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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Gelassenheit, wirkte mit einem Mal weniger gesprächig. Der Riemen ihre Tasche rutschte von der Schulter. Sie betrachtete ihn, wie er in ihrer Armbeuge hing, machte aber keinerlei Anstalten, daran etwas zu ändern. »Das habe ich nicht erwartet.«
    Ich auch nicht. Ich zuckte innerlich zusammen, dass ich den Tod ihrer Tochter so abrupt angesprochen hatte. »Tut mir leid … Es muss immer noch sehr schmerzvoll für Sie sein.«
    Ein mattes Lächeln. »Nein, ist schon in Ordnung … Ich meine, ja, es ist immer noch eine frische Wunde, aber ich kann über sie sprechen. Ich habe meine Tochter so unendlich geliebt.«
    Sie schien sich plötzlich anzuspannen; sie biss die Zähne zusammen, straffe Muskeln erschienen auf ihrem Hals.
    »Ich verstehe«, sagte ich.
    »Tatsächlich?«
    Sie drehte sich zu mir, aber ich konnte ihrem Blick nicht standhalten. Ich sah weg und kramte nach meinen Zigaretten. Ich steckte mir eine Kippe an, bot ihr auch eine an, erhielt zur Antwort aber nur ein Kopfschütteln.
    »Mit Verlusten kennen wir uns alle aus, nicht wahr?«
    »Ab einem bestimmten Alter, Mr. Dury … Christine war drei Jahre alt, als sie ermordet wurde.« Katrina drehte sich von mir fort und schlug die Beine übereinander, verfolgte, wie ein Transporter der SSPCA, der schottischen Tierschutzvereinigung, anhielt. Zwei Arbeiter stiegen aus und gingen zu den Schwänen hinüber. Für sie ging alles seinen gewohnten Gang, während wir uns hier in den Schmerz dieser Frau versenkten.
    »Der Mann, der Christine ermordet hat, war ein gewöhnlicher Krimineller. Wie können Sie ihn nur verteidigen?« Sie legte besondere Betonung auf das Wort gewöhnlich. Mir gefiel es nicht, wie sie das Wort betonte.
    »Ich verteidige ihn nicht. Aber wenn ich es täte, dann würde ich Sie daran erinnern, dass ein Mord ein Mord ist, Katrina … Ihr Mann kennt die Gesetze dieses Landes besser als ich. Hat er Sie nicht darauf aufmerksam gemacht?«
    Sie sah gekränkt aus, bekam große Augen. »Ich weiß ganz sicher nicht, was Sie mit dieser Bemerkung meinen.«
    Ich stellte einen Fuß auf die Bank, beugte mich über sie. »Nun, lassen Sie es mich Ihnen mit einfachen Worten sagen … Ich habe Mark am Tatort gesehen, und ich war nicht der einzige.«
    »Was?«
    »Die Polizei hatte einen Zeugen, einen alten Obdachlosen, der auf dem Hügel lebte. Er hat Mark ebenfalls gesehen. Ich habe ihn gefunden, und er war bereit, eine Aussage zu machen, als er wie ein räudiger Hund auf offener Straße überfahren wurde. Jemand hat ihn umgebracht, und ich habe guten Grund zu der Annahme, dass dieser Jemand in Verbindung zu Ihrem Sohn steht.«
    Sie attackierte mich mit finsterem Blick. »Das ist doch alles Müll!«, spuckte sie aus.
    Ich nahm den Fuß wieder von der Bank und schnipste Asche von meiner Kippe. »Ich denke, wir wissen beide ganz genau, dass es kein Müll ist, Katrina. Ich denke, Sie und Ihr Mann sollten sehr sorgfältig darüber nachdenken, wie Sie Mark in Schutz nehmen.« Ich kehrte ihr den Rücken und machte mich auf den Weg in die Richtung, aus der ich gekommen war. Die Tierschutzleute hatten Gesellschaft bekommen von einem Tanklastwagen von Scottish Water.
    »Warten Sie«, rief Katrina.
    Ich blieb stehen.
    Sie kam angelaufen. »Was meinen Sie damit?«
    Ich sah die Straße hinunter, dann auf meine Armbanduhr. »Für Ihren Sohn läuft die Zeit ab … Er steckt bis zum Hals in den Morden an zwei Männern, und auf die eine oder andere Weise wird die Wahrheit herauskommen.«
    Katrina wurde etwas blasser, senkte den Blick und spielte nervös mit den Ringen an ihren Fingern. »Sie irren sich.«
    »Tja, das werden wir sehen.«
    Als ich zum Straßenrand ging, wurde ich von einem der Tierschutztypen aufgehalten. »Hast du Feuer, Kumpel?«
    Ich kramte eine Schachtel Streichhölzer heraus und gab sie ihm. »Was ist mit dem Teich nicht in Ordnung?«
    »Irgendein Idiot hat eine Fuhre Autobatterien da drin entsorgt. Das bringt die ganzen Schwäne um.«
    Über seine Schulter konnte ich einen Kollegen sehen, der gerade einen toten Schwan in einen Sack steckte. »Noch ein Opfer?«
    »Das ist der fünfte … Die würden alle krepieren, wenn das da nicht wäre.« Er zeigte auf den Palast. »Geht doch nicht, dass Ihre Majestät auf Haufen toter Schwäne sehen muss. Das geht so gar nicht.«

I ch weiß, warum das Gespräch mit Katrina Crawford das alles ans Licht holte, aber ich wollte dem nicht ins Auge sehen. Manchmal gibt es allerdings vor der Vergangenheit kein Entkommen. Ich

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