Gemeinsam gegen Krebs: Naturheilkunde und Onkologie - Zwei Ärzte für eine menschliche Medizin (German Edition)
spezieller Zellen unseres Immunsystems, den T-Zellen, die unter anderem bei der Abwehr von Tumorzellen eine große Bedeutung haben. Die Ausreifung und der Lernprozess finden in der Kindheitsphase statt, nach der Pubertät bildet sich das Organ zu einem Fettkörper um.
Aus der Überlegung heraus, dass ohne den Thymus unser Immunsystem nicht funktionsfähig wäre, wurden Experimente mit Thymusextrakten von Kälbern und Schweinen durchgeführt. Es zeigten sich bei den Experimenten im Laborversuch, dass die Zellen des Immunsystems durch die Zugabe von tierischen Thymusextrakten besser arbeiteten und auch Tumorzellen bekämpften. In Tierversuchen, aber auch bei Krebspatienten konnten die Nebenwirkungen durch eine Chemotherapie vermindert werden. Stellenweise besserte sich sogar die Tumorerkrankung selbst.
Ein Problem der Thymustherapie ist, dass bisher nur wenige Studien existieren, an denen jeweils nur eine kleine Zahl Patienten teilgenommen hat. Da im Jahr 2009 viele der bislang in Deutschland verkauften Präparate wegen der neuen Anforderungen an Medikamente vom Markt genommen werden mussten, stehen hierzulande nur noch wenige in guter Qualität zur Verfügung. Stattdessen kommen zunehmend »Frischextrakte« auf den Markt, die nicht den Qualitätsstandards der Arzneimittelüberwachung unterliegen. Von ihnen ist dringend abzuraten, da das Risiko von Nebenwirkungen wie Infektionen nicht ausgeschlossen werden kann. Eine Therapie mit Thymusextrakten sollte immer von einem Arzt begleitet werden, der Erfahrung damit hat. 9,10
Leber-Milz-Eiweißstoffe
Die Milz filtert und kontrolliert das Blut und hat deshalb wichtige Funktionen im Immunsystem. Eine Kombination aus Eiweißstoffen von Milz und Leber steht als Arzneipräparat (Faktor AF2) zur Verfügung. Einige Studien an Krebspatienten zeigen eine Intensivierung des Immunsystems, vor allem aber verringerten sich die Nebenwirkungen durch eine Chemotherapie. Auch diese Therapie verlangt wegen möglicher Risiken die Aufsicht eines erfahrenen Arztes. 11,12
Enzyme
Enzyme (früher Fermente genannt) sind Eiweißmoleküle, die Stoffwechselprozesse unterstützen und dadurch oft erst möglich machen. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die ersten Patienten damit behandelt, damals mit Enzymen aus der Bauchspeicheldrüse und der Papaya. Heute verwendet man Bromelain aus der Ananas, Papain aus der Papaya sowie Trypsin, Chymotrypsin und Pankreatin aus der Bauchspeicheldrüse von Tieren. Diese Substanzen sollen die Oberflächen von Krebszellen so verändern, dass sie sich schlechter am Gewebe des Körpers anheften können, was eine Metastasierung erschwert. Ferner sollen entartete Zellen leichter vom Immunsystem unschädlich gemacht werden können. Laborversuche zeigten Resultate, die solche Annahmen stützen. Bei klinischen Versuchen an Patienten konnte eine Verringerung der Nebenwirkungen sowohl bei der Chemotherapie als auch bei der Strahlentherapie festgestellt werden. Es kam seltener zu Schleimhautentzündungen (Mukositis), Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und damit zu einer besseren Lebensqualität.
Nebenwirkungen treten nur selten auf und äußern sich, wenn überhaupt, in Übelkeit, Blähungen, Bauchschmerzen oder Durchfall. Diese Wirkungen können bei Verringerung der Dosierung oft verschwinden. Da Enzyme die Blutgerinnung beeinflussen, dürfen sie nicht direkt vor und nach einer Operation eingenommen werden oder gemeinsam mit anderen Mitteln, die dieses Ziel haben (beispielsweise Marcumar®, Heparin).
Die Idee einer Enzymtherapie ist plausibel, Daten aus Laborversuchen bestätigen die Überlegungen zu den Wirkmechanismen, sodass trotz der wenigen Studien aufgrund der geringen und vergleichsweise harmlosen Nebenwirkungen eine Enzymtherapie empfohlen werden kann.
Da Enzyme außerhalb der Krebstherapie bei Verletzungen, schlecht heilenden Wunden und Gewebeschwellungen (Ödemen) eingesetzt werden, lohnt sich auch ein Behandlungsversuch bei Patienten mit Lymphödemen oder verzögerter Wundheilung nach Operationen. Auch bei Gelenk- und Knochenschmerzen, die im Rahmen bestimmter Chemotherapien auftreten, kann der Einsatz erwogen werden. Zu den vorgenannten Symptomen existieren allerdings keine Studiendaten, sondern nur gute Erfahrungen in der Einzelanwendung.
Spezielle Therapieansätze bei Krebs
Einige Verfahren in der Tumormedizin erfreuen sich langer Tradition oder haben großen Zuspruch in der Bevölkerung, obwohl ihre Wirkung nur unzureichend durch Studien belegt ist.
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