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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Vorbehalte gegen das Projekt, das er in Gang gesetzt hatte? Weil Bret Rensselaer so verdammt tüchtig war. Gab man Bret einen Befehl, würde er ihn ohne Rücksicht auf Verluste ausführen. Diese Hartnäckigkeit hatte der D.G. schon gelegentlich bei den Söhnen reicher Männer bemerkt. Überkompensation oder Schuldgefühle oder so was. Der D.G. fröstelte. Es war eine kalte Nacht.
Als der Wagen auf die Landstraße einbog, ließ sich Bret Rensselaer in das weiche Leder sinken und schloß die Augen, um klarer denken zu können. So hatte also Mrs. Samson die Rolle einer Doppelagentin schon seit wer weiß wie vielen Jahren gespielt, und niemand hatte auch nur eine Ahnung davon gehabt. Konnte es wahr sein? Es war vollkommen unglaublich, aber er glaubte es. Mrs. Samson traute er absolut alles zu. Fiona Samson war die strahlendste und wunderbarste Frau auf der ganzen weiten Welt. Er war insgeheim verliebt in sie, seitdem er ihr zum ersten Mal begegnet war.

4
    Kent, England, März 1978
»Wir leben in einer Gesellschaft voller vermeidbarer Unruhen, vermeidbarer Krankheiten, vermeidbarer Schmerzen, voller Härte und dummer, unabsichtlicher Grausamkeiten.« Sein Tonfall war walisisch. Er hielt inne. Fiona sagte nichts. »Das sind nicht meine Worte, sondern die Worte von H. G. Wells.« Er saß am Fenster. Der Kanarienvogel im Käfig über seinem Kopf schien zu schlafen. Es war schon fast April. Das Tageslicht schwand rasch. Die Kinder, die im Garten nebenan spielten, wurden ins Haus gerufen, Zeit zum Schlafengehen, nur die unruhigsten Vögel regten sich noch in den Bäumen. Das Meer, unsichtbar jenseits der Bodenwelle, war schwach zu hören. Der Mann namens Martin Euan Pryce-Hughes war ein Profil vor den billigen Netzgardinen. Sein fast vollkommen weißes Haar, lang und an den Enden leicht wellig, rahmte den Kopf wie ein Helm. Nur wenn er an der gebogenen Pfeife zog, leuchtete sein altes, faltiges Gesicht auf.
»Irgendwie kamen mir die Worte gleich bekannt vor«, sagte
    Fiona Samson.
»Die Fabier waren feine Leute. Wells, der Theoretiker, der
große George Bernhard! … Die Webbs, Gott segne ihr
Andenken. Laski und Tawney. Mein Vater hat sie alle gekannt.
Ich erinnere mich noch an viele, die bei uns zu Hause ein und
aus gingen. Träumer, natürlich. Sie dachten, daß Schriftsteller
und Dichter und Flugschriften die Welt verändern könnten.«
Ohne Fiona anzusehen, belächelte er diese Vorstellung, und
aus seinem Ton konnte sie die Verachtung heraushören. Seine
Stimme war leise und angenehm, mit dem vollen Klang der
walisischen Täler. Es war der gleiche Tonfall, den sie in der
Stimme seiner Nichte Dilwys gehört hatte, die in Oxford ihre
Zimmerkameradin gewesen war. Das Department hatte sie
angewiesen, diese Freundschaft zu pflegen, und durch Dilwys
hatte sie Martin kennengelernt.
Auf dem Bücherregal stand ein Foto von Martins Vater. Sie
konnte verstehen, weshalb sich die Frauen um ihn gerissen
hatten. Vielleicht war ja auch freie Liebe eine Forderung jener
Philosophie der Fabier, der er sich in seiner Jugend so
bedingungslos ergeben hatte. War der sprichwörtliche Apfel
auch in diesem Fall nicht weit vom Stamm gefallen? Auch in
Martin steckte eine heftige und rücksichtslose
Entschlossenheit. Und wenn er sich die Mühe gab, brachte er
eine sehr anständige Imitation des Charmes zustande, für den
sein Vater berühmt gewesen war. Es war eine Kombination,
die beide Männer für junge Frauen unwiderstehlich machte.
Und es war eine Kombination, die die Aufmerksamkeit des
russischen Spionageapparats, als der noch nicht KGB hieß, auf
Martin gelenkt hatte. »Manche Leute sind fähig, was
auszurichten«, sagte Fiona, denn diese Art von Antworten
schien er von ihr zu erwarten. »Andere schreiben und reden.
Die Welt ist so von jeher. Die Träumer sind nicht weniger
wert, Martin.«
»Ja, ich wußte, daß Sie das sagen würden«, sagte er. Der
Ton, in dem er das sagte, traf sie. Oftmals schienen seine
Worte einen Doppelsinn – eine Warnung – zu enthalten. So
könnte diese Bemerkung bedeuten, er hätte gewußt, daß sie das
sagen würde, weil es die erwartete Banalität war: das, was man
vom Klassenfeind erwarten durfte. Sie hatte tausendmal lieber
mit Russen zu tun. Die Russen konnte sie verstehen, das waren
hartgesottene Profis, aber dieser verbitterte Idealist, der sich
darauf einließ, für sie die Dreckarbeit zu machen, war ihr
unbegreiflich. Dennoch haßte sie ihn nicht. »Sie wissen alles,
Martin«, sagte sie.
»Was ich nicht

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