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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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und Türmchen hinaufstarrte. »Gehen Sie rein?«
    »Wie bitte?«
    »Ich finde, es ist eine Schande!« Sie schüttelte den Kopf. Ein babyblauer Bommel an ihrer Schottenmütze schlenkerte hin und her. »Eine vollkommene Schande.«
    Ich hatte keine Ahnung, wovon sie redete. »Sie haben völlig recht … Es ist beschämend.«
    »Wenn ich an die Gemälde denke, die sie da drinnen haben … Könige und Königinnen, auch von großen Meistern gemalt.«
    Ich versuchte eine Ahnung zu bekommen, worauf sie abzielte, erspähte ein Transparent, ein definierter Waschbrettbauch und darauf ein Stück von einem weiblichen Oberschenkel. Die aktuelle Ausstellung hatte nackte Berühmtheiten zum Thema.
    »Das ist mal wieder typisch«, sagte ich. »Wir sind besessen von Berühmtheiten … Es ist wie die Bunte in Öl.«
    Die alte Dame lächelte. »Sie sind ein Mann mit Verstand.«
    »Manche würden sagen … ein Zyniker.«
    Ein überwältigendes Lächeln. »Da würden die aber danebenliegen, ganz bestimmt.«
    Ich dankte für das Kompliment, indem ich ihr Lächeln erwiderte. »Ich kenne mich mit den Preisen nicht aus, aber den Wert von Nichts, den kenne ich.«
    Na, so was. Nichts war mein aktueller Punktestand im Spiel des Lebens.
    Ich schlenderte weiter, vorbei an der Sherlock-Holmes-Statue vor Arthur Conan Doyles Geburtshaus, wechselte hinüber zum Greenside Place und auf die London Road, zockelte dann den ganzen Weg runter bis zum Holy Wall.
    Ich stellte fest, dass ich meinen Schlüssel vergessen hatte.
    Klopfte an die Tür.
    Nichts.
    Klopfte nochmals, lauter diesmal.
    Hörte eine Bewegung, so etwas wie ein Schlurfen, dann ein »Scheiße« und ein »Kackdreck«.
    Der Schlüssel wurde in der Tür gedreht, dann sah ich, wie ein verschlafenes Auge in dem Spalt auftauchte. »Wer ist da?«
    »Ich, der Typ, dessen Name über der Tür steht.«
    »Gus … Sack Zement, komm rein!«
    Mac machte auf. Da stand er in einer knallgelben Männerbadehose. Ein Makin’-Bacon -T-Shirt wahrte seine Sittlichkeit von der Taille an aufwärts.
    Ich schirmte meine Augen ab. »Zieh dir was an. Dein dreckiger Hintern ist so ziemlich das letzte, was ich sehen will.«
    Er schlug mit beiden Händen auf seine Pobacken und rief: »Was redest du? Ich bin ein stattliches Mannsbild.«
    »Jepp, ein stattlich rundes … wie eine dicke, fette Null.«
    »Hey, du kannst mich mal.«
    Als er die Tür schloss, sah ich sofort, dass die Bullen an der Arbeit gewesen waren. Das Pub war auf den Kopf gestellt worden, herausgezogene Schubladen lagen herum, Schranktüren standen offen, überall zersplittertes Glas. Wunderte mich, dass sie nicht auch noch die Bodendielen herausgerissen hatten.
    »Heilige Scheiße«, platzte ich heraus, »wir hatten Gäste. Na dann …«
    Mac runzelte die Stirn, zog einen karierten Bademantel über. »Könnte man so sagen. Allerdings keine gern gesehenen … Die Dreckskerle haben eine ziemliche Sauerei hinterlassen, was? Jetzt sieht’s hier aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.«
    Als wir in den Gastraum kamen, blieb ich wie angewurzelt stehen. Lautes Gebell begrüßte uns. Es dauerte nur ein paar Sekunden, dann kam der Hund aus dem Nachbarzimmer gestürmt und sprang aufgeregt an mir hoch.
    »Du solltest ihn lieber begrüßen, Gus«, meinte Mac.
    Ich schlug einen Bogen um das Liebesgetaumel. »Was denn? Ihn auch noch ermutigen? Hm-hmh.«
    »Aber das macht er bei keinem anderen. Der jagt den Gästen ordentlich Schiss ein, das kann ich dir flüstern.«
    »Wirst du weich, Mac? Warum ist er immer noch hier?«
    »Kann ihn doch nicht einfach auf den Kompost schmeißen, Gus … Wo ist dein Herz?«
    Ich wusste genau, wo es war. »Gottverdammt gut vergraben.«
    Mac ging in die Hocke, fing an, dem Hund die Ohren zu kraulen, ihm auf den Rücken zu schlagen. »Quatsch! Ich kenne dich, du wirst mit dem Kleinen hier schon noch warm werden. Ihr werdet noch dicke Kumpels, ich sag’s dir.«
    Ich sah, dass der Hund immer noch seinen Verband trug. »Wann, hast du gesagt, werden die Fäden gezogen?«
    »Dauert mindestens noch eine Woche. Der Tierarzt hat gesagt, es ist eine tiefe Wunde. Könnte auch noch länger dauern.«
    »Tja, und bis dahin, wen muss man umbringen, um hier einen Drink zu bekommen?«
    »Oh … schlechte Wortwahl, mein Freund. Darüber reißt man im Moment besser keine Witze.«
    Ich ließ das unbeantwortet. Es war nicht mein Ding, das Offensichtliche noch mal auszusprechen.
    Als ich mich an die Theke setzte, ließ sich der Hund neben meinen Füßen

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