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Gemeinsam stark in Virgin River (German Edition)

Gemeinsam stark in Virgin River (German Edition)

Titel: Gemeinsam stark in Virgin River (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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empfängt …
    Doch das war nicht seine Aufgabe. Er war nicht ihr Pfarrer. Er war ihr Vorgesetzter.
    Er schüttelte den Kopf, als ob er damit seine den Umständen unangemessenen Impulse abschütteln könnte. Vermutlich lag es einfach nur daran, dass er schon zu lange alleine lebte. Und zwar nicht erst seit Merrys Tod, sondern auch schon davor. Es hatte natürlich andere Frauen gegeben, aber nichts, was länger gedauert hatte, und keine, der er sich wirklich so anvertraut hatte wie seiner Frau in der allzu kurzen Zeit, die sie gemeinsam gehabt hatten. Er musste endlich darüber hinwegkommen.
    Ellie wäre mit einer Hundertdollarnote vermutlich glücklicher gewesen als mit seinem Angebot, gemeinsam zu beten. Weshalb wusste er das nicht? Sonst hatte er solche Sachen immer instinktiv gespürt! Jeder, der einmal mit der Bibel in der einen und einer Tasche voller Erdnussbuttersandwiches in der anderen Hand durch ein Armenviertel gegangen war, wusste, wann spiritueller Beistand angemessen war und wann es Zeit war, einfach nur ein Freund zu sein.
    Es hatte ihn ganz schön erwischt. Und schnell. Nun, das konnte einem Seelsorger schon mal passieren, das wusste er – es gehörte zu den Herausforderungen seines Berufs. Doch er hatte sich ihre Probleme rasend schnell zu eigen gemacht und sofort daran gearbeitet, eine Lösung zu finden. Dabei hatte er Ellie zu Tode erschreckt.
    Er sollte sich besser zurückziehen, bevor er mehr Schaden anrichtete, als er wiedergutmachen konnte.
    Am Montagmorgen erwachte Noah mit Kopfschmerzen. Er drehte sich von einer Seite auf die andere und grübelte über alles Mögliche nach, angefangen bei seinem spirituellen Bekenntnis und der Berufung bis hin zu Ellie und ihren Problemen und dem Gefühl, dass er Merry schrecklich vermisste. Dennoch wünschte er sich wieder eine Frau in seinem Leben. So viel zum Thema Hoffnungslosigkeit. Nichts raubt einem den nächtlichen Schlaf dermaßen zuverlässig wie Sorgen und Selbstmitleid.
    Aber als Noah um acht Uhr morgens endlich in der Kirche eintraf, hörte er bereits das vertraute leise Summen. Er fand Ellie im oberen Waschraum. Sie war schon am Arbeiten und hatte den kleinen Waschraum fast fertig gestrichen. Ihre Haare, die sie zurückgesteckt hatte, hingen ihr wie ein feiner Vorhang über den Rücken – sie hatte es irgendwie geglättet. Anstelle einer knallengen Jeans trug sie Kakihosen, die direkt unter den Knien endeten. Und sein Malerhemd. Sie wirkte wie ein fünfzehnjähriges Mädchen.
    Ellie drehte sich um und lächelte ihn an. „Guten Morgen“, sagte sie. „Verschlafen?“
    „Das ist meine übliche Zeit“, erklärte er.
    Sie lachte. „Ja. Ich weiß. Ich wollte Sie nur aufziehen. Ich habe letzte Nacht geschlafen wie eine Tote und dachte, ich könnte auch mal früh anfangen.“
    „Haben Sie?“, fragte er überrascht. Als sie sich das letzte Mal gesehen hatten, war sie ein Häufchen Elend gewesen.
Er
hatte nicht geschlafen. Und sie war zum Teil die Ursache dafür.
    „Ja. Ich war völlig fertig. Aber dann bin ich früh aufgewacht und dachte, weshalb nicht gleich loslegen? Ich habe mir nicht mal die Mühe gemacht, mich zurechtzumachen – ich dachte, außer Ihnen und der Farbe sieht mich sowieso keiner.“ Dann lächelte sie erneut.
    „Sie wirken gut gelaunt“, stellte er fest.
    „Es geht mir schon wieder viel besser. Ehrlich. Man darf sich nicht so hängen lassen. Das nützt überhaupt nichts. Im Gegenteil.“
    „Was hatte Sie denn dann vorgestern Nacht vom Schlafen abgehalten? Waren Sie besorgt? Oder sauer?“
    „Nein“, sagte sie und legte die Farbrolle in der Schale ab. „Oh, ich mache mir natürlich Gedanken. Ich versuche aber trotzdem, nicht zu viel zu grübeln, denn sich Sorgen zu machen hilft auch nicht weiter. Aber meine Kinder waren bei mir.“ Ihre Augen begannen zu leuchten. „Ich habe die ganze Nacht mit ihnen gekuschelt, ihren kleinen Lauten, die sie beim Schlafen machen, zugehört, sie nach dem Duschen abgeschnuppert und konnte meine Augen einfach nicht zumachen, obwohl ich es wirklich versucht habe. Zu wissen, dass ich sie wieder eine Woche lang nicht sehen würde und dann vermutlich auch nur tagsüber, hat mich …“ Sie schüttelte den Kopf. „Wie ein blöder kleiner Dussel bin ich die ganze Nacht wach geblieben, um sie im Arm zu halten und ihnen beim Schlafen zuzusehen. Kein Wunder, dass ich am Sonntag in keiner guten Verfassung war, als ich sie zurückbringen musste.“
    Noah dachte, warte mal; du hast doch immer

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