Gelöscht (German Edition)
gelangen.
Mein Levo vibriert. Ich bin kein
Spitzel.
Oder doch?
Ich komme gerade noch rechtzeitig bei Mr Gianelli und der Gruppe an. Gianelli sammelt die besten Skizzen ein und hält sie hoch, damit alle sie sehen können. Phoebes Zeichnung von dem Rotkehlchen gehört auch dazu. Meine Arbeiten sind eher bescheiden ausgefallen, und ich versuche, mich hinter ein paar Mitschülern zu verstecken, allerdings ohne Erfolg. Gianelli nimmt mir meinen Zeichenblock aus den Händen und findet nur ein paar grobe Skizzen von Bäumen, Gräsern, Lucys Kätzchen und Sebastian.
Er schnaubt und gibt sie mir zurück. »Ich nehm mal an, dass du deine pelzigen Freunde nicht unter einem Baum gefunden hast.«
»Nein, ich …«
»Ich hole euch junge
Künstler
aus dem Klassenzimmer, damit ihr malen könnt, was ihr um euch herum in der freien Natur seht. Normalerweise muss ich
Phoebe
dafür rügen, dass sie ihre ganze Haustierschau malt.«
»Sorry«, sage ich.
Gianelli macht sich auf den Rückweg zur Schule und die anderen folgen ihm. Ich packe gerade meine Malutensilien in meine Tasche, als eine Hand nach meinem Zeichenblock greift: Phoebe.
»Gib ihn zurück!«
Sie hält den Block so weit hoch, dass ich nicht an ihn herankomme, und schlägt ihn auf. Ein seltsamer Ausdruck huscht über ihr Gesicht, als sie Sebastian sieht. Sie glättet die Seite und gibt mir meine Skizzen zurück.
Beim Abendessen klingelt das Telefon. »Lass doch den Anrufbeantworter drangehen«, sagt Mum genervt, aber Dad nimmt trotzdem ab.
Ich picke in meinem Essen herum, weil ich nicht hungrig bin. Immer noch keine Spur von Sebastian. Nach zwei Tagen macht sich sogar Mum langsam Sorgen.
Dad kommt mit dem Mantel im Arm wieder herein. »Wer will mit mir die Katze abholen?«
Alles Weitere erzählt er mir im Auto: Sebastian wurde bei einem Tierarzt ein paar Meilen entfernt abgegeben. Er hat sich bei einem Kampf – vielleicht mit einem Fuchs? – verletzt. Aber es geht ihm zum Glück gut.
»Woher wusste die Praxis, dass er uns gehört?«
»Er trägt einen Chip, den man scannen kann. So kann man herausfinden, wie er heißt und wo er wohnt.«
Oh! Also hat Sebastian auch einen Chip, genau wie ich. »Hätten wir ihn orten lassen können, wenn ihn niemand gefunden hätte? Geht das?«
»Kommt auf die Art von Chip an«, sagt Dad und sieht mich von der Seite an, während er fährt. »Bei Sebastians Chip ist das nicht möglich. Aber es gibt auch Navi-Chips, die zum Beispiel die Hunde der Lorder aufspüren können. Warum fragst du?«
Ich zucke mit den Schultern.
»Sag mir bitte, was du auf dem Herzen hast.« Ein scharfer Unterton in Dads Stimme lässt mir keine andere Wahl, als ihm zu antworten.
»In der Schule hat jemand etwas Seltsames zu mir gesagt. Ein Mädchen meinte, ich sei ein Regierungsspitzel, weil ich einen Chip im Kopf habe, und dass man mir nicht trauen kann.«
»Ein Spitzel? Hoppla, dann passe ich wohl mal besser auf, was ich in deiner Gegenwart so daherrede.«
»Stimmt es denn? Nimmt der Chip Dinge auf, die ich tue oder sage?«
»Natürlich nicht«, lacht Dad, aber ich habe das Gefühl, dass das nicht die ganze Wahrheit ist.
Die Tierarztpraxis ist geschlossen, aber wir werden trotzdem eingelassen.
»Hey, Doppel-D, wie läuft’s?«, begrüßt der Arzt meinen Dad. Doppel-D? Für
David Davis?
»Ach, du weißt schon, alles wie immer.« Sie wechseln einen Blick.
Der Tierarzt stößt eine Schwingtür hinter der Theke auf. »Miss Best, können Sie den Kater bringen?«, ruft er.
»Geht’s ihm gut?«, frage ich. »Wo haben Sie Sebastian denn gefunden?«
»Nicht ich. Das Mädchen, das hier aushilft, hat ihn bei sich zu Hause aufgenommen und ihn heute hergebracht. Sebastian geht es gut. Er wurde mit ein paar Stichen genäht und hat eine Spritze bekommen, für alle Fälle.«
»Was schulde ich dir?«, fragt Dad.
»Geht aufs Haus. Komm, schau dir das mal kurz an.« Sie verschwinden in seinem Büro.
Hinter der Theke geht die Schwingtür auf und Phoebe kommt mit Sebastian auf dem Arm heraus. Selbst von der anderen Seite des Zimmers aus kann ich sein Schnurren hören. Doch sein Fell ist an einer Seite rasiert und die Stiche sind deutlich zu sehen. Armer Sebastian.
Aber was macht Phoebe hier? Meine Augen werden vor Erstaunen groß, und mein Mund klappt auf, als ich kapiere, was passiert sein muss.
»Mund zu, es zieht, Slater«, sagt sie.
»Er war bei dir, und als du meine Zeichnung gesehen hast, wusstest du, dass Sebastian mir gehört. Deswegen hast du
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