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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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aufschlussreich. Sofort ließ er die Brieftasche wieder in die Schale fallen, schickte den Uniformierten weg und schlenderte an den Rand der Lichtung, um zu telefonieren.
    Ich versuchte, näher an ihn heranzukommen. Schnappte die Worte auf: »Es ist Moosey, der Arsch!« Dann drehte er sich um, ließ seinen Blick auf mich fallen. Er nahm das Telefon herunter. »Wer zum Teufel sind denn Sie?«
    »Ich hab die Leiche gefunden.«
    »Dury!« Scheinbar eilte mir mein Ruf voraus. »So, so, so … der gewaltige Gus Dury. Ich weiß nicht, ob ich Ihnen die Hand schütteln oder mich verbeugen soll.«
    Ich versuchte zu lächeln. Nein, keine Chance.
    Er kam zu mir herüber, musterte mich von oben bis unten. Mich beschlich das Gefühl, dass er diese Nummer einstudiert hatte. »Tja, in der Tat … Ich hatte Sie mir völlig anders vorgestellt.«
    »Tatsächlich?«
    »O ja … Ich hätte keinen völlig runtergekommenen Penner erwartet.«
    Der Hund wand sich. Ich mich auch.
    »Hören Sie, ich glaube, wir hatten noch nicht das Vergnügen.« Ich streckte ihm die Hand hin. Sie war vollkommen mit Blut überzogen. Mit dunklem, fast schon schwarzem Blut.
    Boss-Anzug senkte den Blick, lachte. »Ich denk ja nicht dran … Obwohl, in Anbetracht der Tatsache, dass ich ohne Sie wohl kaum hier stehen würde, sollte ich wahrscheinlich Ihre Hand schütteln, Dury.«
    Ich sah schon, wohin das führte. Mein letzter Fall hatte bei den Bullen der Lothian and Borders Police einige Wellen geschlagen. »Ich glaube, das stimmt nicht.«
    »Nein, Sie haben recht. Ich war auf der Überholspur; und als Sie wegen dieser Menschenschmuggler die Scheiße haben fliegen lassen, hat’s alles noch ein wenig beschleunigt. Aber wenn die Polizei sich nicht von über einem Dutzend Spitzenleuten getrennt hätte, wer weiß, ob ich dann jetzt nicht mit diesen uniformierten Vollidioten im Gras herumstochern würde.«
    Ich sah weg, versuchte, gelangweilt zu wirken. Die Wahrheit war, dass ich das alles schon x-mal gehört hatte. Ich hatte einen osteuropäischen Menschenhändlerring aufgedeckt, der junge Mädchen in die Stadt brachte und sie zur Prostitution zwang. Meine Aktion hatte dazu geführt, dass ein paar von den schweren Jungs der Truppe die Tür gewiesen wurde. Die Zeitungen berichteten wochenlang darüber. Ich war der Mann, der den entscheidenden Hinweis geliefert hatte, aber todsicher hatte ich absolut gar nichts davon. Dieser Schwanz hier jedoch schien alles richtig gemacht zu haben.
    Ich bot ihm die Stirn. »Hören Sie, das alles ist ja höchst interessant, das Geplauder über die gute alte Zeit und so weiter, aber wenn es Ihnen nichts ausmacht –«
    »Was denn? Der aktuelle Fall?«
    »Also …«
    Er lächelte. Die Zähne blendeten mich mehr als die Taschenlampen, die das Gelände absuchten. »Liebend gern werde ich Ihre Aussage aufnehmen … Ja, genau genommen wäre es mir sogar ein großes Vergnügen.«
    Er zückte ein Moleskine-Notizbuch, schwarz mit Gummiband. Er ließ das Gummiband flitschen, leckte die Spitze seines Stifts an. »Fahren Sie fort, Dury … Mein Name ist übrigens Johnstone, Jonny Johnstone. Gut möglich, dass Sie mehr über mich hören werden.«
    »Ach, tatsächlich?«
    »Oh, das will ich meinen … Aber jetzt zu Ihrer Aussage.«
    Er hatte mich verunsichert und wusste das auch. Er genoss es, mich aufzuziehen. Ich versuchte, cool zu bleiben, aber mein Nervenkostüm war extrem geschwächt. »Ich wollte gerade den Hügel runter diesen halbstarken Schlägern hinterher –«
    Eine Hand schoss in die Höhe. »Langsam, langsam, langsam … Noch mal zurück. Was hatten Sie hier zu suchen?«
    »Ich habe an einem Fall gearbeitet … Es ging um Dachs-Tierquäler.«
    Er prustete vor Lachen, musste sich die Tränen aus den Augen wischen, wäre fast umgekippt. »Ich bitte Sie … Dachs-was?«
    Ich wiederholte es.
    »Leck mich, Dury … Sie sind mir aber eine ganz große Nummer, was?«
    Ich verlor langsam die Beherrschung. »Mann, wollen Sie das jetzt hören oder nicht? Ich hätte mich auch locker vom Acker machen und Ihnen den ganzen Scheiß überlassen können.«
    Er reckte sich, fixierte mich scharf. »Ah, aber Ihr Pflichtbewusstsein als Bürger würde das niemals zulassen, nicht wahr?«
    Ich wandte mich ab. »Leck dich selbst.«
    »Nicht so schnell, Dury.«
    Ich wirbelte herum. »Hören Sie! Ich habe hier einen Hund, auf den mit Luftgewehren geschossen wurde. Ich muss ihn dringend zu einem Tierarzt bringen.«
    Wieder dieses dreckige Grinsen. »Dachse,

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