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Gemeinsam stark in Virgin River (German Edition)

Gemeinsam stark in Virgin River (German Edition)

Titel: Gemeinsam stark in Virgin River (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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wenn es ihr schlecht ging – natürlich nicht. Aber er war hier der Profiratgeber – er hätte ihr erklären müssen, wie sie mit allem umgehen sollte, und nicht umgekehrt. Ihre Großmutter hatte ihr ein paar kluge Ratschläge hinterlassen. Und er machte das nicht halb so gut wie sie … obwohl
sie
so viele Probleme hatte! Ergo war einer von ihnen nicht gerade ein leuchtendes Vorbild, und er fürchtete, das war er.
    Und das regte ihn
wirklich
auf.
    Als Noah vor der Kirche zurücksetzte, entdeckte er Mel Sheridan, die eine Kiste in den Kofferraum ihres Humvees lud. Auf der Veranda der Klinik stand noch eine weitere. Mel hob die Hand und winkte ihm zu. Deshalb hielt er kurz neben ihr an. „Brauchst du Hilfe beim Tragen?“, fragte er.
    „Danke, aber es ist nicht schwer. Wo fährst du hin?“
    „Ich dachte, ich fahre nach Grace Valley und besuche Reverend Harry Shipton.“
    „Ich kenne Harry. Wir haben ihn immer angerufen, wenn wir mal einen Geistlichen brauchten. Jetzt müssen wir das ja vermutlich nicht mehr machen.“
    „Ich hoffe nicht“, erwiderte Noah.
    „Hast du es eilig? Bist du mit ihm verabredet?“
    „Nein“, sagte er und zuckte mit den Achseln. „Ich habe mit ihm telefoniert und gesagt, dass ich diese Woche mal vorbeikomme, und er war einverstanden. Warum?“
    Sie kam zu ihm ans offene Fenster. „Was hältst du von einer kleinen privaten Erkundungstour durch interessante und wenig bekannte Teile dieser Gegend?“
    „Cool. Würde mir gefallen.“
    „Du müsstest allerdings ein paar Geheimnisse für dich behalten. Kannst du gut etwas für dich behalten?“
    „Jetzt mach aber mal halblang!“, sagte er beleidigt. „Ich bin Priester!“
    „Ja, aber das heißt nicht, dass du kein großes Mundwerk hast“, entgegnete Mel.
    „Und was, wenn ich es dir bei Gott schwöre?“
    „Jack versucht gerade, mir das Schwören abzugewöhnen, aber mach ruhig, wenn du es für richtig hältst. Ich hab da etwas Interessantes, das du vielleicht wissen willst, aber du darfst es nicht verraten. Wenn doch, werde ich fortan ein unbeschreiblich jämmerliches Dasein fristen müssen.“
    „Hast du ein Problem, über das du gerne reden würdest?“, fragte er hoffnungsvoll. Gerade jetzt hätte er sich gerne als ebenso guter Trostspender und Ratgeber gefühlt wie Ellies Großmutter.
    „Nein, nichts dergleichen. Weißt du was, fahr doch einfach hinter mir her … wenn es dir nichts ausmacht.“
    Nichts hätte Noah davon abhalten können. „Ich folge dir.“
    Mel lud die zweite Kiste in den Kofferraum, sprang in ihren Hummer und fuhr los. Noah klebte förmlich an ihrer Stoßstange. Sie ließen die Stadt hinter sich und fuhren ungefähr zwanzig Minuten lang auf dem Highway 36, bevor sie auf eine Seitenstraße abbogen, die sich einen Berg hinauf- und wieder hinunterschlängelte. Endlich fuhr Mel auf eine große Freifläche neben der Straße. Noah machte dasselbe. Mel stieg aus dem Hummer und winkte ihn zu sich. „Lass deinen Wagen hier stehen und fahr mit mir.“
    Er tat, was sie gesagt hatte, und setzte sich auf den Beifahrersitz. „Wohin zum Teufel fahren wir?“
    „Als ich das erste Mal nach Virgin River kam, arbeitete ich mit dem alten Doc Mullins zusammen. Er ist im letzten Jahr gestorben, und Cameron Michaels zog von Oregon hierher, um die Stelle des Arztes zu übernehmen. Mullins war ein störrischer alter Kauz, aber ich habe ihn sehr gerne gehabt. Wie auch immer, ich kam aus der Stadt – aus L.A. – und er hat versucht, mir so ein paar Sachen über das Leben in den Bergen beizubringen. Genau wie Jack übrigens. Einiges musste ich auch selbst erfahren. Bist du eigentlich ein Stadtmensch, Noah?“
    „Eigentlich schon. Ich bin am Stadtrand von Columbus aufgewachsen und später zur Uni und ins theologische Seminar in Seattle gegangen.“
    „Da, wo ich herkomme – ich habe einmal in einem städtischen Traumazentrum gearbeitet – haben wir, wenn wir mit mittellosen Menschen und Obdachlosen arbeiten mussten, immer Sozialarbeiter dazugerufen, um ihnen diese Menschen dann zu übergeben. Ich musste mir nie Gedanken machen, was danach aus ihnen wird. Die Ärzte nannten es versorgen und weiterschicken. Man sollte die Patienten fachlich so gut wie möglich behandeln und sie dann so rasch wie möglich loswerden – einem anderen Fachpersonal aufs Auge drücken –, damit sie zu deren Problem wurden. Hier laufen die Dinge ganz anders. Hier gibt es kaum Einrichtungen, die sich um Arme oder Obdachlose kümmern.

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