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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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sofort gedacht, sie wäre bloß ‘ne Mieze, die mit mir pennt.«
»Hätten sie das?«
»Na klar. Bullen denken so. Und überhaupt bin ich Kanadier und ohne Aufenthaltserlaubnis hier.« Er biß sich auf die Lippe. »Ich kann mir Scherereien mit der Polizei nicht leisten.«
»Haben Sie ihnen einen falschen Namen genannt?« Er wandte sich zu ihr um und grinste bewundernd. »Ja. Habe ich.«
Sie nickte.
»Au Backe! Jetzt werde ich zu hören kriegen, daß Sie selber Beamtin der Einwanderungsbehörde sind. Das würde gut reinpassen in die lausige Pechsträhne, an der ich klebe.«
»Würde es?«
»Ja. Würde es.« Eine Pause. »Sie gehören nicht zur Polente. Ich meine, Sie werden mich nicht hoppnehmen lassen, stimmt’s?«
»Ist das Ihr Ernst?«
»Und wie, sage ich Ihnen, und wie. Da habe ich in Sydney in Australien gearbeitet, und der Hoteldiener hat mich hoppnehmen lassen. Zwei Gorillas von der Einwanderungsbehörde warteten in meinem Zimmer auf mich, als ich an dem Abend nach Hause kam. Sie hatten meine Post durchwühlt und sogar das Futter aus meinen Anzügen geschnitten. Harte Typen, diese Australier. Natürlich noch schlimmer war’s in der guten alten Zeit in Uruguay. Die ließen einen nicht laufen, ehe sie einem nicht den letzten Penny abgenommen hatten.«
»Das hört sich ja an, als sei die illegale Einwanderung Ihr Spezialgebiet.« Sie lächelte.
»Na, schon besser. Ich dachte schon, sie lächelten dieser Tage überhaupt nicht, vielleicht wegen der Fastenzeit. Einwanderung? Naja, mein Cousin kauft und verkauft Flugzeuge. Ab und zu nehme ich mir frei und liefere eins von diesen Dingern. Dann kann ich manchmal der Versuchung nicht widerstehen, den einen oder anderen lokalen Charterflug zu machen, für ein bißchen Kohle nebenher.«
»Sind Sie deswegen in London?«
»Flugzeuge? Nein, die sind nur noch ein Freizeithobby. Ich habe bei der Air Force fliegen gelernt und es nie verlernt. Aber im wirklichen Leben bin ich Psychiater.«
»Diese Nichte … haben Sie die auch erfunden?« fragte Fiona.
»Nein, ich spinne doch nicht vollkommen. Sie ist die Tochter meines Cousins Greg, und ich sollte mich in London um sie kümmern. Ich glaube, ich werde in Winnipeg anrufen und Greg erzählen müssen, daß sie abgehauen ist.«
»Wird er wütend sein?«
»Natürlich wird er wütend sein, aber nicht überrascht. Er weiß, daß sie ein ganz schön wildes kleines Mädchen sein kann.«
»Und wie kommt es, daß Sie …«
»Greg war bei der Air Force mit mir und hat einen dicken Anteil an einer Flugzeug-Maklergesellschaft.«
»Ich verstehe.«
»Weil ich Psychiater bin, denkt er, ich kann sie zur Vernunft bringen. Der Quacksalber, bei dem sie daheim in Behandlung war, hat sie einfach mit Amitryptilin und solchem Dreck vollgestopft.«
»Aber Sie können sie auch nicht zur Vernunft bringen?«
»Mädchen, die …«, die frivole Antwort, die er hatte geben wollen, starb ihm auf den Lippen. »Wollen Sie’s wirklich wissen? Es könnte sein, daß sich’s um eine schizophrene Reaktion auf die Pubertät handelt, aber um das mit Sicherheit diagnostizieren zu können, wäre jemand erforderlich, der auf dem Gebiet mehr Erfahrung hat als ich.«
»Weiß ihr Vater, daß Sie das denken?«
»Ich weiß nicht, weshalb ich’s Ihnen gesagt habe … Nein, es ist noch zu früh, Greg damit zu kommen. Das ist schließlich ein verdammt schwerer Brocken für die Eltern. Ich will mit jemand über sie reden. Ich wollte arrangieren, daß ein Spezialist sie sich mal ansieht, ohne daß sie was merkt.« Er warf Fiona einen verstohlenen Blick zu. »Jetzt bin ich dran, Vermutungen über Sie anzustellen. Ich wette, Sie sind Studentin der Philosophie. Habe ich recht, Miss …?« sagte er mit breitem Grinsen.
»Mrs. Samson. Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder.«
»Kein Spaß? Aber das kann doch nicht wahr sein. Zwei Kinder: Sie müssen noch sehr klein sein. Mein richtiger Name ist Harry Kennedy. Schön, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mrs. Samson. Ja, das Mädchen wird vielleicht doch noch zu Verstand kommen. Ich habe solche Fälle schon erlebt. Noch besteht keine Ursache, ihre Eltern zu ängstigen. Drogen sind’s nicht. Jedenfalls bete ich zu Gott, daß es keine Drogen sind. Sie hat Schwierigkeiten in der Schule. Keine Leidenschaft für die Wissenschaften. Sie mag Partys, Musik, Tanzen; so war sie schon als kleines Mädchen. Sie liest nicht gerne. Ich könnte ohne Bücher nicht leben.«
»Ich auch nicht.«
»Sie haben überhaupt niemanden zum Zug begleitet,

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