Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
würde den Namen nicht bringen, bis die Bullen ihn veröffentlicht hatten. Ich sagte: »Thomas Fulton.«
    Rasher lehnte sich zurück, verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Der Moose.«
    »Sie kennen den Burschen?«
    Er war wieder aufgestanden und ging nun auf und ab. Durch die billigen Teppichfliesen wurden seine Koteletten wieder elektrisch aufgeladen, dass es knisterte. »Sie erinnern sich nicht an den mageren kleinen Fiesling, Gus?«
    »Irgendwie kam mir der Name schon bekannt vor.«
    Rasher nahm die Schnapsflasche, schenkte sich selbst nach und bot mir dann ebenfalls einen Nachschlag an. Ich nickte.
    »Moosey war derjenige, den die Polizei für den Hundebiss-Tod des kleinen Crawford-Mädchens auf dem Kieker hatte.«
    Ich verstand nur Bahnhof. »Wegen was?«
    »Die Kleine, die von einem Pitbull angefallen wurde. Sie glaubten, dass es Mooseys Hund war … Allerdings haben die es nicht geschafft, ihm das zweifelsfrei nachzuweisen.«
    Ich drehte mich zu ihm um. Er hatte die Tonlage gesenkt und einen ehrfürchtigen Ton gefunden. Das genügte, mein Interesse zu wecken. »Warum nicht?«
    Rasher nahm wieder Platz. Er atmete langsam aus, stellte sein Glas vor sich ab. »Moosey gehörte zu Rab Harts Mannschaft.«
    »Scheiße.« Sosehr ich auch versuchte, mich aus allem herauszuhalten und mich von den schweren Jungs und Schlägern der Stadt fernzuhalten, gab es doch einen Namen, den einfach jeder kannte. Von allen verkommenen Subjekten war Rab Hart ganz klar das übelste.
    »Aye, Scheiße beschreibt es ziemlich treffend.« Rasher trank einen großen Schluck von seinem Whisky. »In der Szene geht es derzeit ziemlich lebendig zu.«
    »Lebendig?«
    »Tja, ich sage lebendig – chaotisch würde es wohl eher treffen. Sie wissen ja, dass Rab derzeit sitzt …«
    Wusste ich nicht.
    »Hat zehn Jahre wegen Produktpiraterie vor sich.« Er schwieg kurz. »Ralph-Lauren-Hemden. Er wurde mit einem ganzen Lagerhaus von dem Zeug geschnappt. Es gab eine Razzia, in deren Verlauf mehrere Polizeibeamte verletzt wurden.«
    »Und wer schmeißt jetzt Rabs Laden?«
    »Das macht er noch selbst, aus Saughton Prison heraus. Wie man hört, gab es jedoch einiges Gerangel, die Geschäfte in seiner Abwesenheit zu übernehmen.«
    »Bestimmt niemand, mit dem ich rangeln möchte – könnte sehr unschön werden.«
    Rasher nickte. »Sie sagen es, und ganz besonders, wenn Rab seine Berufung gewinnt … Dann werden garantiert ein paar Köpfe rollen.«
    Bei diesen Worten spannte ich mich unwillkürlich an – wollte ich, dass mein Kopf einer davon war?
    »Wann ist denn seine Berufungsverhandlung?«, fragte ich.
    Rasher setzte sein Glas ab und rieb sich die Hände. »Es kann jetzt praktisch jeden Tag so weit sein.«

V erbrachte einige Stunden an Rashers Artikel. Kann nicht sagen, dass es meine beste Arbeit war – war ein wenig eingerostet. Trotzdem, es war ein gutes Gefühl, es mal wieder zu tun. Ich erlaubte mir sogar, mit der Idee zu spielen, möglicherweise meine Karriere wieder anzukurbeln, und was das alles nach sich ziehen könnte. Machte mir sogar etwas vor von wegen Gerechtigkeitssinn – nicht wegen Moosey, der zur schlimmsten Sorte kriminellen Abschaums zu gehören schien, sondern weil ich sah, dass hier irgendetwas nicht stimmte.
    Der Bulle hatte sich definitiv seltsam verhalten. Ich war überzeugt, dass Jonny Johnstone die personifizierte Aggression war; solche Jungs haben es regelmäßig auf mich abgesehen, aber mir gefiel der Kerl an sich nicht. Ich wollte auf jeden Fall optimal vorbereitet sein, falls er beschloss, sich für mich zu interessieren.
    Rasher sagte, er werde mir von einem seiner Mitarbeiter Dateien runterladen lassen, alte Zeitungsausschnitte mit Einzelheiten über den Tod des Crawford-Mädchens sowie Material über Edinburghs Antwort auf Al Capone – Rab Hart. Er sah eine ganze Artikelserie vor sich, dazu eine Verfasserzeile mitsamt Foto; ich war wieder ein Name. Fast.
    Ich sah aus dem Fenster des Cafés: eine schier endlose Abfolge von Rucksäcken aller Formen und Größen, die die Straßen hinauf- und hinunterlatschten. Sie blieben stehen, starrten zu Gebäuden auf, immer auf der Suche nach einer Informationstafel oder irgendwas, das ihrem Besuch eine nachhaltige Bedeutung verleihen könnte. Eine Gasse. Eine überdachte Passage. Ein Gässchen. Alles endlose Gelegenheiten für Schnappschüsse. Ich schwöre, ich habe diese Menschen schon auf Knien kriechen und das Kopfsteinpflaster fotografieren gesehen.
    Ich wartete auf

Weitere Kostenlose Bücher