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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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weggehen wollte.
Der Polizist nickte. Er wollte ihr glauben. Er hatte genug zu tun. »Es war die Tochter dieses Herrn«, erklärte der Polizist.
»Mein Name ist Lindner, Adam Lindner. Ja, sie ist erst sechzehn, von zu Hause weggelaufen. Sie sieht älter aus.« Er sprach mit weichem amerikanischen Akzent, den sie nicht lokalisieren konnte.
»Wir werden in Southampton anrufen«, sagte der Polizist energisch. »Sie halten sie dann dort fest, wenn der Zug ankommt.«
»War irgend jemand bei ihr?« fragte der Vater in gebieterischem Ton.
Fiona sah ihn an. Er war hochgewachsen und athletisch. Ende Dreißig ungefähr. Sein Schnurrbart war üppig, aber sorgfältig geschnitten. Er hatte traurig brütende Augenbrauen und in einem wettergegerbten Gesicht eine irgendwie plattgequetschte Nase. Er war gutaussehend, ohne zurechtgemacht zu sein, wie die zähen Burschen aus Hollywood, deren Fotos sie im Internat über ihrem Bett an die Wand gepinnt hatte. Seine Kleidung war teuer und zu perfekt, in dem Stil, den Ausländer wählten, wenn sie englisch aussehen wollten. Ein wunderschöner Kamelhaarmantel, eine Krawatte mit Paisley-Muster, deren Knoten eine durch den Hemdkragen gesteckte goldene Nadel hielt, und glänzende Oxford-Schuhe. »Ja«, sagte sie, »es war ein Mann bei ihr.«
»Ein Schwarzer?«
»Vielleicht. Ich habe nicht darauf geachtet. Ja, ich glaube.«
»Das macht es etwas einfacher für uns«, sagte der Polizist. Ein Windstoß fuhr in weggeworfene Zeitungen und andere Abfälle und bewegte sie genug, um die Vögel zu verscheuchen. Die Unterhaltung stockte, wie englische Unterhaltungen stocken, wenn man sich innerlich auf das delikate und komplizierte Ritual des Verabschiedens vorbereitet.
»Wir haben Ihre Telefonnummer, Mr. Lindner«, sagte der Polizist. » Sobald wir aus Southampton etwas hören, meldet sich der Wachhabende bei Ihnen.« Das war alles. Der Polizist hatte noch anderes zu tun.
»Wenn das alles ist?« sagte Fiona und wandte sich zum Gehen. »Ich brauche ein Taxi.«
»Ich fahre nach Maida Vale«, sagte der Mann zu Fiona. »Kann ich Sie irgendwo absetzen?« Sie wußte noch immer nicht, woher sie diesen Akzent kannte. Sie hielt ihn für einen Seemann der Handelsmarine oder einen Erdölarbeiter, der jetzt die Taschen voll Geld hatte und sich freute, es mit vollen Händen auszugeben.
»Danke, das ist nicht nötig«, sagte sie.
»Doch, bitte. Es regnet in Strömen, und ich würde mich freuen, wenn Sie mir Gesellschaft leisten wollten.« Beide Männer sahen sie fragend an. Es ärgerte sie, daß Männer von Frauen immer Erklärungen verlangten, als wären Frauen Bürger zweiter Klasse. Trotzdem erfand sie eine Erklärung. »Ich habe jemanden zum Zug begleitet. Ich wohne in Marylebone. Ich werde ein Taxi nehmen.«
»Marylebone, da komme ich doch durch.« Und dann: »Danke schön, Constable. Sie haben mir sehr geholfen.«
»Kinder machen komische Sachen«, sagte der Polizist zum Abschied. »Es kommt schon alles wieder in Ordnung. Sie werden sehen.«
»Es war Pech«, sagte der Mann. »Wäre der Zug fünfzehn Minuten später gefahren, hätten wir sie noch aufhalten können.« Fiona ging in Richtung des Taxistandes, und er ging neben ihr her. »Sehen Sie sich bloß mal an, wie das gießt! Sie fahren doch besser mit mir!«
Es standen ungefähr fünfzig Leute Schlange nach einem Taxi, und kein Taxi war in Sicht. »Na schön. Danke.«
Sie gingen zu seinem Wagen, wobei sie über das unzuverlässige englische Wetter sprachen. Er benahm sich jetzt mit größter Höflichkeit, und seine Stimme hatte sich auf eine Weise verändert, die sie nicht hätte bestimmen können. Sie lächelte ihn an. Er öffnete die Tür für sie und half ihr in den Sitz. Es war ein Jaguar XJS Kabriolett: grau, glänzend und sehr neu. »Ich nehme an, Mrs. Lindner macht sich große Sorgen«, sagte Fiona. Als der Motor mit kehligem Brüllen ansprang, spielte die Stereo-Anlage ein, zwei Takte eines Straußwalzers, ehe er sie abschaltete, den Hals verdrehte und vorsichtig aus der Parklücke fuhr. »Es gibt keine Mrs. Lindner«, sagte er, noch immer das Heck seines Wagens im Auge. »Ich bin vor fünf Jahren geschieden worden. Und überhaupt ist das Mädchen gar nicht meine Tochter. Sie ist meine Nichte.«
»Ach so.« Ohne Unsicherheiten zu zeigen, fuhr er die Rampe hinab, vorbei an den Privatwagen und Autobussen: So fuhr kein Mann, der nicht mit dem Londoner Verkehr vertraut war. »Ja also, ich wollte nicht sagen, daß sie meine Nichte ist. Die Bullen hätten

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