Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
Sie noch genau so enden wie Moosey.«
    Aha, da kamen wir ja langsam weiter. »War das sein Problem? Ist Moosey irgendwem auf die Eier gegangen?«
    Sid erhob sich, zeigte wieder auf mich. »So, und jetzt sag ich Ihnen mal was –«
    Ich stand auf und baute mich vor ihm auf. »Was, Sid, was willst du mir sagen?«
    Ich war einen halben Kopf größer als er. Er kniff den Schwanz ein und ging zur Tür.
    Vera nuckelte weiter an ihrer Kippe, schien immer noch nicht ganz bei uns zu sein. Ich zog mein Handy heraus, holte Hods Aufnahme von Mark Crawford auf den kleinen Bildschirm und zeigte ihr das Foto. »Haben Sie diesen Jungen hier schon mal gesehen, Vera?«
    Mit feuchten Augen betrachtete sie das Bild. »Das ist einer von der Gang … hier aus der Siedlung.«
    »Haben Sie ihn mal zusammen mit Tam gesehen?«
    Sie starrte weiter auf das Bild und schüttelte den Kopf. »Nee, ich glaub nich, nein.«
    »Wissen Sie, wer das ist, Vera?«, fragte ich. »Das ist der Bruder von dem kleinen Mädchen, das von Tams Hund totgebissen worden sein soll.«
    Veras Blick wandte sich von dem winzigen Bildschirm ab. Sie drückte mir das Telefon wieder in die Hand. Ich sah zu, wie sie durch die Hintertür nach draußen starrte. Ihre Zigarette war bis zum Filter runtergebrannt.
    »Vera, wussten Sie, dass er der Sohn der Crawfords ist?«
    Ruhiger: »Nein. Wusste ich nicht.«
    Als sie das gesagt hatte, kamen die Bierbäuche von vor dem Haus herein. Sid stand hinter ihnen und hielt den irre aussehenden Hund an einem Würgehalsband. »Ich warne dich, Arschloch«, brüllte er mich an. »Steck deinen Zinken nich in unseren Scheißkram … sonst isser am Ende noch Matsch.«

I ch nahm den ersten Bus aus Sighthill. Suchte immer noch nach den Schildern, auf denen stand: »Sie verlassen jetzt den Dschungel.« Ich hatte es eilig, von dieser Müllhalde zu verschwinden. Die war ausschließlich für die Enteigneten. Die Junkies. Die Gefährlichen. Die Asozialen. Alle, denen nicht mehr zu helfen war. Ich hatte Angst, wenn ich zu lange dort blieb, könnte ich mich nahtlos einfügen. Ich wusste, mit etwas weniger Glück, mit weniger Unterstützung, würde ich selbst dort leben. Würde mich in einem Ein-Zimmer-Drecksloch verkriechen, jeden einzelnen Abend der Woche Special Brew saufen, warten, dass der nächste Scheck von der Fürsorge eintrudelte.
    Als der Bus losfuhr, klingelte mein Telefon. Kassierte ein paar schräge Blicke. Setzte meine Geht-mir-voll-am-Arsch-vorbei -Miene auf.
    »Hallo …«
    »Hi. Ich bin’s.«
    Die meisten haben ein paar ihnen sehr nahe stehende Menschen, die mit dieser Einleitung durchkommen. Ich, ich hab nur einen. Und es war jetzt fast sechs Monate her, seit ich ihre Stimme gehört hatte.
    »Debs, hi … Wie geht’s dir so?« War irgendwie seltsam, nach Worten zu ringen bei meiner eigenen Exfrau, aber so war’s. Egal, wie nahe man sich mal gewesen war, das Leben versteht es, sich dem in den Weg zu stellen.
    »Mir geht’s gut … Und dir?«
    Ich log. »Noch nie besser.«
    So was wie eine Unterbrechung in der Verbindung. Ein schlechter Anfang, wie sich gegenseitig die Köpfe stoßen.
    »Wollte dich eigentlich schon längst anrufen.«
    »Ja, ich auch«, erwiderte ich.
    »Nein, wolltest du nicht. Du hättest mich einfach verblassen lassen.«
    Sie hatte mich durchschaut. Aber was sollte ich denn tun? Sollte ich sie vielleicht einfach so auf einen Plausch anrufen und vorschlagen, dass wir uns ab und zu bei einem Fläschchen Pinot Grigio austauschten? Nee, keine Chance.
    »Tja, ich freue mich jedenfalls, dass du angerufen hast … Es ist gut, dich zu hören, Debs.«
    »Gleichfalls, es tut gut, deine Stimme zu hören, auch wenn sie ein wenig kratzig ist!«
    Lachen. Räuspern.
    »Na, das liegt wahrscheinlich daran, dass ich weniger rauche.«
    »Ach ja? Ich glaube dir. Hör zu, ich will dich nicht unnötig aufhalten, ich wollte nur fragen, äh, also, könnten wir uns vielleicht treffen?«
    Mac hatte gesagt, dass sie angerufen hatte. Das machte dann schon zwei Anrufe in einer Woche. Hier stimmte was nicht. Soweit ich das wusste, waren sämtliche anwaltlichen Dinge erledigt; zum Beweis hatte ich zu Hause ein rechtskräftiges Scheidungsurteil.
    »Was gibt’s, Debs?«
    »Nein, so ist es nicht. Es steht überhaupt nichts an. Echt nicht.« Ihre Antwort kam eine Idee zu schnell.
    »Debs, erzähl einem Märchenerzähler keine Geschichten.«
    Schweigen.
    »Ich dachte ja nur … also, zuallererst mal hatte ich vergessen, dass du so verflucht

Weitere Kostenlose Bücher