Geloescht
mit dem Mantel im Arm wieder herein. »Wer will mit mir die Katze abholen?«
Alles Weitere erzählt er mir im Auto: Sebastian wurde bei einem Tierarzt ein paar Meilen entfernt abgegeben. Er hat sich bei einem Kampf â vielleicht mit einem Fuchs? â verletzt. Aber es geht ihm zum Glück gut.
»Woher wusste die Praxis, dass er uns gehört?«
»Er trägt einen Chip, den man scannen kann. So kann man herausfinden, wie er heiÃt und wo er wohnt.«
Oh! Also hat Sebastian auch einen Chip, genau wie ich. »Hätten wir ihn orten lassen können, wenn ihn niemand gefunden hätte? Geht das?«
»Kommt auf die Art von Chip an«, sagt Dad und sieht mich von der Seite an, während er fährt. »Bei Sebastians Chip ist das nicht möglich. Aber es gibt auch Navi-Chips, die zum Beispiel die Hunde der Lorder aufspüren können. Warum fragst du?«
Ich zucke mit den Schultern.
»Sag mir bitte, was du auf dem Herzen hast.« Ein scharfer Unterton in Dads Stimme lässt mir keine andere Wahl, als ihm zu antworten.
»In der Schule hat jemand etwas Seltsames zu mir gesagt. Ein Mädchen meinte, ich sei ein Regierungsspitzel, weil ich einen Chip im Kopf habe, und dass man mir nicht trauen kann.«
»Ein Spitzel? Hoppla, dann passe ich wohl mal besser auf, was ich in deiner Gegenwart so daherrede.«
»Stimmt es denn? Nimmt der Chip Dinge auf, die ich tue oder sage?«
»Natürlich nicht«, lacht Dad, aber ich habe das Gefühl, dass das nicht die ganze Wahrheit ist.
Die Tierarztpraxis ist geschlossen, aber wir werden trotzdem eingelassen.
»Hey, Doppel-D, wie läuftâs?«, begrüÃt der Arzt meinen Dad. Doppel-D? Für
David Davis?
»Ach, du weiÃt schon, alles wie immer.« Sie wechseln einen Blick.
Der Tierarzt stöÃt eine Schwingtür hinter der Theke auf. »Miss Best, können Sie den Kater bringen?«, ruft er.
»Gehtâs ihm gut?«, frage ich. »Wo haben Sie Sebastian denn gefunden?«
»Nicht ich. Das Mädchen, das hier aushilft, hat ihn bei sich zu Hause aufgenommen und ihn heute hergebracht. Sebastian geht es gut. Er wurde mit ein paar Stichen genäht und hat eine Spritze bekommen, für alle Fälle.«
»Was schulde ich dir?«, fragt Dad.
»Geht aufs Haus. Komm, schau dir das mal kurz an.« Sie verschwinden in seinem Büro.
Hinter der Theke geht die Schwingtür auf und Phoebe kommt mit Sebastian auf dem Arm heraus. Selbst von der anderen Seite des Zimmers aus kann ich sein Schnurren hören. Doch sein Fell ist an einer Seite rasiert und die Stiche sind deutlich zu sehen. Armer Sebastian.
Aber was macht Phoebe hier? Meine Augen werden vor Erstaunen groÃ, und mein Mund klappt auf, als ich kapiere, was passiert sein muss.
»Mund zu, es zieht, Slater«, sagt sie.
»Er war bei dir, und als du meine Zeichnung gesehen hast, wusstest du, dass Sebastian mir gehört. Deswegen hast du ihn hergebracht.«
Sie zuckt mit den Schultern. »Jemand hat ihn gestern verletzt auf der StraÃe gefunden und ihn mir gebracht, damit ich mich um ihn kümmere. Ich habe ihn heute mit in die Praxis genommen und dem Arzt gesagt, wem die Katze gehört. Aber er hat ihn trotzdem gescannt, nur um sicherzugehen, dass ihr wirklich die Besitzer seid.«
»Vielen, vielen Dank.«
Sie legt mir Sebastian in den Arm.
»Du brauchst dir deshalb nicht einzubilden, dass wir nun Freunde sind. Das ändert gar nichts, Chip-Kopf«, sagt sie, sieht mich finster an und verschwindet durch die Tür.
Ich drehe mich um. Dad ist wieder im Raum und hebt eine Augenbraue. Er sieht nachdenklich aus.
Er hält mir die Tür auf. »Komm, wir fahren heim.«
Wir steigen ins Auto und sind fast schon zu Hause, als Dad sagt: »Das war sie, oder.« Es ist eine Aussage, keine Frage.
»Wer?«
»Das Mädchen, das zu dir gesagt hat, du wärst ein Spitzel.«
Ich antworte nicht. Wenn ich Ja sage, bin ich tatsächlich ein Spitzel.
Das Erste, was ich am nächsten Morgen neben mir höre, ist ein tiefes, gleichmäÃiges Schnurren: Sebastian. Er scheint mein Kopfkissen zu seinem Schlafplatz auserkoren zu haben und hat es sich darauf bequem gemacht. Ich jedenfalls lasse ihn schlafen, wo er möchte.
Er wirkt unbeeindruckt von seinen Erlebnissen: erst ein Kampf mit einem Fuchs oder anderen Kreaturen, dann wurde er gerettet und zu Phoebe gebracht und daraufhin vom Tierarzt
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