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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Ich wusste, das hier war ein Fehler.«
    Ich packte ihren Arm. »Debs, bitte, es tut mir leid … Setz dich.« Ich wischte mir über die Stirn, fuhr mir mit der Hand durch die Haare. Ich wusste, ich musste die Wut wegpacken, sie wegsperren. »Wie heißt er, Debs?«
    »Ich glaube, du könntest ihm kürzlich begegnet sein … Johnstone. Jonny Johnstone.«
    Ich konnte nicht glauben, dass ich das jetzt wirklich hörte. »Gottverdammt unmöglich!«
    Debs’ Augen wurden groß. »Gus, dein Gesicht – was hast du?«
    Alles verschwand hinter einem Schleier aus Scheiße. »Habt ihr schon einen Termin?«
    »Am 15. Juli.«
    »Sommerhochzeit – nett. Bei uns war’s Winter, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Tja, das hatte seine Gründe.«
    Diese Gründe waren verbotenes Gelände. Wir hatten uns darauf verständigt, nicht darüber zu reden. Niemals.
    »Entschuldige.«
    Debs sah gekränkt aus. Ihre Unterlippe bebte. »Ich werde nicht jünger, Gus, und … was wir getan haben –«
    »Stopp. Hör auf. Darüber werde ich nicht reden.«
    »Gus, wir sollten aber darüber sprechen …«
    »Du warst einverstanden, wir beide waren es, niemals wieder über dieses Thema zu sprechen. Niemals. Ich werde es nicht tun.«
    »Gus, es ist nicht richtig, es so zu verdrängen, es unter den Teppich zu kehren … Ich habe mit Mac gesprochen und –«
    »Du hast mit Mac darüber gesprochen?«
    »Nein. Nein. Natürlich nicht … Ich habe mit Mac über dich gesprochen. Er glaubt, dass es dir schlecht geht, dass es schlimmer wird, dass du Hilfe brauchst.«
    »Ach, Scheiße auch.«
    Debs begann zu weinen. »Gus, bei mir ist es nicht anders … Ich denke dauernd daran.«
    Ich fühlte mich angeschlagen, verletzt. Ich stand auf, ging zu Debs hinüber und legte ihr einen Arm um die Schulter. Sie hielt mich fest. Ich spürte, wie ich mich in ihrem Arm geheilt fühlte; ich wollte ebenfalls heulen. Alles rauslassen. Aufhören, gegen alles und jeden zu wüten und es zugeben, ja, ich hatte unrecht, es war nicht richtig gewesen, was wir getan hatten. Aber das war damals, in der Vergangenheit. Wir konnten es wiedergutmachen. Wir hatten einander. Oder nicht?
    Ich hörte die Türglocke des Cafés. Schritte. Dann spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.
    »Dury?«
    Ich drehte mich um. Das Café war in blaues Licht getaucht, das von der Straße hereinfiel. Autos hielten mit kreischenden Reifen. Mehr Licht. Mehr Polizei.
    »Sind Sie Angus Dury?«
    Ich nickte, spürte, wie Debs meine Hand losließ. »Ja, der bin ich.«
    Man packte meine Arme, drehte sie mir auf den Rücken, legte mir Handschellen an. »Sie kommen mit uns.«
    »Was?« Ich versuchte, meine Angst im Zaum zu halten. Hauptsächlich Debs zuliebe. Sie war schockiert. Ich sah, wie sie das Gesicht hinter ihrer Hand verbarg, als sie aus dem Lokal und weiter die Straße hinauflief, ohne auch nur einen einzigen Blick zurück zu werfen.
    Ich wurde zu den geschwärzten Scheiben des Gefangenentransporters umgedreht. Ein Bursche zwischen zwanzig und dreißig im Hugo-Boss-Anzug stieg hinten aus und schleimte vor mir herum, die Schlangenaugen glänzten, als er sagte: »Hallo, Dury, so sieht man sich wieder … Vielen Dank, dass Sie sich weiteren Vernehmungen zur Verfügung stellen!«

D rei Stunden in einer Zelle hocken, ohne dass irgendwer auch nur mal anklopft, kann einen schon schwer ins Grübeln bringen. Ich habe versucht, nicht an diesen ganzen Kram zu denken, aber es hat so eine Art, ein ums andere Mal doch wieder hochzukommen. Debs bringt alles frisch aufs Tapet, man kann gar nichts dagegen tun …
    Es sind diese Worte, die mich so fertigmachen: »Erheben Sie sich, Dury, und entfernen Sie sich aus dem Haus des Herrn … Sie beide stellen allein durch Ihre Anwesenheit eine Beleidigung für die Gemeinde dar.«
    Ich bin fassungslos. »Was ist? Und wie oder womit sollen wir das bewerkstelligen?«
    Pater Eugene beugt sich vor. Er wirkt nervös, seine Oberlippe zuckt und glitzert vor Schweiß. »Also, Dury, vor all diesen guten und anständigen Leuten hier können wir auf Schwierigkeiten von Ihresgleichen gut und gern verzichten«, sagt er.
    Der Ire kann mir gar nichts. Ich bin nur wegen Debs hier – sie ist katholisch. Klar, es bedeutet ihr eine Menge, dass ich die ganze Nummer mit der Kirche abziehe, aber so was lasse ich mir von niemandem bieten.
    »Gute und anständige Leute. Gute und anständige Leute, sagen Sie? In diesem Haufen hier befindet sich kein einziger, den ich gut und anständig nennen würde …

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