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Gelöscht (German Edition)

Gelöscht (German Edition)

Titel: Gelöscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teri Terry
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bekamen eine zweite Chance.«
    »Also war es für beide Seiten möglich, in der Öffentlichkeit zu behaupten, dass sie das bekommen hätten, was sie wollten. Ist das ein Kompromiss?«, überlege ich laut.
    Mum lacht, aber ihre Miene bleibt ernst. »Ich würde eher sagen, dass niemand das bekommen hat, wofür er gekämpft hat. Jede Partei gab der anderen die Schuld an Problemen und Streitigkeiten. Und das hat sich seitdem nicht mehr geändert – auch die Zentralkoalition, die jetzt an der Macht ist, ist zerstritten. Von ihr stammt übrigens die Idee mit den Levos.«
    Ich schaue auf das Gerät an meinem Handgelenk, das mein Leben dominiert: 5,2. Ich drehe daran und ein Schmerz zuckt durch meine Schläfen. Ich weiß, dass das passiert, aber hin und wieder kann ich es einfach nicht lassen, an der Kette zu spielen. »Wie ist es denn dazu gekommen?«
    »Nun, Freedom UK vertrat die Meinung, dass man sicherstellen muss, dass die armen Slater immer glücklich sind. Den Lordern hingegen war es wichtig, dass die Jugendlichen nicht wieder auf die schiefe Bahn geraten konnten. Die Lösung waren die Levos. Wenn du eines trägst, musst du glücklich bleiben und kannst gleichzeitig nichts Verbotenes tun. Beide Parteien waren zufrieden, weil sie angeblich bekommen haben, was sie wollten.«
    »Hm. Offensichtlich mussten die Politiker, die über den Gebrauch der Levos entschieden haben, nie selbst eines tragen.«
    Mum lacht wieder. »So ist es.«
    »Hast du dich auf die Seite deiner Mutter oder deines Vaters gestellt?«
    »Meistens habe ich versucht, neutral zu sein, damit zu Hause Frieden herrschte. Ich habe mich dabei immer auf einem schmalen Grat bewegt. Aber das war damals.«
    »Damals?«
    Mum antwortet lange nicht, und ich denke schon, dass ich keine Antwort mehr bekomme. Doch dann dreht sie sich mit leuchtenden Augen zu mir. »Man könnte sagen, dass ich den Grat verlassen habe, als sie gestorben sind.«
    Wir sind fast am Kontrollpunkt angekommen. Keiner von uns spricht. Mums Eltern sind bei einem Bombenanschlag auf ihr Auto ums Leben gekommen, und ich habe keinen Zweifel daran, auf welcher Seite sie nun steht: auf der der Lorder – egal welche Meinung sie davor vertreten hat. Es kann gar nicht anders sein, schließlich haben Terroristen ihre Eltern getötet.
    Ich beobachte Mums Gesicht, während unser Auto durchsucht wird. In ihr gehen Dinge vor, die für andere schwer zu fassen sind. Wie jedes Mal erkennen die Lorder meine Mum und verhalten sich deswegen sehr respektvoll. Mum nimmt das hin, aber anscheinend gefällt es ihr nicht.
    Ich frage mich, was sie mir noch nicht erzählt hat.
    Dr. Lysander tippt auf ihren Bildschirm und blickt auf.
    »Ich sehe, dass du während des Angriffs letzte Woche in den 10. Stock geflohen bist. Dann ist dein Levo so weit gefallen, dass man dich ruhigstellen musste. Erzähl mir davon.«
    Gleich mittenrein.
    »Ich habe versucht, zur Schwesternstation zu gelangen, wie Sie gesagt haben. Dann fielen die Lichter aus. Die Schwester …«
    Ich unterbreche mich, denn ich möchte nicht an ihren toten Körper denken.
    »Ich weiß, was mit der Schwester passiert ist«, sagt Dr. Lysander. »Das muss wirklich ein schlimmer Schock für dich gewesen sein. Trotzdem bist du nicht ohnmächtig geworden.«
    »Nein. Ich bin über die Treppe zum 10. Stock gerannt. Ich weiß nicht, warum ich dieses Stockwerk ausgewählt habe.«
    »Das ist der Ort, den du am besten kennst: Es ist absolut nachvollziehbar, dass du dorthin geflüchtet bist. Aber woran lag es deiner Meinung nach, dass du das alles durchgestanden hast und deine Werte erst fielen, als du in Sicherheit warst?«
    Wegen Phoebe.
Aber das kann ich nicht sagen.
    Ich zucke mit den Schultern. »Vielleicht ist alles über mir zusammengebrochen, als ich zu laufen aufgehört habe.«
    Dr. Lysander legt den Kopf leicht zur Seite und denkt einen Augenblick nach. »Vielleicht.« Sie wirkt nicht überzeugt, als ob sie ahnt, dass mehr dahintersteckt.
    »Ist Ihnen denn etwas passiert?«, frage ich. »Ich hab mir Sorgen um Sie gemacht.« Das sind keine leeren Worte, denn ich hatte wirklich Angst um sie. Zweifellos war sie ein Ziel der Terroristen.
    Sie schaut mich mit einem erstaunten Blick an und ihre Miene wird sanft. »Danke, Kyla, ich weiß deine Worte zu schätzen. Mir ging es gut. Man hat mich an einen sicheren Ort gebracht, zusammen mit ein paar anderen Leuten, die sich um uns gekümmert haben.«
    »Warum haben Sie die Schwester, die getötet wurde, nicht auch

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