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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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im Moment unbedingt einen Hund brauchten; was mich betraf, ich war todsicher noch nicht so weit, einen zu besitzen. Mac sollte mal mit ihm Gassi gehen. Ich mochte Hunde schon immer, richtige Promenadenmischungen – Mann, die sind treu. Aber etwas am augenblicklichen Zustand meines Lebens sagte mir, dass jede weitere Verantwortung keine sonderlich gute Idee war. Ich leerte mein Guinness, gab Mac das Glas und sagte: »Pint, wie immer.«
    »Ganz wie immer.«
    Der Hund sprang aus dem Korb und setzte sich vor meine Füße. Sah mich wieder mit diesen großen rehbraunen Augen an. Ich sah weg.
    »Was hat er da an der Seite, Mac?«
    »Oh, er hat immer noch ein paar Nähte, die gezogen werden müssen. Die müssen so ungefähr eine Woche drinbleiben.«
    Ich sah den Hund an. »Armer Bastard.«
    Mac stellte mein Pint auf die Theke. Guinness lief das Glas hinunter auf den Bierdeckel von Tennent’s. »Also, Sighthill … wie ist’s gelaufen?«
    Ich legte los. »Kennt ihr einen Burschen namens Sid, ein Freund von Moosey?«
    »Wie sieht er aus?«
    Ich spulte eine kurze Personenbeschreibung ab.
    »Hört sich an wie Sid the Snake … Sid ist nicht sein richtiger Name. Er wird so genannt, weil er aussieht wie der eine Typ von Little and Large, diesem Komikerduo, wie Syd Little, so mit Brille und allem. Aber er mag den Spitznamen nicht, weswegen er auch den Pferdeschwanz trägt.«
    Das passte perfekt.
    »Was ist das für ein Kerl?«
    Mac widmete sich wieder dem Guinness, begann, das Pint nachzuschenken. »Er ist ein Buchmacher.«
    Hod mischte sich ein, klopfte mit einem Finger auf die Theke. »Ich kenne den Burschen … Ich hab ein paar Leute im Casino kennengelernt, die mir gesteckt haben, ich solle mir doch mal ein paar Faustkämpfe ohne Handschuhe ansehen. Ich bin hin, aber das war nicht meine Szene, viel zu primitiv und brutal. Jedenfalls, man lernt Leute kennen, na ja, und die Leute reden dann … Dieser Sid nimmt Wetten bei Hundekämpfen an. Das ist er todsicher.«
    Ich hatte einen meiner klaren Augenblicke und sagte: »Mooseys Haus war praktisch ein Hundezwinger, überall in der Bude rennen Hunde rum. Glaubt ihr, Sid und Moosey ziehen dieses Ding für Rab Hart durch?«
    Mac füllte mein Glas nach und reichte es rüber. »Tja, Sid gehört todsicher zu Rabs Truppe. Schon seit Jahren.«
    »Rasher meint, die Bande sei in einem schlechten Zustand, seit Rab fort ist, jede Menge Möchtegern-harte-Jungs, die um den wichtigsten Platz rangeln … Könnte es sein, dass er einfach zwischen die Linien geraten ist?«
    »Vielleicht«, meinte Mac spöttisch grinsend, »vielleicht wirst du ihm Gesellschaft leisten, wenn du da hingehst.«
    Ich ließ das unwidersprochen. »Und diese kleinen Wichser, denen ich auf dem Hügel begegnet bin, was ist mit denen? Meint ihr, die gehören dazu, oder sind das nur unbedeutende Randfiguren?«
    »Das Geprotze, die Karre, die Klunker, die Klamotten … das springt einem doch ins Auge wie der Schwanz von einem Esel – natürlich mischen die auch bei den Hundekämpfen mit.« Macs Stimme war fest. »Das ist ein Markt, auf dem heute viel Geld verdient wird.« Er warf einen Blick auf unseren eigenen Hund. »Dafür hatten sie auch den hier – aber wahrscheinlich war er für sie als Kämpfer nicht oder nicht mehr zu gebrauchen.«
    »Und was heißt das? Haben die ihn einfach nur so zum Spaß gefoltert?«, fragte ich.
    »Sieht so aus, ja.«
    Ich knallte mein Pint weg, ging auf die andere Seite der Theke. Hob ein Schnapsglas an den Dosierer der Grouse-Flasche. »Moment … der kleine Hund ist zart – nicht wirklich das Material, aus dem ein Kampfhund geschnitzt ist.«
    »Training!«, blaffte Hod. »Die stählen solche Hunde als Sparringpartner für die Kämpfer.«
    Ich zuckte zusammen bei diesem Gedanken. Moosey hatte ein ganzes Haus voller kleiner Hunde. Waren die alle nur dazu da, im Training für die Kampfhunde zerfetzt zu werden?
    Ich senkte den Kopf, riss ihn zurück. »Ich muss mal mit einigen unserer Hundchen quälenden Kameraden reden.«

D ie Sonne schien wieder, also machte ich einen Spaziergang durch den Holyrood Park und gönnte mir unterwegs immer wieder ein Schlückchen aus einer Flasche Fusel. Im Park wimmelte es von Drachen, billigen Tennis-Sets und dem Schlimmsten – Einweggrills. Ich wusste genau, dass ich in den nächsten Wochen durch ihre Überreste waten würde. Obwohl, wenn es überhaupt irgendwo in dieser Stadt weggeräumt wurde, dann am ehesten hier, nur einen Steinwurf vom Schlafzimmer der

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