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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Schweigen baute sich zwischen uns auf. Ich hörte Getuschel. Und dann: »Ich kann nicht durch den Briefschlitz quatschen. Kommen Sie hintenrum rein. Die Tür hier ist zugenagelt.«
    Als ich den Hof verließ, verstellte mir eine der Bierwampen den Weg. Eine ziemliche Kante. Als ich ihm auswich, sah ich das Päckchen Regal King Size, das er sich unter den Ärmel seines T-Shirts geschoben hatte. Ich holte meine eigenen Fluppen raus und steckte mir eine an.
    Hinter dem Haus war’s, verglichen mit vorne, einigermaßen ordentlich. Die Hälfte des Hofs wurde von einer Reihe riesiger Zwinger mit gekreuzten Gitterstangen eingenommen, die fünf oder sechs knurrende Hunde enthielten, Bullterrier und Kreuzungen, die austrainiert und kampfbereit wirkten. Auf der anderen Seite des Hofs hatte ein magerer alter Bursche mit einer Brille, deren Gläser dick wie Flaschenböden waren, und einem Pferdeschwanz einen der Hunde auf einem Laufband. Um den Hals des Tiers hing ein Gewicht von zweieinhalb Kilo. Der Hund richtete seinen Blick auf mich, als ich auftauchte, und der alte Knacker schlug ihm daraufhin mit einem Gürtel quer über den Rücken. Ich wollte nicht zu nahe heran, da ich vermutete, jeder Einwand würde nicht besonders gut ankommen.
    »Und? Was gibt’s?« Eine Frau von Ende vierzig mit blutunterlaufenen Augen und einem weinfleckigen Kittel begrüßte mich an der Hintertür.
    »Mein herzliches Beileid, Mrs. Fulton.«
    Sie schnaubte, verschränkte die Arme und sah über meine Schulter. Der Typ mit dem zähen Hund kam rüber. »Zum Geier isn der?«
    Ich starrte ihn an, musterte ihn von oben bis unten. Seine Jeans hatten Bügelfalten, mit denen man Butter hätte schneiden können; ich fand, man konnte ihn ignorieren. Er schlich um mich herum, baute sich hinter der Witwe auf. Sie sagte: »Sie haben den Artikel in der Zeitung geschrieben, stimmt’s?«
    Ich nickte.
    Ihr Blick wanderte in die Ferne. »Hab Sie erkannt.«
    »Meinen Sie, wir könnten reingehen? Es gibt da ein paar Fragen, die ich Ihnen gern stellen würde.«
    Der dürre Bursche wollte aufmucken, aber Vera sagte: »Schon okay, Sid. Komm rein, Junge.«
    Im Haus wurden wir von einem mordsmäßigen Gebell begrüßt; fünf oder sechs kleine Hunde legten so richtig los. Die Wohnung war dunkel und stank nach Pisse. Die meisten Fenster und Türen waren mit Brettern zugenagelt. Die Teppichböden waren nur noch Fetzen, wahrscheinlich von den Hunden zerbissen. Ich fragte mich, wie Menschen so leben konnten. Die Bude müsste dringend abgespritzt werden, vorzugsweise mit einem Scheißflammenwerfer.
    Ich entschied mich für einen Sessel, warf mich volle Kanne hinein und ließ damit eine Staubwolke aufsteigen. Ein kleiner Terrier schob mir seine Nase zwischen die Beine; ich schob ihn weg. Vermutete, ein Kaffee war hier nicht im Angebot.
    Mooseys Frau bemerkte, wie ich mich nach etwas umsah, worin ich meine Zigarette ausdrücken konnte. »Schmeißen Sie sie einfach da hin«, sagte sie. Sie zeigte auf den Boden. »Haben Sie noch mehr?«
    Ich ließ meine Kippen kreisen. Beide nahmen gern. Mir war zu übel, um auch noch eine zu nehmen. Die Bude war das letzte.
    Ich war mir nicht sicher, ob Vera die trauernde Witwe spielte oder ob das ihr normaler Zustand war, aber sie wirkte völlig gebannt. Sid ließ sich neben ihr auf der Couch nieder und beobachtete mich aufmerksam.
    »Ich wollte fragen, ob Tam vielleicht irgendwelche Feinde hatte, irgendwer, der ihm schaden wollte?«
    Sid grinste breit. »Der is gut, ey … Machsu ne Liste?«
    Mir fehlten die Worte. Ein Mann war gerade gestorben, auf ziemlich brutale Weise.
    »Wer würde denn auf dieser Liste stehen?«
    Ich sah Vera an, aber Sid antwortete. Mehr Gegacker. Aus vollem Bauch diesmal. »Sie sind ein echter Komiker, Mister«, sagte er. »Die haben jeden Tag der Woche draußen auf der Straße Schlange gestanden, um Moosey Zunder zu geben!«
    »Und warum war das so, Vera?«
    Sie wandte sich ab. Wieder gab Sid die Antwort. »Moosey war ein ausgemachtes Arschloch, Mister … Hier im Viertel werden Sie kaum ein freundliches Wort über ihn hören.«
    Dieser Typ ging mir langsam auf die Eier. Ich knallte ihm dies vor den Latz: »Wie ich höre, hatte er aber auch Freunde … Rab Hart zum Beispiel.«
    Sids Lächeln verdunstete. Ich sah, wie der großkotzige Ausdruck aus seinem Gesicht verschwand, dann richtete der Pisser einen vom Nikotin gelben Finger auf mich. »Junge, wenn Sie nur hierherkommen, um den Leuten auf die Eier zu gehen, werden

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