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Gelöscht (German Edition)

Gelöscht (German Edition)

Titel: Gelöscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teri Terry
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könnte ich sie verraten, wo sie mir doch Sebastian zurückgegeben hat? Ohne sie wüssten wir nicht mal, ob er noch lebt.
    Mrs Ali fixiert mich, und ich kann in ihren Augen erkennen, dass sie weiß, dass ich ihr etwas verschweige. Schließlich schüttelt sie wieder den Kopf. »Tut mir leid, Kyla. Du weißt vielleicht nicht, dass du meine Hilfe brauchst, aber es ist so. Ich bin alles, was zwischen dir und … sehr unangenehmen Konsequenzen steht. Pass auf dich auf. Und jetzt geh in den Unterricht.«
    Sie dreht sich um, öffnet die Tür und verschwindet.
    Meine Knie werden weich. Das war offensichtlich eine Drohung. Was für
unangenehme Konsequenzen
meint sie?
    Ich bleibe noch einen Augenblick im Büro, ziehe die Tür zu und versuche, mich wieder zu beruhigen. Ich stelle mir meinen
Happy Place
vor und schwebe auf Wolken. Aber ich bekomme immer mehr das Gefühl, dass etwas nicht stimmt und ich mich falsch verhalten habe. Und dass ich dafür zahlen werde.
    Zumindest werde ich jetzt einen Anpfiff kriegen, weil ich zu spät zum Unterricht erscheine.
Okay, Kyla, reiß dich zusammen.
Ich atme tief ein und greife nach der Klinke, als auf dem Gang energische Schritte laut werden.
    Ich zögere und lasse meine Hand sinken. Das Licht im Büro ist aus, doch der Flur ist beleuchtet und die Tür hat ein kleines Fenster. Ich trete in den Schatten und luge vorsichtig nach draußen. Die Schritte nähern sich: Zwei Männer in grauen Anzügen erscheinen.
Lorder.
    Sie öffnen die Tür zu dem Raum, in dem gerade mein Englischunterricht stattfindet und in dem ich jetzt sitzen sollte.
    Ist das eine
unangenehme Konsequenz?
Sind die Männer gekommen, um mich abzuholen?
    Sie verschwinden in dem Raum und tauchen Augenblicke später wieder auf. Zwischen ihnen die bleiche Phoebe.
    Als ich am Ende des Schultags in den Bus steige, sehe ich überall geschockte Gesichter, und es wird geflüstert. Augen durchbohren meinen Rücken, während ich den schmalen Gang entlanglaufe und mich neben Ben setze. Doch als ich mich umdrehe, weichen alle meinem Blick aus. Sicher denken sie, dass ich verantwortlich für Phoebes Bestrafung bin. Sie wissen, dass sie gemein zu mir war, und können die Verbindung zu den Lordern ziehen.
    Phoebes Platz bleibt leer, als der Bus abfährt. Doch sie ist nicht zu spät. Ich bin mir sicher, dass sie nicht einfach nur mit ihr
gesprochen
und sie dann haben gehen lassen – oder?
    Mir läuft ein kalter Schauder über den Rücken.
    Ben nimmt meine Hand. »Alles klar bei dir?«, fragt er und sieht, dass mein Blick von Gesicht zu Gesicht durch den Bus schweift. Er merkt, wie mir alle ausweichen. »Was ist los?«
    Ich schüttle den Kopf. Was kann ich bei so vielen lauschenden Schülern, die mir feindlich gesinnt sind, schon erzählen?
    Ich möchte heute Abend laufen gehen. Nein, ich möchte
jetzt
laufen, aber ich sitze hier eingezwängt im Bus zwischen lauter Menschen. Ich konzentriere mich auf Bens warme Hand, schließe die Augen und wünsche mich woandershin.
    »Sag mir, was los ist«, drängt Ben. »Vielleicht kann ich dir helfen.«
    Ich öffne kurz die Augen. »Nicht jetzt. Trainierst du heute Abend vor der Gruppe?« Er nickt.
    »Kann ich mitkommen?«
    »Ja klar«, meint er grinsend.
    »Lass uns dann reden.«
    Ben drückt meine Hand. Er weiß, dass es etwas Ernstes ist, wenn ich laufen muss, um darüber sprechen zu können.

Es braucht einiges an Überzeugungsarbeit, damit ich joggen gehen kann. Mum will es mir nicht erlauben, aber zum Glück ist Dad noch zu Hause. Er macht sich mit der Tasche in der Hand gerade wieder auf den Weg zu einer Dienstreise.
    »Bitte. Ich muss laufen«, flehe ich ihn an. Er scheint mich zu verstehen und überredet Mum, ihr Okay zu geben.
    Als Ben an die Tür klopft, ist er schon weg.
    »Bist du dir sicher, dass du jetzt rauswillst, Kyla? Es sieht so aus, als würde es gleich regnen«, sagt Mum mit ängstlichem Blick zum dunklen Himmel.
    »Kann sein. Aber die ist doch wasserdicht, oder?« Ich zupfe an meiner Jacke. Vor Autos brauche ich mich auch nicht zu fürchten, denn in der reflektierenden Weste, die mir Mum aufgezwungen hat, kann mich niemand übersehen.
    »Ihr bleibt auf den Hauptstraßen?«
    Ben verspricht, auf mich aufzupassen, und sieht Mum dabei fest an. Das scheint sie zu beruhigen und wir machen uns auf den Weg.
    Wir laufen langsam los und steigern dann unser Tempo. Wir haben noch eine Stunde, bis die Gruppe anfängt, und fünf Meilen vor uns – easy.
    Hin und wieder sieht mich Ben beim Laufen

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