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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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zupfte nervös an dem Gummiband, das sie heute ums Handgelenk trug. Wie konnte ein Mann – sogar einer wie Onkel Aaron – ein zwei Tonnen schweres Krokodil besiegen? Und doch hatte er Souhk beinahe mit diesem Dorn getötet. Wer so etwas tun konnte, musste mehr als ein Mensch sein.
    Aaron fragte: »Warum hast du die Bestie nicht getötet? Du hattest eine Chance dazu. Und dein Leben und das deines Bruders standen auf dem Spiel.«
    Sie zuckte die Schultern. »Ich konnte es nicht.«
    Es war nicht richtig gewesen, dass sie Eliot und sie zum Töten hatten zwingen wollen. Ihre Wut loderte wieder auf, aber nicht so heiß wie vorher. Dieser Zorn war eiskalt.
    »Einen Verbündeten zu gewinnen erforderte hundert Mal mehr Mut, als ein Gewehr zu benutzen«, sagte Aaron.
    »Ich bin keine Schlachterin«, flüsterte sie. »Ist das nicht deine Aufgabe? Ich meine, falls wir die Prüfungen des Rats nicht bestehen?«
    Aaron schwieg einen Moment lang und sagte dann am Ende: »Wenn ihr versagt, wird der Rat euch sicher vernichten.«
    Der Rat? Nicht er? War es möglich, dass Onkel Aaron, wie Souhk, von einem Feind zu einem – wie hatte Souhk doch gleich gesagt? – Verbündeten auf Zeit werden konnte?
    Aaron stand auf und schwenkte die Hand über sein Arsenal. »Such dir eine aus, die dich ruft, Kind. Wir werden feststellen, was du schon kannst.«
    Fiona ließ den Blick über die Waffen schweifen und spürte einen seltsamen Nervenkitzel. Fast, als ob sie in ihren Pralinenkasten
blickte und zu entscheiden versuchte, welche am besten schmecken würde.
    Irgendetwas nagte in der Hinsicht an ihr: Wie viele Lagen Pralinen hatte sie nun wirklich gegessen? Acht? Ein Dutzend? Sicher mehr, als überhaupt in einem Kasten verpackt sein konnten. Sie hätte ein solch großes Geschenk nicht hinterfragen sollen. Doch Großmutters Stimme hallte in ihrem Verstand wider: Übermäßig großzügige Geschenke haben immer einen Haken .
    Sie würde später über die Pralinen nachdenken. Jetzt musste sie sich auf andere Dinge konzentrieren.
    Fiona strich mit den Händen über die Waffen; sie blieben auf dem Griff eines silbernen Rapiers ruhen. Sein mit filigranem Gold verzierter Griff war zerkratzt, und die Edelsteine im Knauf waren angestoßen. Dennoch war es schön.
    Sie hob es auf. Es war leicht, ließ sich gut führen und war, wie sie annahm, tödlich.
    Es gefiel ihr.
    Fiona drehte sich um und hob die Spitze vor Onkel Aarons Augen.
    Aaron schüttelte leicht den Kopf. »Die ist nichts für dich.« »Ich habe alles gelernt, was es über Schwerter zu wissen gibt. Von prähistorischen Feuersteinmessern über die ersten Bronzegüsse bis hin zu modernem Damaszenerstahl … alles.«
    »Du redest zu viel. Such dir etwas anderes aus.«
    Dabei hatte Fiona noch gar nicht erwähnt, dass sie auch Aufsätze über olympisches Fechten, Kendo und Miyamoto Musashi geschrieben hatte. Alles Lexikonwissen, natürlich; aber wie sehr konnte sich die Theorie des Fechtens von der praktischen Anwendung schon unterscheiden?
    Sie würde ihm einen Kratzer verpassen, nur ganz oberflächlich; etwas, damit er endlich erkannte, dass sie nicht hilflos war.
    Sie stürzte sich auf Aaron.
    Seine Bewegung war geringfügig, ließ ihn aber genug zur Seite ausweichen, um das Rapier an seinem Ellenbogen vorbeigleiten zu lassen.

    Seine Jacke blähte sich, und Fiona erhaschte einen Blick auf den Mann, der sich darunter verbarg – feste Muskelstränge, die sich anspannten und hervortraten.
    Aaron trat nahe an sie heran und umklammerte ihre Hand samt dem Elfenbeingriff der Waffe. Mit der anderen Hand zog er die Klinge hoch und hebelte ihren Arm über ihren Kopf.
    Ihr Schultergelenk wurde überdehnt und sprang beinahe aus der Gelenkpfanne. Fiona stöhnte vor Schmerz. Ihr Gesicht wurde heiß; es machte sie verlegen, wie mühelos er ihren Angriff abgewehrt und sie bewegungsunfähig gemacht hatte. Als ob sie ein Kind mit einem Spielzeug wäre.
    Er versetzte ihrem Arm einen Stoß. Schmerz jagte durch ihre angespannten Sehnen, aber Fiona schrie nicht auf.
    »Gut«, flüsterte er. »Also tust du nicht immer, was man dir sagt … wie deine Mutter. Aber ich frage mich, ob du auch über ihre Geduld verfügst?«
    Er ließ sie los, entwand ihr das Rapier und beförderte es zurück in seine Sammlung.
    Fiona sah ihn böse an und rieb sich den Arm.
    »Such dir eine andere aus«, sagte er.
    Fiona schritt zu den Waffen zurück und griff nach einer Pistole mit kurzem Lauf.
    »Keine Schusswaffen«, sagte er im Tonfall

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