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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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Bürgersteige waren leer.
    Hastig ging er wieder hinein, rannte zur Damentoilette und flüsterte: »Julie, bist du da drin?«

    Keine Antwort.
    Hinter ihm schwangen die Türen zur Lobby auf. Er drehte sich um, und Hoffnung stieg in seiner Brust auf …
    Aber es war nur der Fahrer, der hinausging und in seinen Bus stieg. Er sah Eliot erwartungsvoll an.
    Eliot zuckte die Schultern.
    Der Fahrer nickte, schloss die Bustür und ließ den Motor an. Mit einem Quietschen lösten sich die Druckluftbremsen, und der Bus rollte auf die Vine Street und verschwand.
    Sie war nicht gekommen.
    Eliot malte sich das Schlimmste aus: Ihr war zu Hause etwas zugestoßen. Aber natürlich gab es eine wahrscheinlichere Erklärung: Julie war schon abgefahren.
    Das Gefühl der Niedergeschlagenheit, das er zuvor schon empfunden hatte, verstärkte sich und presste ihm Herz und Lunge so sehr zusammen, dass ihm das Atmen schwer wurde.
    Vielleicht war sie nach dem Park gar nicht nach Hause gegangen, sondern einfach direkt hierhergekommen und mit dem Vier-Uhr-Bus nach Oakland abgefahren. Vielleicht hatte sie endlich begriffen, was für ein völliger Langweiler Eliot war.
    Warum hätte ein Mädchen wie Julie Marks überhaupt mit ihm herumhängen sollen? Es ergab sowieso keinen Sinn.
    Das Einzige, was Eliot wirklich begriff, war, dass er seiner Familie den Rücken gekehrt hätte und Fiona bis zum Hals in der Tinte hätte sitzen lassen, wenn er auch nur halb die Gelegenheit dazu gehabt hätte.
    Entmutigt … allein … von Schuldgefühlen überwältigt ließ er den Kopf hängen und verließ den Busbahnhof, um an den einzigen Ort zu gehen, wo man ihn haben wollte. Nach Hause.

57
    Der zweite Tod der Julie Marks
    Julie Marks spazierte zum Greyhound-Busbahnhof. Sie hatte die Kleidung für diesen Anlass sorgfältig ausgewählt: ein schwarzes T-Shirt mit ein paar glitzernden Strasssteinen (und natürlich tiefem Ausschnitt), hautenge Jeans und schwarze Stiefel. Nichts Auffälliges, aber auch nichts zu Schüchternes.
    Sicher nichts, dem ein fünfzehnjähriger Junge widerstehen konnte.
    Das war der Moment, auf den sie die letzten drei Tage hingearbeitet hatte – drei herrliche Tage am Leben und im Licht. Sie wollte ein ganzes Leben voller solcher Tage.
    Sie hatte es schlau angestellt, Eliots Vertrauen zu gewinnen, die Freundin zu spielen, die Neckende und schließlich den verwundeten Vogel. Jetzt konnte sie mit ihm anstellen, was sie nur wollte.
    Julie hatte gedacht, sie würden ihr im Austausch für ihre Freiheit etwas Schwieriges zu tun geben, aber das hier war, wie Katzenfisch auf dem Bürgersteig zu erschießen.
    Sie wurde langsamer.
    Eliot war allerdings nett, nicht wie die anderen Männer, denen sie in ihrem Leben begegnet war … als sie noch gelebt hatte.
    Aber darum ging es hier ja schließlich, oder nicht? Ein Glücksspiel, um der Hölle zu entkommen und ihr Leben zu gewinnen. Sie würde unter keinen Umständen zurückgehen.
    Julie näherte sich der Glastür des Busbahnhofs und langte nach dem Türgriff.
    Drinnen waren drei Männer.
    Der, der Zeitung las, war ein höllischer Agent. Am besten gar keinen Blickkontakt herstellen. Für Julie sahen sie alle gleich aus. Wenn sie dem falschen Clan über den Weg lief,
würde sie vielleicht nicht begrüßt, sondern gleich aufgefressen werden.
    Die beiden Hippies strahlten nichts aus. Wahrscheinlich waren sie das, was sie zu sein schienen, obwohl es sich in dieser Stadt auszahlte, vorsichtig zu sein.
    Auf der Bank mitten im Busbahnhof saß, so klein und unaufdringlich, dass sie ihn auf den ersten Blick übersehen hatte, Eliot.
    Er hatte sie nicht gesehen. Bambi im Scheinwerferlicht eines heranrasenden, achtzehnrädrigen Lastwagens.
    Gott, konnte sie ihm das wirklich antun? Hatte sie nicht schon genug Leben ruiniert? Und zwar zuallererst ihr eigenes?
    Sie rieb sich die Arme. Die Nadelspuren waren nicht mehr sichtbar, aber sie schmerzten noch immer.
    Die Stimme ihrer Mutter flüsterte in ihrem Kopf: Du hattest dein Leben, Kind – hast es weggeworfen, in irgendeinem Müllcontainer in Atlanta eine Überdosis genommen. Ein Dreckstück, im wahrsten Sinne des Wortes.
    Ja, sie würde es tun. Sie hatte sich umgebracht – und war vom Regen in die Traufe gekommen. Jetzt war ihre einzige Chance, wieder hinauszukriechen.
    Julie überprüfte ihre Locken in ihrem Spiegelbild im Glas. Sie war der perfekte, zuckersüße Köder.
    Im Busbahnhof hatte Eliot seine Geige hervorgezogen. Er zupfte ein paar Töne.
    Das Glas

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