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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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eintreffen.«
    »Fein, ja.«
    Ich unterbrach die Verbindung.
    Als ich das Telefon ausschaltete, hörte ich in einiger Entfernung ein Rascheln. Es jagte mir eine Scheißangst ein. Ich erstarrte. Ich hatte ganz eindeutig Gesellschaft. Todsicher wäre ich nicht sonderlich entzückt, den Bekannten unseres Mannes hier zu begegnen.
    Mehr Geraschel. An der gleichen Stelle. Ich spürte, wie sich auf meinem Nacken Schweißperlen bildeten.
    Mir dröhnte der Kopf, Gedanken rotierten schneller als in jedem Mixer. Und nichts eröffnete mir einen Ausweg.
    Ich biss die Zähne zusammen, ballte die Fäuste, beides instinktiv.
    Kämpfen oder verduften?
    Angesichts dieses Szenarios: Ich würde mich für Letzteres entscheiden.
    Seit die Halbstarken mit dem Corrado abgehauen waren, war es so dunkel wie in meinem Kopf und eine Sicht praktisch nicht vorhanden. Der Mond war allerdings hinter den Wolken hervorgekommen, und es war nun etwas heller auf der Lichtung. Konnte ich das Risiko, entdeckt zu werden, eingehen, wenn ich einen Abgang machte? Was würden die Bullen wohl dazu sagen?
    Ich spürte, wie ein weiterer Eimer Adrenalin in meine Adern ausgeschüttet wurde. Ich wollte schon abzwitschern, da hörte ich ein Winseln. Es kam von derselben Stelle wie das Rascheln.
    »Der Hund … Scheiße, der Hund.«
    Kann nicht gerade sagen, dass der kleine Bursche sich freute, mich zu sehen. Er kauerte sich mit dem Rücken an den Baum und richtete seine großen schwarzen Augen auf mich.
    »Alles ist gut, mein Junge … alles ist gut.«
    Er sah aus wie ein Staffie. Ich war mir nicht ganz sicher, aber er erfüllte alle Kriterien: stämmig, großer Brustkorb, der typische Hund eines Westentaschenhelden. Ich hätte irgendwie mehr Imponiergehabe erwartet, Knurren. Vielleicht auch noch ein wenig die Beißerchen gefletscht. Zuschnappen. Aber nichts davon passierte.
    »Alles klar, alles klar … die Guten sind jetzt da, mein Junge.«
    Als ich ihn vom Baum losband, zitterte er. Er war traumatisiert. Ich nahm ihn hoch, und er jaulte auf, ein Laut, der dem eines Babys so nahe kam, wie es einem Hund nur möglich war.
    »Sorry, Kumpel, das tut weh, mhm?«
    Ich steckte ihn unter meine Jacke, und er rollte sich zu einer Kugel zusammen, legte sein Maul auf meine Schulter. Ich schwör’s, er war lammfromm. Also ich, ich hätte den erstbesten Bastard, der mir über den Weg lief, sofort umgelegt, nach allem, was er durchgemacht hatte.
    »Schätze, wir müssen dich zu einem Tierarzt bringen«, sagte ich.
    Ich ging los in Richtung Lichtung.
    Der Himmel begann an den Rändern blau zu bluten. Ein violettes Leuchten erschien am Horizont. Ich hörte schon die Sirenen der Streifenwagen die Corstorphine Road heraufrasen. Im Nu würde es hier nur so wimmeln vor Bullen.
    Der Schreiberling in mir – oder war’s der üble Dreckskerl? – machte einen weiteren Anruf: Ich wählte die Nummer meines ehemaligen Arbeitgebers und hoffte, dass die Spätschicht noch nicht wegrationalisiert war.
    Am anderen Ende der Leitung klingelte es drei Mal.
    Eine eifrige Stimme. »Redaktion.«
    »Wenn ich mich recht erinnere, wie die Nächte bei euch so sind, dann reiße ich Sie gerade von einem Kreuzworträtsel weg.«
    »Also, eigentlich Sudoku.«
    Okay, es war 2009.
    »Erwischt. Möchten Sie einen Tipp für den morgigen Aufmacher auf Seite eins?«
    Ich hörte das Quietschen des Stuhls, als der Reporter sich kerzengerade aufrichtete. »Schießen Sie los.«

I ch rührte mich nicht von der Stelle. Was man vom Hund nicht sagen konnte. Er drehte und wand sich unter meiner Jacke, winselte und jaulte bei jeder Bewegung.
    »Hör jetzt auf, du tust dir damit echt keinen Gefallen«, sagte ich ihm.
    Er sah mich mit großen Augen an, seine dicke Zunge hing ihm seitlich aus dem Maul. Besonders gesund sah das Tier nicht aus; wenn ich ihn nicht bald zu einem Tierarzt brachte, hatte er nicht mehr lange auf dieser Welt.
    Mein Herz verfinsterte sich bei seinem Anblick. »Diese kleinen Wichser.«
    Die Streifenwagen hatten angehalten, Scheinwerferstrahlen bewegten sich nun den Hang herauf zur Lichtung.
    Mir blieb noch, schätzte ich, gerade genug Zeit für einen letzten Anruf. Wenn es für den Hund überhaupt noch Hoffnung geben sollte, musste ich schnell handeln.
    Ich wählte Macs Nummer. Er schuldete mir noch was nach allem, was ich in letzter Zeit für ihn getan hatte.
    »Mac, ich bin’s, Gus.«
    »Wie läuft’s? Bist du mit den Dachsen fertig?«
    O ja, das war der Job: den Hügel observieren, um Tierquäler

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