Gelöscht (German Edition)
Wir waren gerade dabei, die jeweiligen Ziele für den nächsten Monat zu besprechen, stimmt’s?«
Ich klinke mich aus dem Gespräch aus, während Penny alle nacheinander aufruft. Meine Ziele für den nächsten Monat sind klar: mich so weit wie möglich von den Lordern und jeglichem Ärger fernhalten.
Und herausfinden, was mit Phoebe passiert ist,
flüstert eine beharrliche Stimme in meinem Kopf.
Als Penny mich anspricht, bin ich so in Gedanken versunken, dass ich sie erst bemerke, als mich Ben anstupst.
Penny runzelt die Stirn. »Konzentrier dich, Kyla. Vielleicht war das Laufen zu viel für dich. Also, wie sieht es aus, hast du irgendwelche Ziele, die du uns nennen möchtest?«
Nicht viele; und die kann ich nicht laut aussprechen. Aber was ich schließlich sage, fasst ganz gut zusammen, was ich mir in Gedanken vorgenommen habe:
in der Schule gut achtgeben und mich von Ärger fernzuhalten.
Endlich ist die Gruppe zu Ende.
»Pass auf dich auf«, sagt Ben zum Abschied, drückt meine Hand und läuft aus dem Raum. Ich sehe ihm hinterher und wünsche mir, ich könnte mit ihm gehen.
Die anderen machen sich ebenfalls auf den Weg. Ich folge ihnen, aber Penny ruft mich zurück. »Warte, Kyla. Ich würde gern noch mit dir sprechen.«
Ich drehe mich um. »Ja?«
»Ist alles in Ordnung mit dir?«
»Es wäre schön, wenn mich nicht dauernd alle fragen würden, ob mit mir alles in Ordnung ist!«, fahre ich sie an, ohne nachzudenken, und werde direkt rot. »Tut mir leid, das hätte ich nicht sagen sollen.« Vielleicht ist Penny eine von denen, die über jedes meiner Worte und über jeden meiner Gedanken Buch führen.
Sie seufzt. »Setz dich, Kyla.«
Sie schließt ihr Netbook und nimmt neben mir Platz.
»Ich bin auf deiner Seite«, beginnt sie. Ihre Worte ähneln so sehr denen von Mrs Ali, dass ich unwillkürlich zurückweiche. Sie sieht mich bekümmert an. »Tu das nicht, Kyla. Schau mich nicht an, als ob du Angst vor mir hättest. Wir sprechen hier unter vier Augen, nicht offiziell, verstehst du? Ich renne nicht gleich los und gebe alles weiter, was du mir sagst. Du kannst mir vertrauen.«
Ich glaube ihr, dass sie das genauso meint. Aber wer weiß, was sie »zu meinem eigenen Wohl« zu tun bereit wäre?
»Also, was ist los? Es steht dir ins Gesicht geschrieben, dass irgendetwas nicht stimmt.«
Vielleicht bekomme ich wirklich ein paar Antworten von ihr. »Heute wurde ein Mädchen, das ich kannte, von Lordern aus der Schule geholt. Das ist alles.«
»O nein. Was ist denn passiert?«
»Zwei Lorder sind in den Unterricht gegangen und haben sie abgeführt. Dann wurde sie in einen schwarzen Van gestoßen.«
»Weißt du warum?«
»Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht wegen ein paar Dingen, die sie gesagt hat.«
»Das ist noch nicht die ganze Geschichte, oder?«, hakt Penny nach, aber hebt dann die Hand. »Erzähl es mir besser nicht! Wie alt war dieses Mädchen?«
»Ich weiß es nicht genau. Sie war in meiner Klasse.«
»Jahrgang 11?«
Ich nicke.
»Kyla, es ist sehr wichtig, dass du keine Fragen stellst. Halte dich aus dieser Sache heraus.« Sie fasst mich fest an den Schultern und schaut mir direkt in die Augen. »Du musst dich selbst schützen, verstehst du mich?«
»J-j-jaa«, stammle ich.
Plötzlich lässt sie mich wieder los und lächelt. »Dann sehen wir uns nächsten Donnerstag. Eine schöne Woche, Kleines.«
Sie packt ihre Sachen und verschwindet. Ich drehe mich um und entdecke Mum, die hinten im Raum wartet. Als ich zu ihr gehe, hebt sie eine Augenbraue. »Ist alles in Ordnung?«
»Ja, alles prima«, sage ich und füge einer plötzlichen Eingebung folgend hinzu: »Wir waren ein bisschen zu spät wegen des Laufens. Sie hat deswegen mit mir geschimpft.«
Mum runzelt die Stirn. »Pünktlichkeit ist wichtig, Kyla.« Und den ganzen Heimweg über muss ich mir einen Vortrag dazu anhören.
Am nächsten Tag strömen, wie jeden Freitagnachmittag, sämtliche Schüler aus dem 11. Jahrgang zur Versammlung. Doch diese Woche ist alles anders.
Es wird wenig gesprochen, nicht gedrängelt und es werden keine Wochenendpläne diskutiert, obwohl der Direktor noch nicht mal hier ist. Aber alle haben von Phoebe gehört und sind verunsichert.
Niemand spricht in meiner Gegenwart, allerdings habe ich den ganzen Tag über Geflüster und Andeutungen gehört. Phoebes Verschwinden ist aufwühlender als das von Tori oder den anderen Schülern bei der Versammlung letzte Woche, denn alle wussten, warum sie gehen mussten. Doch
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