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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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begierig all ihre Possen. Es war eine Metapher für das, was aus Schottland geworden war, die ich nicht sehen wollte. Ich dachte, an so etwas könnte ich mich nicht gewöhnen. Zur Belohnung mochte es ja eine Art Freude und Trost geben, aber was man verkaufen musste, um dieses Niveau zu erreichen, war ich nicht bereit anzubieten. Niemals.
    An der Kreuzung wurde ich von einem steifen Nordwind durchgeschüttelt. Knöpfte meine Jacke genau in dem Moment zu, als ein Volvo Kombi sich näherte. Katrina Crawford.
    »Ich wollte Sie nicht wütend machen«, sagte sie.
    Fast hätte ich gelacht – ich und wütend? Und antwortete: »Ach, wollten Sie nicht?«
    Sie warf einen Blick auf die Kreuzung. Ein Fahrer in einem Transporter des Tesco-Lieferservice trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad, während er darauf wartete, dass sie in die Kreuzung hineinfuhr. »Ich würde wirklich gern mit Ihnen reden, Mr. Dury, wenn das für Sie in Ordnung wäre.«
    »Worüber?«
    Der Fahrer legte sich auf die Hupe. Die Frau des Richters zog die Mundwinkel herunter und winkte ihn mit einer ungeduldigen Handbewegung weiter. »Möchten Sie vielleicht einsteigen?«
    Darauf gab ich keine Antwort. Ich ging um den Wagen und öffnete die Tür auf der Beifahrerseite. Ich ließ mich auf den Sitz fallen und taxierte sie von der Seite.
    »Danke«, sagte sie.
    Wir fuhren durch die Stadt, mieden die Hauptdurchgangsstraßen. Es war ein großes Auto, das sie allerdings fest im Griff hatte. Mehr als Small Talk bekam ich nicht von ihr, Unsinn über den Zustand der Straßen, seit die Baumaßnahmen an der neuen Straßenbahn vorangingen. Am liebsten hätte ich die Handbremse gezogen und gesagt: Komm endlich auf den Punkt, doch stattdessen lehnte ich mich zurück und beobachtete sie. Katrina Crawford gehörte nicht zu der Sorte, die sich ihre Gemütsverfassung anmerken ließ. Wahrscheinlich hatte sie zu viel Übung von ihren New-Town-Dinnerpartys, um sich von einem Halb-Alki wie mich aus der Ruhe bringen zu lassen.
    Sie bremste vor dem Scottish Parliament und parkte dann direkt am Holyrood Park. »Draußen sieht’s ganz schön aus. Sollen wir uns zu den Schwänen an den Teich setzen?«
    »Okay.«
    Ich machte einen auf cool, so cool es eben ging. Am liebsten hätte ich mir ihren Paisley-Pashmina-Schal geschnappt und zugezogen, bis sie mir sagte, was in drei Teufels Namen los war mit ihrem Sohn und dem Mord an Tam Fulton, warum man mir den Dreck anhängen wollte und für wie blöd sie mich eigentlich hielt.
    Während wir durch den Park gingen, plapperte sie an einem Streifen; noch mehr Small Talk. »Es ist so herrlich hier. Aber jetzt wollen sie überall im Grüngürtel bauen.«
    »Oh, ich denke, Ihre Majestät wäre überhaupt nicht erfreut, wenn man ihr die Aussicht auf die Craigs verstellte. Dieser Flecken Grün ist sicher nicht in Gefahr … Mit manchen Leuten hier in Edinburgh legt man sich einfach nicht an.«
    Sie bemerkte die Anspielung nicht; lächelte freundlich. »Da haben Sie sicherlich recht.«
    »Wenn’s nach mir ginge, würde ich auf den Golfplätzen bauen. Nicht, dass wir noch mehr Bauprojekte in Edinburgh bräuchten, aber auf ein paar Golfplätze könnten wir gut verzichten … egal, wo. Spielen Sie Golf, Mrs. Crawford?«
    Ein breites Lächeln. »Ja, ein wenig. Sie dürfen mich Katrina nennen.«
    Wir latschten weiter, blieben auf dem Weg. Hatte das Gefühl, als würden wir verfolgt, aber es war niemand zu sehen. Dem Bullen war ich noch nicht begegnet, der mich beschatten konnte, ohne dass ich ihn bemerkte, also führte ich es auf Paranoia zurück beziehungsweise auf die Tatsache, dass ich langsam kribbelig wurde.
    In Gedanken war ich bei Moosey gewesen. Ich pendelte zwischen Angepisstsein, weil ich mal wieder in einen der miesen kleinen Morde in dieser Stadt hineingezogen worden war, und so etwas wie Sympathie. Je mehr ich mir vorstellte, was da abgegangen sein musste, desto mehr sah ich in Moosey eine armselige Schachfigur.
    Katrina setzte sich auf eine Bank am Ufer des Teichs. »Hier ist es schön.« Ein Lächeln; winzige Fältchen erschienen in ihren Mundwinkeln. Sie hängte sich ihre Handtasche über die Schulter, forderte mich auf, ebenfalls Platz zu nehmen.
    »Ich stehe lieber.«
    Sie erwiderte nichts, blickte geradeaus.
    Der Wind fegte heftig die Craigs herab, pfiff über Saint Margaret’s Loch und peitschte die Sinne auf. Es fühlte sich an wie ein Drink. »Warum erzählen Sie mir nicht mal etwas über Christine?«
    Sie verlor ihre

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