt vor
Auszeichnungen. Sie sah auf die Uhr. Wie lange würde der Kurier noch auf sich warten lassen? Schon jetzt war er zehn Minuten zu spät dran. Das war ungewöhnlich. Bei ihren bisher seltenen direkten Kontakten mit dem KGB waren dessen Leute immer pünktlich gewesen. Sie hoffte, daß es nicht irgendwo
Ärger gegeben hatte.
Fiona war Doppelagentin, aber sie hatte nie Angst.
Allerdings hatte die Moskauer Zentrale während der
vergangenen achtzehn Monate die Liquidierung mehrerer
Leute veranlaßt – einen hatte es auf dem Oberdeck eines
Autobusses in Fulham erwischt; ihn tötete ein Giftpfeil –, aber
diese Leute waren alle gebürtige Russen gewesen. Sollte ihr
Doppelspiel entdeckt werden, konnte sie durchaus hoffen, mit
dem Leben davonzukommen. Freilich würden sie aus ihr
herausquetschen, was sie wußte, und die Aussicht auf ein
KGB-Verhör war schrecklich genug. Aber für eine Frau von
Fionas Motiviertheit war die Aussicht auf den Ruin all dessen,
was sie in jahrelanger harter Arbeit aufgebaut hatte, noch
schlimmer. Jahre der Vorbereitung, jahrelanges Bemühen um
das Vertrauen des Gegners. Jahrelange Täuschung des
Ehepartners, der Kinder und Freunde. Und jahrelanges
geduldiges Ertragen der Giftpfeile, die Köpfe wie der dieses
Martin Euan Pryce-Hughes abschossen. »Nein«, wiederholte
Martin, als genösse er jedes Wort. »Nicht einmal seine besten
Freunde würden Mr. Bernard Samson klug nennen. Wir haben
Glück gehabt, daß Sie gerade ihn geheiratet haben, mein liebes
Mädchen. Ein wirklich kluger Mann hätte herausgekriegt, was
Sie treiben.«
»Ein mißtrauischer Mann, ja. Bernard vertraut mir aber. Er
liebt mich.«
Martin grunzte. Die Antwort gefiel ihm ganz und gar nicht.
»Ich treffe ihn ab und zu. Wußten Sie das?« sagte er. »Bernard? Sie treffen sich mit Bernard?«
»Es ist notwendig. Um Ihretwillen, Fiona. Überwachung.
Wir nehmen ab und zu Kontakt auf. Nicht nur ich, auch andere.« Der eingebildete alte Bastard. Sie hatte nicht damit gerechnet, aber natürlich, der KGB würde Erkundigungen über sie einholen, und Bernard wäre einer von vielen, die sie beobachteten. Gott sei Dank, daß sie ihm niemals irgendwas anvertraut hatte. Nicht weil sie geglaubt hätte, er könnte kein Geheimnis für sich behalten. Der Kopf mußte ihm brummen von der Masse der Geheimnisse, die da kein Schlupfloch fanden. Aber das hier betraf ihn zu persönlich. Sie mußte selbst
damit fertig werden, ohne Bernards

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