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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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eisiger Endgültigkeit. »Du würdest dich damit nur selbst verletzen.«
    Fiona zögerte. Sie wollte sich die Pistole schnappen – einfach nur, um Onkel Aaron aufzuscheuchen. Sie hätte ihn selbst in einer Million Jahren nicht wirklich erschossen. Doch sie wusste, dass ihr etwas Übles zustoßen würde, wenn sie sich auch nur um Haaresbreite näher an den Griff der Pistole heranbewegte.
    Also suchte sie sich stattdessen ein Würgeholz aus: zwei schwarze Plastikstangen, die mit einer Kette verbunden waren. Fiona hatte sich nie näher mit der Waffe befasst, aber ihre Flexibilität faszinierte sie. Vor allem wollte sie verhindern, dass Aaron sie wieder bei der Hand packte und ihren Angriff völlig zunichtemachte.
    Sie hob es hoch und ließ versuchsweise einen der Griffe kreisen, steigerte den Schwung, bis alles verschwamm.

    »Schon besser«, bemerkte Aaron, »aber immer noch nichts für dich.«
    Sie zog in Erwägung, ihn dennoch anzugreifen – eine rasche Steigerung des Tempos, ein Abknicken des Handgelenks, und der Griff würde an seinem Kopf landen. Aber der Schmerz in ihrer Schulter erinnerte sie daran, wie schnell Aaron war.
    Sie seufzte und legte das Würgeholz zurück.
    Vielleicht gab es keine Waffe für sie. Vielleicht war sie nicht wirklich eine Kriegerin, wie Aaron dachte, sondern kämpfte nur, wenn sie mit einer unmöglichen, gefährlichen Situation konfrontiert wurde.
    Wollten Krieger denn nicht kämpfen? Alles, was Fiona wollte, war, am Leben zu bleiben.
    Über sich hörte sie Flügel schlagen. Ein Krähenschwarm flog vorüber und landete auf den Stromleitungen an der Vine Street.
    Fiona richtete den Blick wieder auf die Waffen; das hölzerne Jo-Jo fiel ihr ins Auge. Irgendetwas daran faszinierte sie sogar noch mehr als das Würgeholz. Es gab sicher nichts in Aarons Arsenal, was biegsamer gewesen wäre.
    Aber sie griff nicht gleich danach. Sie würde Aaron nicht die Chance geben, nein zu sagen. Erst würde sie planen, was sie tun wollte, und ihren Plan dann einfach ausführen. Ihn diesmal vielleicht überrumpeln.
    Fiona holte tief Atem – packte die Schnur und schleuderte den schweren, hölzernen Teil auf Aarons Kopf zu.
    Er duckte sich.
    Sie erspähte einen Hauch von Erstaunen in seinen Augen, als sie das Jo-Jo in einem schnellen Bogen hin- und herwirbeln ließ, um Schwung zu holen.
    Aaron wich zwei Schritte zurück, stieß mit dem Müllcontainer zusammen und verbeulte ihn.
    Fiona folgte ihm, änderte den Angriffswinkel der kreisenden Waffe und peitschte damit nach seinem Kopf.
    Aaron rollte sich zur Seite weg und zog ein Kurzschwert unter seiner Jacke hervor. Er schlug zu.
    Die Anspannung in der Schnur des Jo-Jos verschwand, und es sank schlaff herab.

    Die jetzt befreite Holzscheibe sauste durch die Luft, prallte an der Ziegelmauer ab und rollte das Gässchen hinunter.
    Fiona stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ich schätze, das war auch nicht ›für mich‹.«
    Aaron jedoch war nicht länger mit ihr beschäftigt. Er reckte den Kopf, um den Müllcontainer von beiden Seiten anzusehen.
    »Denk noch einmal nach«, murmelte er. »Du hast die Begabung deiner Mutter geerbt.«
    Er berührte die Ecke des Müllcontainers.
    Ein armbreites Stück des verwitterten Stahls löste sich und krachte im Gässchen zu Boden. Die Ränder des geschnittenen Metalls waren spiegelglatt, als wären sie mit einem Laserstrahl durchtrennt worden.
    Fiona starrte diese Kuriosität an, versuchte zu verstehen, was Aaron meinte … und wie es passiert war.
    Sie verfolgte den Winkel des durchschnittenen Metalls. Er entsprach der Flugbahn ihres Jo-Jos.
    Aaron sah sie mit einem breiten Lächeln an. »Versuch’s noch mal, Kind. Es ist wichtig, dass du begreifst, wann du das tun kannst und wann nicht. In welcher geistigen Verfassung du sein musst, um zu schneiden.«
    Wollte er etwa sagen, dass sie mit einer Schnur Metall durchgeschnitten hatte? War das seltsamer als ein sprechendes Krokodil?
    Ja, sogar viel seltsamer. Ein sprechendes Reptil konnte man sich als Mutation oder als nie entdeckte Linie in der Evolution der Reptilien erklären. Aber eine Baumwollschnur, die durch Stahl schnitt? Das widersprach den Gesetzen der Physik.
    Sie sah erst die Schnur in ihren Händen an, dann Aaron. Er machte keine Witze.
    Also streckte sie, obwohl sie sich dabei albern vorkam, die Schnur aus und trat an das eiserne Regenrohr heran, das an der Wand hinabführte.
    Sie zögerte. »Wenn das funktioniert, müsste ich mich dann nicht auch

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