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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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setzen. Ich spürte, wie ich einen Hals bekam. »Sie klingen, als wären Sie voller Scheiße, so hören Sie sich an … Warum versuchen Sie nicht einfach, mich aus Ihrem Taxi zu schmeißen, häh?«
    »Was sagen Sie da?«
    Ich rammte meine Hand durch das Bezahlfensterchen, schnappte mir sein Ohr und zog seinen Kopf bis zur Plexiglasscheibe zurück. Das ganze Taxi wurde durch den Ruck durchgeschüttelt.
    »Hörst du jetzt besser?«, fragte ich.
    Er riss sich los, drängte sich ans Lenkrad, zerrte das Funkgerät hoch.
    Ich stieg aus.
    Musste den Bus nehmen, die langsame Strecke. Als ich schließlich das Café im West End erreichte, kochte Debs.
    »Tut mir leid, ich hatte gewisse Transportprobleme.«
    Sie sagte nichts – immer ein schlechtes Zeichen. Ich beachtete das nicht weiter, fragte, ob wir bestellen sollten.
    Die Kellnerin kam. »Zwei Kaffee«, sagte ich.
    Sie fragte: »Was denn für einen Kaffee?«
    »Oh, mein Gott, was für ein Getue … braunen eben.«
    Debs schlug die Beine übereinander, lächelte die Kellnerin honigsüß an und sagte: »Zwei Latte, bitte.«
    Die Kellnerin ging. Im Lokal hing ein Schild, links und rechts davon Luftballons, auf denen stand: Herzlichen Glückwunsch zum 21. Shona. Sie sah wie ein nettes Mädchen aus. Süß. Hatte vielleicht sogar Klasse unter der Sonnenbankbräune und den selbstgefärbten Strähnchen. Wusste einfach, dass sie heute in zehn Jahren in einer Sozialsiedlung wohnen würde, belastet mit fünf eigenen Kids und einem Teilzeit-Mann, der früher mal eine Suzuki hatte, heute aber nur noch Verurteilungen.
    Krankhaft? Darauf kannst du wetten. So ist es eben. Anders konnte ich es gar nicht sehen. Worauf sonst konnten sich diese Mädchen denn freuen? Den nächsten Wayne Rooney zu heiraten? Mein Gott, diese Sorte tat mir sogar noch mehr leid.
    Debs war nicht in Tauwetterstimmung. »Meine Güte, du hast eine ganz schöne Whisky-Fahne.«
    Ich spürte, wie sich Schweißtropfen auf meiner Oberlippe bildeten. Berührte kurz die Flasche mit billigem Alk, die in meiner Innentasche steckte. »Debs, hör zu, es tut mir wirklich leid, dass ich dich habe warten lassen, aber ich kann mich nicht erinnern, dir gesagt zu haben, ich hätte mit dem Alk Schluss gemacht.«
    »Ich dachte ja nur, du hättest vielleicht, tja … Ich hab deinen Artikel gesehen und gedacht, du wärst vielleicht wieder trocken.«
    Nicht direkt die Reaktion, die ich haben wollte, aber was erwartete ich denn? Fähnchen? Wimpel? Ich blieb stumm.
    Die Kellnerin brachte unseren Kaffee, stellte die Tassen behutsam ab. Ich versuchte, mit einem Lächeln zu punkten. Auch bei Debs. »Du siehst gut aus.«
    »Du siehst beschissen aus.«
    »Danke.«
    »Macht es dir was aus?«
    »Was?«
    »Was ich denke?«
    »Nicht wirklich. Vielleicht hat’s das mal.«
    »Gus, es gibt Menschen, denen bedeutest du etwas.«
    Der Kaffee war zu heiß; ich stellte ihn wieder ab. »Ich weiß.«
    »Und warum knallst du ihnen dann ihr Interesse an dir um die Ohren?«
    »Ich habe sie nicht um ihr Interesse gebeten.«
    Debs schlug die Beine andersherum übereinander, starrte auf die Straße hinaus. »Ich heirate wieder.«
    Ich spürte, wie mein Herz stehenblieb. Es pochte in meinen Ohren. »Was?«
    »Ich wollte, dass du es von mir erfährst, nicht von Mac oder Hod oder wem auch immer.«
    Meine Nerven jaulten auf; ich wusste nicht, was ich denken sollte. »Sie wissen es schon?«
    »Nein, Gus … Du bist der erste, dem ich es sage.«
    Ich nippte wieder an meinem Kaffee. Verbrannte mir den Mund. Es war mir egal. »Ich fühle mich geschmeichelt. Glaube ich.«
    Debs beugte sich zum Tisch, nahm einen Teelöffel und begann damit im Kaffee zu rühren. »Es ist wichtig für mich, dass du das entspannt aufnimmst.«
    »Entspannt aufnehmen. Wie soll ich so was entspannt aufnehmen?«
    »Ich dachte –«
    »Moment, ganz langsam … Wer ist es?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Ich glaube, gottverdammt ja.«
    Kalte Augen richteten sich auf mich. »Komm jetzt nicht auf dumme Gedanken, dich einmischen zu wollen, Gus, denk nicht mal dran.«
    Ich seufzte. Spürte, wie das Leben aus mir versickerte. »Wie heißt er?«
    »Er ist … bei der Polizei, Gus.«
    »Was?« Ich fasste es nicht. Meine Exfrau heiratete einen Bullen. War sie völlig von der Rolle? Das hier war ein echter Ruf-die-Klapse-an -Augenblick. »Du machst Witze, stimmt’s? Du, Deborah, heiratest einen Bullen. Du hast sie doch nicht mehr alle.«
    Ein lautes Stuhlschrammen auf dem Boden. »Okay, das war’s dann.

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