Gelyncht - Gus Dury ; 2
zu schnappen, die Dachse als Beute für Kampfhunde fingen. Im Moment war ich eine richtig große Nummer. Mein verstorbener Freund Col hatte mir sein Pub hinterlassen, allerdings lief die Kneipe nicht so besonders. Wir hatten mehr Schulden als Kunden. Ich nahm alles an zusätzlicher Arbeit an, was ich kriegen konnte, und zwar egal, was. Wieder als Schreiberling zu arbeiten erschien verlockender denn je.
»Scheiß auf die Dachse, Mac.«
»Gus, was redest du da? Hast du den Job sausen lassen?«
»Ich hab jetzt keine Zeit für …«
»Gus, die Jungs von diesem Dachsschutz-Verein zahlen spitzenmäßig … Bist du blau?«
»Mac, hör mir jetzt gottverdammt mal zu!« Woher ich den Mumm nahm, so mit Mac the Knife zu reden, so fit, wie der war – keine Ahnung. »Dann gib ihnen ihre Scheißanzahlung zurück.«
Schweigen. Und dann: »Okay, Dury, ich höre.«
»Gut. Schwing dich in deine Karre, und fahr zum Fuß des Corstorphine Hill … jetzt.«
»Gus, ich muss mich hier um das Pub kümmern.«
»Scheiß auf das Pub … Mach den Laden zu.«
Ein Augenblick Schweigen, der Wahnwitz dieses Vorschlags sickerte ein, und dann: »Okay, bin unterwegs.«
»Und bring Handtücher mit, reichlich. Und Wasser, falls du das irgendwie hinbekommst.«
»Was zum … Kriegst du ein Kind, oder was?«
»Nein, ich hab gerade einen Mordsstress gehabt. Und jetzt setz deinen Arsch in Bewegung, Mac.«
Ich beendete das Gespräch. Mein Telefon roch nach Regal – was in mir sofort den Wunsch nach einer Fluppe weckte. Als ich in der Tasche nach meinen Kippen kramte, jaulte der Hund auf.
»Sorry, Junge … Wir bringen dich bald zu einem Tierarzt. Mac ist unterwegs.«
Ich hatte mir eben meine Marlboro angesteckt, als mir eine Taschenlampe ins Gesicht leuchtete.
Ich hob eine Hand. »Sie blenden mich.«
Ein Uniformierter kam herübergestapft. Als er näher kam, ließ der Hund ein Bellen hören – ganz schön tapfer, dachte ich, angesichts seiner Verletzungen. Hatten wir schon eine Beziehung zueinander aufgebaut?
»Was zum Teufel haben Sie hier zu suchen?«, fragte der Uniformierte.
»Ich hab Sie angerufen. Ich bin derjenige, der die Leiche gefunden hat.«
Er richtete wieder die Taschenlampe auf mich, ließ den Strahl von oben nach unten wandern. Zum ersten Mal seit meinem Sturz bekam ich kurz was von meinem neuen Leatherface-Aufzug zu sehen.
Dem Bullen fiel die Kinnlade herunter. Er starrte mich an, ohne auch nur einmal zu blinzeln. »Sie sind ja ganz voller Blut.«
»Ich weiß … Ich, äh …«
»Es tropft sogar noch.«
»Ich bin gestürzt, und, na ja …«
Er drehte sich weg, stöhnte und übergab sich. Er war wohl noch nicht lange dabei.
Weitere Uniformierte trudelten ein; ich zeigte ihnen die Leiche. Mit einem Mal wimmelte es nur so vor lauter Betriebsamkeit. Funkgeräte summten, Leute liefen hin und her. Ich zeigte mehrfach den Weg, erzählte Uniformierten zwei-, dreimal meine Geschichte. Dann wurden die hohen Tiere angekarrt.
So einen Anzug hatte ich schon mal gesehen, im Schaufenster vom Kaufhaus Jenners, allerdings hatte ich mich nie getraut, nach dem Preis zu fragen. Wie man so schön sagt, wenn du danach fragen musst, kannst du es dir sowieso nicht leisten. Allerdings erinnerte ich mich an den Hersteller, Hugo Boss – die gleichen Typen, die auch Uniformen für die SS geschneidert hatten.
Boss-Anzug stolzierte an mir vorbei und warf mir einen Blick zu, wie er ihn vermutlich normalerweise für Verkäufer der Obdachlosenzeitung Big Issue auf der Mile reservierte. Er ließ sich von Uniformierten den Weg weisen und folgte dann dem inzwischen ausgelatschten Pfad zu der Leiche. Er behielt die Hände in den Taschen, nahm sie nur heraus, um seine Untergebenen zu verscheuchen oder sie mit etwas anderem zu beauftragen. Er fand sich selbst unheimlich gut, gar keine Frage.
Ich folgte ihm zum Rand der Lichtung. Gelbes Absperrband war um die Bäume gezogen worden, und ein weißes Zelt wurde aufgebaut, aber im Licht des anbrechenden Morgens konnte ich alles klar und deutlich erkennen.
Es sah alles ziemlich eindeutig aus: Boss-Anzug überließ die Drecksarbeit lieber den unteren Chargen. Dann reichte ihm jemand ein Plastiktablett mit der Brieftasche des Toten. Ich stand nahe genug, um die Veränderung seines Gesichtsausdrucks von überheblich-arrogant zu panisch-eingeschüchtert mitzubekommen, als er die Personendaten des Opfers registrierte.
Er wischte sich über den Mund. Es dauerte nur ein paar Sekunden, war aber trotzdem sehr
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